Neunmal im Jahr versorgen die Macher des Magazins Lingua Franca ihre Leserschaft mit reißerischen Geschichten und pikanten Anekdoten aus der US-amerikanischen Hochschulwelt. In den zehn Jahren seines Bestehens ist Lingua Franca zum erfolgreichsten Boulevardblatt für Geisteswissenschaftler avanciert. Ein bisschen Intellekt, ein bisschen Sensation, aber vor allem richtige Menschen - das ist für den Kopf und Gründer des Magazins Jeffrey Kittay das Erfolgsrezept: "Die Uni-Welt ist alles andere als trocken und esoterisch. Im Gegenteil, es gibt eine ganze Reihe interessanter Fragen und schriller Persönlichkeiten. Wir haben zum Beispiel einen - inzwischen berühmt-berüchtigten - Artikel über eine Professorin namens Jane Gallup veröffentlicht. Sie glaubt doch wahrhaftig, dass Unterricht geben eine erotische Angelegenheit ist, und setzt diese Theorie auch ab und zu in die Praxis um." Nymphomanische Pädagogen, Streiks von ausgebeuteten Assistenten, professorale Topverdiener - in Lingua Franca wird die Hochschulwelt zur Seifenoper. Ebenso kontrovers wie der Inhalt sind mitunter die Reaktionen der Leser, erzählt Chefredakteur Alex Star: "Immer Sommer etwa hat ein Dekan aus Tennessee eine ganze Delegation geschickt, weil er sich von uns auf den Fuß getreten fühlte." Obwohl die Reporter bisweilen vehement in die Mangel genommen werden, das Blatt ist ein akademischer Verkaufsknüller. Anders als intellektuelle Hochschulzeitschriften kann es ohne Subventionen überleben. 20.000 Leser interessieren sich für den Tratsch und Klatsch aus der Uniwelt. Die treuesten und zahlreichsten Abonnenten seien die Professoren selbst, so Kittay: "Auf Konferenzen oder anderen offiziellen Veranstaltungen lernen sie ihre Kollegen meist nur oberflächlich kennen. Unser Magazin trägt dazu bei, dass sie sich als Teil einer sozialen Gemeinschaft verstehen können." Lingua Franca sei für die Akademiker, was für die Schauspieler das Magazin Variety oder für die Musiker das Billboard ist. Nur mit Enthüllungsjournalismus hält man diese Leserschaft aber auch nicht bei der Stange. So bietet Lingua Franca auch ausführliche Buchbesprechungen, praktische Ratschläge etwa zur Publikation einer Dissertation und eine akademische Jobbörse. Der Mix aus Wissenschaft und Klatsch, Informationen und Sensationen soll nun auch internationale Ableger bekommen. Mit wem er verhandelt, verrät Kittay allerdings noch nicht.
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Wer auf den Geschmack gekommen ist: Lingua Franca kann man auch im Internet lesen.
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