Claude Debussy, ‚Fantoches‘ aus: "Fêtes galantes"
"Poèmes" und "Nuits d’été" – so lauten die Titel der beiden neuen CDs von Stella Doufexis. Und darauf findet sich durchweg französisches Repertoire. Im Fall von "Poèmes" sogar ausschließlich Lieder eines Komponisten. Und zwar von Claude Debussy. Der begann schon als Teenager mit dem Schreiben von Liedern. Schwer verliebt in die dummerweise verheiratete Marie-Blanche Vasnier komponierte er etwa seinen Liederzyklus "Fêtes galantes" auf Gedichte von Paul Verlaine und fügte der Erstfassung noch die folgende schwülstige Widmung hinzu:
"Für Madame Vasnier diese Lieder, die nur durch sie leben und die ihre Anmut verlieren müssten, sollten sie jemals nicht mehr ihrem melodischen Feenmund entströmen."
Was sich Madame Vasnier wohl gedacht haben mag, als ihrem "Feenmund" Geschichten wie im eingangs erklungenen "Fantoches" entströmten? Darin ist von einer offenherzigen Tochter die Rede, die sich zu ihrem feurigen Freibeuter schleicht, während eine verliebte Nachtigall lautstark ihre Not besingt. "Honi soit qui mal y pense…".
Auch wenn Debussy draufsteht, ein wenig "wagnert" es doch auf der CD, die Stella Doufexis gemeinsam mit ihrem Klavierpartner Daniel Heide aufgenommen hat.
In den Cinq Poèmes de Charles Baudelaire klingen die zwei Bayreuth-Besuche Debussys hörbar nach. Tristan und Isolde verkriechen sich hier gewissermaßen ins französische "Impressionismus-Bett".
Claude Debussy, ‚Le balcon‘ aus: 5 Poèmes de Charles Baudelaire
Von übermäßigen Gefühlswallungen im Text, und davon gibt es in Debussys Liedern jede Menge, lässt sich Stella Doufexis nicht hinwegreißen. Ihre Interpretationen bleiben jederzeit analytisch und klar strukturiert. So wie sie das bei Lehrern wie Dietrich Fischer-Dieskau oder Aribert Reimann wohl gelernt hat. Angemessene Distanz droht bei Stella Doufexis jedoch bisweilen zu kippen in eine gewisse Kälte. Dieses Gefühl verstärkt sich besonders in den höher liegenden Gesangspassagen der Debussy-Lieder. Die Spitzentöne der Mezzosopranistin klingen mitunter glanzlos und spröde, eher nach kaltem Stahl, als nach der flüssigen Bronze der ganz Großen ihres Stimmfachs.
Claude Debussy, ‘Placet futile’ aus: 3 Poèmes de Stéphane Mallarmé
Gebt ihr ein Orchester! – Auf diese rettende Idee könnte verfallen, wer sich die zweite CD angehört hat, die Stella Doufexis kürzlich beim Label Berlin Classics veröffentlicht hat. "Nuits d’été" lautet ihr Titel. Darauf singt die Mezzosopranistin ebenfalls Französisch: Werke von Ravel, Chausson und Berlioz. Doch eine Sache fällt sofort auf: Im Zusammenspiel mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz findet sich plötzlich eine Wärme in der Stimme von Stella Doufexis, die man auf der Debussy-Platte vergeblich sucht. Ob das nun der individuellen Disposition der Sängerin, dem Aufnahmeort oder dem Tonmeister geschuldet ist, sei dahingestellt.
Hector Berlioz; ‚Sur les lagunes‘ aus: "Les nuits d’été"
Ein tieftrauriger venezianischer Fischer beweint seine verstorbene Geliebte. Stella Doufexis hat ihm ihren Mezzosopran geliehen. "Sur les lagunes", hieß das gerade gehörte Orchesterlied aus dem Zyklus "Les Nuits d’été" von Hector Berlioz. Um 1840 entstanden die insgesamt sechs Lieder nach Texten von Théophile Gautier, zunächst für Singstimme und Klavier. Einige Jahre später hat Berlioz sie orchestriert. Sie atmen den Geist der französischen Romantik und erinnern streckenweise an die Klangwelt der Berlioz-Oper "Fausts Verdammnis".
Die jetzt erschienene Aufnahme mit Stella Doufexis und der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz entstand bereits 2010 bzw. 2011, also mehr als ein Jahr vor der Aufnahme mit den Debussy-Liedern. Stella Doufexis zeigt darauf eindrucksvoll, warum sie derzeit als Konzert- und Opernsängerin so hoch gehandelt wird. Kürzlich als Carmen an der Komischen Oper Berlin.
Emotional viel berührender, unangestrengter und nicht nur aufnahmetechnisch wesentlich präsenter als auf ihrer Debussy-Platte, erlebt man die Mezzosopranistin hier. Stella Doufexis fühlt sich hörbar wohl auf dem weichtönenden Klangteppich, den ihr die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit Karl-Heinz Steffens am Dirigentenpult ausrollt. Geschenkt die ein, zwei Intonationstrübungen im ansonsten wunderbar süffigen Orchestersound.
Maurice Ravel, ‘La flute enchantée’ aus: "Shéhérazade”
Musik:
Poèmes – Claude Debussy
Stella Doufexis, Mezzosopran
Daniel Heide, Klavier
Label: Berlin Classics (LC 06203)
Bestell-Nr.: 0300524BC
Nuits d’été
Hector Berlioz – Ernest Chausson – Maurice Ravel
Stella Doufexis, Mezzosopran
Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland—Pfalz
Ltg.: Karl-Heinz Steffens
Label: Berlin Classics (LC 06203)
Bestell-Nr.: 0300523BC
"Poèmes" und "Nuits d’été" – so lauten die Titel der beiden neuen CDs von Stella Doufexis. Und darauf findet sich durchweg französisches Repertoire. Im Fall von "Poèmes" sogar ausschließlich Lieder eines Komponisten. Und zwar von Claude Debussy. Der begann schon als Teenager mit dem Schreiben von Liedern. Schwer verliebt in die dummerweise verheiratete Marie-Blanche Vasnier komponierte er etwa seinen Liederzyklus "Fêtes galantes" auf Gedichte von Paul Verlaine und fügte der Erstfassung noch die folgende schwülstige Widmung hinzu:
"Für Madame Vasnier diese Lieder, die nur durch sie leben und die ihre Anmut verlieren müssten, sollten sie jemals nicht mehr ihrem melodischen Feenmund entströmen."
Was sich Madame Vasnier wohl gedacht haben mag, als ihrem "Feenmund" Geschichten wie im eingangs erklungenen "Fantoches" entströmten? Darin ist von einer offenherzigen Tochter die Rede, die sich zu ihrem feurigen Freibeuter schleicht, während eine verliebte Nachtigall lautstark ihre Not besingt. "Honi soit qui mal y pense…".
Auch wenn Debussy draufsteht, ein wenig "wagnert" es doch auf der CD, die Stella Doufexis gemeinsam mit ihrem Klavierpartner Daniel Heide aufgenommen hat.
In den Cinq Poèmes de Charles Baudelaire klingen die zwei Bayreuth-Besuche Debussys hörbar nach. Tristan und Isolde verkriechen sich hier gewissermaßen ins französische "Impressionismus-Bett".
Claude Debussy, ‚Le balcon‘ aus: 5 Poèmes de Charles Baudelaire
Von übermäßigen Gefühlswallungen im Text, und davon gibt es in Debussys Liedern jede Menge, lässt sich Stella Doufexis nicht hinwegreißen. Ihre Interpretationen bleiben jederzeit analytisch und klar strukturiert. So wie sie das bei Lehrern wie Dietrich Fischer-Dieskau oder Aribert Reimann wohl gelernt hat. Angemessene Distanz droht bei Stella Doufexis jedoch bisweilen zu kippen in eine gewisse Kälte. Dieses Gefühl verstärkt sich besonders in den höher liegenden Gesangspassagen der Debussy-Lieder. Die Spitzentöne der Mezzosopranistin klingen mitunter glanzlos und spröde, eher nach kaltem Stahl, als nach der flüssigen Bronze der ganz Großen ihres Stimmfachs.
Claude Debussy, ‘Placet futile’ aus: 3 Poèmes de Stéphane Mallarmé
Gebt ihr ein Orchester! – Auf diese rettende Idee könnte verfallen, wer sich die zweite CD angehört hat, die Stella Doufexis kürzlich beim Label Berlin Classics veröffentlicht hat. "Nuits d’été" lautet ihr Titel. Darauf singt die Mezzosopranistin ebenfalls Französisch: Werke von Ravel, Chausson und Berlioz. Doch eine Sache fällt sofort auf: Im Zusammenspiel mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz findet sich plötzlich eine Wärme in der Stimme von Stella Doufexis, die man auf der Debussy-Platte vergeblich sucht. Ob das nun der individuellen Disposition der Sängerin, dem Aufnahmeort oder dem Tonmeister geschuldet ist, sei dahingestellt.
Hector Berlioz; ‚Sur les lagunes‘ aus: "Les nuits d’été"
Ein tieftrauriger venezianischer Fischer beweint seine verstorbene Geliebte. Stella Doufexis hat ihm ihren Mezzosopran geliehen. "Sur les lagunes", hieß das gerade gehörte Orchesterlied aus dem Zyklus "Les Nuits d’été" von Hector Berlioz. Um 1840 entstanden die insgesamt sechs Lieder nach Texten von Théophile Gautier, zunächst für Singstimme und Klavier. Einige Jahre später hat Berlioz sie orchestriert. Sie atmen den Geist der französischen Romantik und erinnern streckenweise an die Klangwelt der Berlioz-Oper "Fausts Verdammnis".
Die jetzt erschienene Aufnahme mit Stella Doufexis und der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz entstand bereits 2010 bzw. 2011, also mehr als ein Jahr vor der Aufnahme mit den Debussy-Liedern. Stella Doufexis zeigt darauf eindrucksvoll, warum sie derzeit als Konzert- und Opernsängerin so hoch gehandelt wird. Kürzlich als Carmen an der Komischen Oper Berlin.
Emotional viel berührender, unangestrengter und nicht nur aufnahmetechnisch wesentlich präsenter als auf ihrer Debussy-Platte, erlebt man die Mezzosopranistin hier. Stella Doufexis fühlt sich hörbar wohl auf dem weichtönenden Klangteppich, den ihr die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit Karl-Heinz Steffens am Dirigentenpult ausrollt. Geschenkt die ein, zwei Intonationstrübungen im ansonsten wunderbar süffigen Orchestersound.
Maurice Ravel, ‘La flute enchantée’ aus: "Shéhérazade”
Musik:
Poèmes – Claude Debussy
Stella Doufexis, Mezzosopran
Daniel Heide, Klavier
Label: Berlin Classics (LC 06203)
Bestell-Nr.: 0300524BC
Nuits d’été
Hector Berlioz – Ernest Chausson – Maurice Ravel
Stella Doufexis, Mezzosopran
Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland—Pfalz
Ltg.: Karl-Heinz Steffens
Label: Berlin Classics (LC 06203)
Bestell-Nr.: 0300523BC