Es ist ein Stück auf Liebe und Tod sowie, gleichsam "natürlich", ein Werk der Wiedervereinigung. Schließlich stammt "La finta giardiniera" aus Zeiten, in denen die Künste neben Emanzipation und einer bis dahin ungeahnten Freiheit auch die schlichte "Natürlichkeit" entdeckten - einen Teil der belebten und unbelebten Natur zu nutzen begannen. Den menschlichen Naturen (und das meint hier zuvorderst deren erotisch-sexuellen Antrieb) wurde auf neue Weise genau auf die Zähne gefühlt. Höchst aktuell erscheint das dem Augenblick ausgelieferte Glücksverlangen dieser Oper des 18-jährigen Mozart in einer Zeit, in der Figuren wie Michel Houellebecq oder Maxim Biller literarische Mode schöpfen.
Philipp Himmelmann unterwarf die Intrige der Marchesa Violante Ornesti einer strengen Versuchsanordnung und zieht diese ohne Ausflüge in Gartenmärkte oder in den Wiener Haushalt des Dr. Freud durch. Die Kostüme von Gesine Völm, die nach und nach auch preisgeben, was unter der preziösen Oberfläche der Kleider und Roben steckt, zitierten in nuancierter Abstufung noch einmal das galante Zeitalter und dessen Standesunterschiede herbei. In scharfem Kontrast zu den historischen Reminiszenzen entwarf Hermannn Feuchter einen überdimensionalen Setzkasten: ein senkrecht gestelltes Labyrinth mit 16 glatten Türen, die nach ältestem Theaterbrauch für so manche Überraschung gut sind.
Auf den vielen Balkonen, Simsen oder Mauervorsprüngen und an den Metallbügeln in den senkrechten Wandelementen animiert Regisseur Himmelmann die singenden Akteure zu hohem (und mitunter vor den Abgründen wirklich riskant wirkendem) Körpereinsatz: Sie zeigen Gefühle, wie wohl nur die leibhaftige Präsenz der Oper sie im wirksamen Kontrast zur kondensierten Fernsehwelt freizusetzen vermag. Gerade auch die Melancholien, die der Gärtnerin aus Liebe auf dem Weg zu neuem Glück nicht erspart bleiben - Jennifer Bird steht ihrer adligen Rivalin Arminda, die Dunja Simic mit klarer Entschiedenheit ausstattet, auch in punkto Willen zum Glück nicht nach und singt die beiden Seelen in der Brust der Marchesa Ornesti wunderbar aus, das heißt mit Verve und Eleganz, aber eben auch mit Traurigkeit und Erinnerungsschmerz.
Das stilisierte und in unterschiedlichstes Licht getauchte Labyrinth fordert zu immer neuen Kletterpartien heraus. In seinem Zentrum befindet sich so etwas wie eine Herzkammer, in deren Rückwand ein kleiner roter Schaukasten und in ihm der Dolch, mit welchem Graf Belfiore in der Vorgeschichte einen Mordanschlag auf die Markgräfin Violante verübte (und diese tot glaubt). Doch sie überlebte und zog als Gärtnerin verkleidet und unter dem falschem Namen Sandrina in die Welt hinaus, um den Liebsten zu suchen und zurückzugewinnen, der ihr zuvor nach dem Leben trachtete.
Nach drei Stunden und einem abwechslungsreichen Reigen raffiniert variierter Da-capo-Arien, nach viel Verwechslung und Verwirrung, scheint sie dem Happy End zum Greifen nahe. Und wie all die Zeit, hat ein von Florian Ludwig angeleitetes Ensemble mit erstaunlicher Homogenität und durchweg hoher Gesangskultur die nicht immer gänzlich konsistent wirkende Story beglaubigt. Gerade auch die Männer im rivalisierenden Quartett: Mihai Zamfir, der Podestá, Jevgenij Taruntsov als Graf, Sybille Specht als Cavaliere Ramiro und Jan Friedrich Eggers als Hilfsgärtner Nardo, der so lange von Ingrid Frøseth, der kessen Kammerzofe Serpetta, nicht erhört wird. Aber am Ende dann natürlich doch. Denn es gilt hier nicht zuletzt ja der Natürlichkeit und dem Sieg der menschlichen Natur über Konvention und moralischen Zwang.
Philipp Himmelmann unterwarf die Intrige der Marchesa Violante Ornesti einer strengen Versuchsanordnung und zieht diese ohne Ausflüge in Gartenmärkte oder in den Wiener Haushalt des Dr. Freud durch. Die Kostüme von Gesine Völm, die nach und nach auch preisgeben, was unter der preziösen Oberfläche der Kleider und Roben steckt, zitierten in nuancierter Abstufung noch einmal das galante Zeitalter und dessen Standesunterschiede herbei. In scharfem Kontrast zu den historischen Reminiszenzen entwarf Hermannn Feuchter einen überdimensionalen Setzkasten: ein senkrecht gestelltes Labyrinth mit 16 glatten Türen, die nach ältestem Theaterbrauch für so manche Überraschung gut sind.
Auf den vielen Balkonen, Simsen oder Mauervorsprüngen und an den Metallbügeln in den senkrechten Wandelementen animiert Regisseur Himmelmann die singenden Akteure zu hohem (und mitunter vor den Abgründen wirklich riskant wirkendem) Körpereinsatz: Sie zeigen Gefühle, wie wohl nur die leibhaftige Präsenz der Oper sie im wirksamen Kontrast zur kondensierten Fernsehwelt freizusetzen vermag. Gerade auch die Melancholien, die der Gärtnerin aus Liebe auf dem Weg zu neuem Glück nicht erspart bleiben - Jennifer Bird steht ihrer adligen Rivalin Arminda, die Dunja Simic mit klarer Entschiedenheit ausstattet, auch in punkto Willen zum Glück nicht nach und singt die beiden Seelen in der Brust der Marchesa Ornesti wunderbar aus, das heißt mit Verve und Eleganz, aber eben auch mit Traurigkeit und Erinnerungsschmerz.
Das stilisierte und in unterschiedlichstes Licht getauchte Labyrinth fordert zu immer neuen Kletterpartien heraus. In seinem Zentrum befindet sich so etwas wie eine Herzkammer, in deren Rückwand ein kleiner roter Schaukasten und in ihm der Dolch, mit welchem Graf Belfiore in der Vorgeschichte einen Mordanschlag auf die Markgräfin Violante verübte (und diese tot glaubt). Doch sie überlebte und zog als Gärtnerin verkleidet und unter dem falschem Namen Sandrina in die Welt hinaus, um den Liebsten zu suchen und zurückzugewinnen, der ihr zuvor nach dem Leben trachtete.
Nach drei Stunden und einem abwechslungsreichen Reigen raffiniert variierter Da-capo-Arien, nach viel Verwechslung und Verwirrung, scheint sie dem Happy End zum Greifen nahe. Und wie all die Zeit, hat ein von Florian Ludwig angeleitetes Ensemble mit erstaunlicher Homogenität und durchweg hoher Gesangskultur die nicht immer gänzlich konsistent wirkende Story beglaubigt. Gerade auch die Männer im rivalisierenden Quartett: Mihai Zamfir, der Podestá, Jevgenij Taruntsov als Graf, Sybille Specht als Cavaliere Ramiro und Jan Friedrich Eggers als Hilfsgärtner Nardo, der so lange von Ingrid Frøseth, der kessen Kammerzofe Serpetta, nicht erhört wird. Aber am Ende dann natürlich doch. Denn es gilt hier nicht zuletzt ja der Natürlichkeit und dem Sieg der menschlichen Natur über Konvention und moralischen Zwang.