Freitagnachmittag in Apia, der Hauptstadt Samoas. Unten am Hafen ist Feierabendstau. Knatternde Kleinwagen, Taxis, bullige Pick-ups und auffrisierte Mofas. Bisher hatten sie alle eines gemeinsam: Sie fuhren rechts. Das aber ist jetzt vorbei. Ab Montag gilt in Samoa Linksverkehr. Auch wenn die Mehrheit der Samoaner den Richtungswechsel im Straßenverkehr für eine Sackgasse hält.
Rimoni Aiafi: "Ich fahre jetzt seit 20 Jahren Auto – und auf einmal soll ich auf der anderen Straßenseite fahren. Das wird sehr schwer für mich. Ich halte den Wechsel für gefährlich. Und viele haben deshalb Angst.""
Schuld an allem ist Tuilaepa Sa’ilele, der Premierminister Samoas. Er hat den 180.000 Einwohnern des Südseestaates die neuen Verkehrsregeln eingebrockt. Im Alleingang. Ohne Volksbefragung und ohne Debatte im Parlament. Seine Begründung: 90 Prozent aller Samoaner wanderten sowieso nach Australien oder Neuseeland aus. Und weil dort links gefahren werde, hätten sie es künftig nicht nur einfacher, sich im Ausland einzuleben, sondern auch keine Probleme während des Heimaturlaubs.
Tuilaepa: "Es macht Sinn, dass wir unsere Verkehrsregeln denen in Australien und Neuseeland angleichen. Außerdem kommen die meisten unserer Touristen von dort – sie sollen sich bei uns sicher fühlen. Samoa-Auswanderer können künftig ihrer Familie nicht mehr nur Geld, sondern auch ein Auto nach Hause schicken: Um in die Arbeit zu fahren, die Kinder in die Schule zu bringen oder zum Arzt zu fahren. Ich sehe darin nur Vorteile."
Doch seit die Autos in Samoa die Straßenseite wechseln sollen, rebelliert das Volk. Das Oberste Gericht muss klären, ob das Ändern der Fahrtrichtung nicht verfassungswidrig ist, einzelne Dörfer haben Sperren errichtet. Und nur wer, wie früher, rechts fährt, darf passieren.
Zehntausende gingen in Protestmärschen auf die Straße, die sogenannte "Bürgerbewegung gegen das Ändern der Fahrtrichtung" hat 35.000 Unterschriften gesammelt. Chef der Linksverkehrsgegner ist der Anwalt Toleafoa Toailoa. Er will als Spitzenkandidat der neu gegründeten "Volkspartei" die Regierung bei der nächsten Wahl stürzen.
Toleaofa Toailoa: "Der Wechsel der Verkehrsrichtung ist eine lausige Entscheidung. Denn jeder muss völlig umlernen. Von 19.000 Fahrzeugen in Samoa sind 17.000 linksgesteuert. Das heißt: Nach der Umstellung sitzt die große Mehrheit der Autofahrer auf der falschen Seite."
Australische Verkehrsexperten befürchten Chaos: Mehr Blechschäden, mehr Unfälle mit Fußgängern und mehr Verkehrstote. Dazu kommen die Kosten der Umstellung: Mehr als 200 Millionen Euro. Alle Busse brauchen jetzt Türen auf der anderen Seite, neue Verkehrszeichen sind nötig, geänderte Abbiegepfeile – und rechtsgesteuerte Autos. Tausende Neu- und Gebrauchtwagen sollen aus Australien, Neuseeland und Japan nach Samoa eingeführt, die alten weggeschafft werden. Und wer hat das größte Import-Exportgeschäft in Samoa? Der Sohn des Premierministers. Regierungskritiker Afasamanga Toleafa zählt eins und eins zusammen:
"Wir müssen genau prüfen, wer von diesem Wechsel am meisten profitiert. Und ich hoffe nicht, dass es die politischen Kräfte sind, die hinter dieser Änderung stecken."
2011 wird gewählt in Samoa. Die Regierungspartei ist seit 27 Jahren mit großer Mehrheit im Amt. Doch die Opposition wittert ihre Chance. Sollten die Linksverkehrsgegner an die Macht kommen, dann wollen sie den Wechsel der Fahrtrichtung wieder rückgängig machen. Koste es, was es wolle. Bis dahin aber ist verkehrte Welt am Ende der Welt. Denn es gilt – zum ersten Mal in 100 Jahren – auf Samoa links vor rechts.
Rimoni Aiafi: "Ich fahre jetzt seit 20 Jahren Auto – und auf einmal soll ich auf der anderen Straßenseite fahren. Das wird sehr schwer für mich. Ich halte den Wechsel für gefährlich. Und viele haben deshalb Angst.""
Schuld an allem ist Tuilaepa Sa’ilele, der Premierminister Samoas. Er hat den 180.000 Einwohnern des Südseestaates die neuen Verkehrsregeln eingebrockt. Im Alleingang. Ohne Volksbefragung und ohne Debatte im Parlament. Seine Begründung: 90 Prozent aller Samoaner wanderten sowieso nach Australien oder Neuseeland aus. Und weil dort links gefahren werde, hätten sie es künftig nicht nur einfacher, sich im Ausland einzuleben, sondern auch keine Probleme während des Heimaturlaubs.
Tuilaepa: "Es macht Sinn, dass wir unsere Verkehrsregeln denen in Australien und Neuseeland angleichen. Außerdem kommen die meisten unserer Touristen von dort – sie sollen sich bei uns sicher fühlen. Samoa-Auswanderer können künftig ihrer Familie nicht mehr nur Geld, sondern auch ein Auto nach Hause schicken: Um in die Arbeit zu fahren, die Kinder in die Schule zu bringen oder zum Arzt zu fahren. Ich sehe darin nur Vorteile."
Doch seit die Autos in Samoa die Straßenseite wechseln sollen, rebelliert das Volk. Das Oberste Gericht muss klären, ob das Ändern der Fahrtrichtung nicht verfassungswidrig ist, einzelne Dörfer haben Sperren errichtet. Und nur wer, wie früher, rechts fährt, darf passieren.
Zehntausende gingen in Protestmärschen auf die Straße, die sogenannte "Bürgerbewegung gegen das Ändern der Fahrtrichtung" hat 35.000 Unterschriften gesammelt. Chef der Linksverkehrsgegner ist der Anwalt Toleafoa Toailoa. Er will als Spitzenkandidat der neu gegründeten "Volkspartei" die Regierung bei der nächsten Wahl stürzen.
Toleaofa Toailoa: "Der Wechsel der Verkehrsrichtung ist eine lausige Entscheidung. Denn jeder muss völlig umlernen. Von 19.000 Fahrzeugen in Samoa sind 17.000 linksgesteuert. Das heißt: Nach der Umstellung sitzt die große Mehrheit der Autofahrer auf der falschen Seite."
Australische Verkehrsexperten befürchten Chaos: Mehr Blechschäden, mehr Unfälle mit Fußgängern und mehr Verkehrstote. Dazu kommen die Kosten der Umstellung: Mehr als 200 Millionen Euro. Alle Busse brauchen jetzt Türen auf der anderen Seite, neue Verkehrszeichen sind nötig, geänderte Abbiegepfeile – und rechtsgesteuerte Autos. Tausende Neu- und Gebrauchtwagen sollen aus Australien, Neuseeland und Japan nach Samoa eingeführt, die alten weggeschafft werden. Und wer hat das größte Import-Exportgeschäft in Samoa? Der Sohn des Premierministers. Regierungskritiker Afasamanga Toleafa zählt eins und eins zusammen:
"Wir müssen genau prüfen, wer von diesem Wechsel am meisten profitiert. Und ich hoffe nicht, dass es die politischen Kräfte sind, die hinter dieser Änderung stecken."
2011 wird gewählt in Samoa. Die Regierungspartei ist seit 27 Jahren mit großer Mehrheit im Amt. Doch die Opposition wittert ihre Chance. Sollten die Linksverkehrsgegner an die Macht kommen, dann wollen sie den Wechsel der Fahrtrichtung wieder rückgängig machen. Koste es, was es wolle. Bis dahin aber ist verkehrte Welt am Ende der Welt. Denn es gilt – zum ersten Mal in 100 Jahren – auf Samoa links vor rechts.