Das alles bringt für einen Zyklus wie Schuberts "Winterreise" Vor- und Nachteile mit sich. Das kernigere Timbre macht die Tragödie des ruhelos Ziehenden stärker glaubhaft. Der Text wirkt prägnanter. Der Reichtum an Farben ist größer geworden. Aber nicht immer, vor allem nicht in den scheinbar unwichtigen Nebennoten, nimmt Schmidt seinen Bariton in die nötige Disziplin. Das schwerer gewordene Material verlangt gerade auch in den leichten Taktteilen nach veränderten technischen Mitteln, die Schmidt in seinen neuen, dramatischeren Bühnenpartien ja auch einsetzt. Vielleicht liegt’s daran, dass ihm Schuberts "Winterreise" doch zu vertraut ist und eben nicht fremd.
Musikbeispiel: Franz Schubert - Nr.1 'Gute Nacht’ aus: "Winterreise", D 911
Andreas Schmidt mit Schuberts "Winterreise". Seit vielen Jahren arbeitet er mit dem Pianisten Rudolf Jansen zusammen, der ihm auch bei dieser Aufnahme ein kluger, übrigens durchaus selbstbewusster Partner war. Trotz aller soeben erwähnten Einwände: Die beiden schlagen einen großen und überzeugenden dramatischen Bogen, und die Reise wird umso fesselnder, je dunkler und kälter die Welt um den Dichter, den Komponisten und den Sänger wird.
Musikbeispiel: Franz Schubert - Nr.14 'Der greise Kopf’ aus: "Winterreise", D 911
Titel: "Franz Schubert - Winterreise"
Solisten: Andreas Schmidt, Bariton
Rudolf Jansen, Klavier
Label: hänssler CLASSIC
Labelcode: LC 06047
Bestell-Nr.: CD 98.381