Samstag, 04. Mai 2024

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Liebsein auf Rezept

"Er gaukelt und schaukelt, er trappelt und zappelt auf dem Stuhl hin und her ...": Der "Zappelphilipp" aus dem Struwwelpeter kann heute als frühes Beispiel für Hyperaktivität gelten. Seine beiden literarischen Ergänzungen, der verträumte "Hans guck in die Luft" und der bitterböse Friedrich, der durch sein hyperaktives und impulsives Verhalten andere Menschen vor den Kopf stößt: alles ADHS-Kinder, 1884 vom Frankfurter Kinderpsychiater Heinrich Hoffmann beschrieben. Erst 140 Jahre später wurde dem Phänomen ein sperriger medizinischer Name gegeben: ADHS, Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom.

Moderation: Sandra Pfister | 11.10.2008
    ADHS wurde inzwischen 500.000 widerspenstigen und unaufmerksamen Kindern in Deutschland attestiert. Winston Churchill hätte nach heutiger Diagnose ADHS. Ihn ließ man nach jeder Stunde um das Schulgebäude rennen - wäre das nicht auch heute eine angemessene Therapie? Wer launisch, nervös oder unkonzentriert ist, erlebt die gleichen Symptome wie ein ADHS-Kind und mag sich fragen: Wo ist die Grenze? Wo ist ein Kind einfach schwer erziehbar und impulsiv, wo ist es krank? Wo ist die Gabe von Ritalin angebracht - und was lässt sich mit Familienarbeit, Sport und Erziehung ausrichten?

    Viele Therapeuten und Schulpsychologen stehen der vorwiegend medikamentösen Behandlung mittlerweile skeptisch gegenüber. Weil es ein Mittel gibt, sagen sie, werde weniger über Prävention oder therapeutische Begleitung nachgedacht. Was können die Schulen, was können die Lehrer besser machen?

    Sendung mit Hörerbeteiligung: 00800-4464 4464 oder pisaplus@dradio.de

    Beitrag

    Ruhig gestellt mit Ritalin. Immer mehr Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit müssen Tabletten einnehmen

    Studiogäste
    Hans Biegert, Leitender Schuldirektor der auf ADHS-Schüler spezialisierten HEBO-Privatschule in Bonn
    Annette Streeck-Fischer, Chefärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie im niedersächsischen Landeskrankenhaus Tiefenbrunn