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Lied für Oslo

Stefan Raab, einst Schmuddelkind des Privatfernsehens, ist angetreten, um für Deutschland endlich mal wieder einen erfolgreichen Grand Prix-Auftritt zu organisieren. In einer in dieser Form noch einzigartigen Zusammenarbeit treten ProSieben und das Erste gemeinsam an, um beim Eurovision Song Contest endlich mit einem deutschen Titel wieder zu punkten.

Von Klaus Deuse |
    Deutschland steht in diesem Jahr vor schwierigen Herausforderungen. Da ist es einfach gut zu wissen, dass sich Angela Merkel nicht allein um alles kümmern muss. Ein Mitstreiter kämpft gleich mutig an vorderster Front. Auf der Mattscheibe:

    "...Du weißt, dass die Hoffnung einer ganzen Nation auf Deinen Schultern ruht."

    Schließlich geht es um etwas ganz Großes.

    "Herzlich willkommen zur ersten "Unser Star für Oslo Show". Wir suchen den deutschen Teilnehmer für den Eurovision Song Contest..."

    Und damit es in Oslo nicht wieder heißt: "Allemagne zero points, Germany zero points", geht ein bekannter TV-Schaffender ans Werk:

    "Ein Mann wird immer hier sein: das ist der Jury-Präsident und das ist die Reinkarnation von Nicole. Mr. Grand-Prix: Hier ist Stefan Raab."

    Dem muss man natürlich nicht groß erklären, was auf dem Spiel steht:

    "Du weißt, dass das heute eine nationale Aufgabe ist..."

    Aber klar weiß das der Stefan, den das breite Fernsehpublikum als Wok-Weltmeister und als Brachial-Humoristen kennt. Doch wenn es um Musik, insbesondere um Grand Prix d'Eurovision de la Chanson geht, versteht er keinen Spaß. Selbst bei Witzeleien, wann denn die Bundeskanzlerin bei dieser nationalen Aufgabe in der Jury sitzen werde, bleibt er ungewohnt schmallippig:

    "Ich kenne ihre musikalische Kompetenz nicht."

    Ja, Unterhaltungsmusik ist ein ernstes Geschäft. Darum hat sich sogar Rockstar Marius Müller-Westernhagen gnädig bereit gefunden, in der Jury mitzuwirken. Obwohl:

    "Jeder weiß, ich bin normalerweise kein Freund von Casting-Shows. Aber ich denke mir, wenn man es schon nicht ändern kann, dann sollte man wenigstens versuchen, die Qualität zu heben..."

    Und ganz offenbar hat dem Marius gefallen, was er zu hören bekommen hat. Selbst ganz Künstler weiß er schließlich, worum es für einen Künstler geht:

    "Was mir besonders gefallen hat. Du bleibst bei Dir. Du bleibst nur bei Dir. Du willst nur die Geschichte erzählen, nur den Song singen..."

    Auch Jury-Chef Raab fand lobende Worte. Wenn auch mehr fürs Äußere der Kandidatin:

    "Ich finde erst mal super, dass man gar nicht weiß wo der Zopf anfängt."

    Was die Kandidaten gesanglich zum besten gaben, macht Hoffnung für Oslo. Vielleicht hört man dann am 12. Mai sogar schon mal: "Allemagne douze points, Germany twelve points." Und wenn nicht, dann weiß Stefan Raab schon heute, woran es gelegen hat.

    "Ja, es spielen ja auch andere Dinge eine Rolle als allein der Gesang."

    Vielleicht sogar ein Zopf, bei dem man nicht weiß, wo er anfängt.