Donnerstag, 16. Mai 2024

ARD-Recherche
Lieferando soll seine Kuriere automatisiert überwachen

Nach Recherchen der SWR-Redaktion "Vollbild" hat sich der Lieferdienst Lieferando ein technisches System aufgebaut, mit dem sich die Fahrer während ihres Dienstes lückenlos überwachen lassen. Die Redaktion berichtet, dass es bei Lieferando so genannte "Agenten" gebe, die Fahrerinnen und Fahrer während ihrer Schicht betreuen und unterstützen sollen.

31.10.2023
    Ein Fahrradkurier des Fastfood-Lieferdienstes Lieferando.de mit Helm im Einsatz.
    Lieferando wies die Überwachungs-Vorwürfe zu der Fahrer-App zurück. (picture alliance / dpa / Sulupress.de / Torsten Sukrow)
    Dafür können sie dauerhaft sehen, welchen Auftrag die Kuriere gerade abarbeiten und wo sie sich befinden. Dauere eine Lieferung länger als vom System berechnet, könne der Agent nachfragen und entsprechend eingreifen.Nach Aussagen eines ehemaligen Lieferando-Agenten sei es mit dem System grundsätzlich möglich, jedem Fahrer "im Nacken zu sitzen", der nicht das mache, was die Firma möchte.

    Datenschutzexperte sieht Anhaltspunkte für komplett überwachtes Arbeitsverhältnis

    Lieferando wies die Überwachungs-Vorwürfe zurück. Von dort hieß es, die Fahrer-App entspreche geltenden Datenschutzbestimmungen. Man brauche die Angaben von Orten und Zeiten, damit der Service ordnungsgemäß funktioniere. Darüber hinaus würden die Daten jedoch nicht für unerlaubte Leistungs- oder Verhaltenskontrollen genutzt. Zudem informiere man die Fahrer, wozu man die Daten nutze.
    Der frühere Datenschutzbeauftragte von Baden-Württemberg, Brink, sieht das kritischer. Er sagte auf Anfrage der Vollbild-Redaktion, die Recherche liefere Belege, dass man es mit einem komplett überwachten Arbeitsverhältnis zu tun habe. Sollten die Angaben zutreffen, handele es sich eindeutig um eine Leistungskontrolle. Solche vollständigen Überwachungsverhältnisse seien aber nicht legal.
    Diese Nachricht wurde am 31.10.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.