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Liga-App
Lauschangriff auf spanische Fußball-Fans

Die spanische Fußball-Liga nutzt die Smartphones von Millionen Fans, um Pay-TV-Betrug aufzudecken. Die Liga hat nun zugegeben, dass die App Daten vom Mikrofon des Handys abgreift. Kritiker befürchten, dass die Liga auf diese Weise Fans als verdeckte Informanten einsetzen könnte.

Von Oliver Neuroth | 11.06.2018
    Fans von Real Madrid beim Champions-League-Finale gegen Atletico Madrid
    Fans von Real Madrid beim Champions-League-Finale gegen Atletico Madrid. (dpa/picture alliance/ Christian Charisius)
    Die App aktiviert das Mikrofon des Smartphones, wenn Liga-Spiele laufen. Sie erkennt also anhand des Audio-Signals, ob der Nutzer gerade ein Spiel schaut. Da die App auch den Standort lokalisiert, weiß sie, wo der Nutzer sich befindet - ob er zum Beispiel in einer Fußball-Kneipe ist und dort das Spiel über einen Fernseher den Gästen gezeigt wird.
    Die Liga kann nun kontrollieren, ob diese Kneipe auch die Gebühren dafür zahlt. Weil viele Bars das nicht tun, entsteht dem spanischen Fußball nach Liga-Angaben ein Schaden von 150 Millionen Euro pro Jahr. Kritiker sagen, die Liga setze Fans als verdeckte Informanten, als Spitzel ein, um Kneipen-Besitzer zu verraten. Die Liga verteidigt sich: Sie habe Verantwortung den Vereinen gegenüber - und deshalb die App mit dieser Funktion ausgestattet. Seit wann das der Fall ist, ist nicht bekannt. Die Liga stellt aber klar, dass die App nicht das reine Audio-Signal der Smartphones abgreift, nur den sogenannten Binär-Code. Deshalb sei die Privatsphäre der Nutzer nicht in Gefahr. Etwa 10 Millionen Spanier haben die Liga-App auf ihrem Handy. Wenn sie die Nutzungsbedingungen bestätigen, akzeptieren sie automatisch, dass die App auf das Mikrofon zugreifen darf. Wollen die Nutzer das nicht, müssen sie die Einstellungen des Smartphones entsprechend ändern.