Das Baden-Badener Festspielhaus ist auf seine Opern-Eigenproduktionen mit Recht stolz. Es bietet optimale Proben- und Aufführungsbedingungen, und die Akustik des Hauses ist für groß besetzte Werke ideal. Weniger ideal ist mitunter die Auswahl der Regisseure und Sänger, die nicht immer die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen.
Was wünscht man sich für die "Salome" von Richard Strauss? Sicher keine sexbesessene Stripperin, aber doch eine Sängerdarstellerin mit erotischer Ausstrahlung, eine Frau, die sich altersangemessen natürlich-geschmeidig bewegt und eine mädchenhafte Verführungskraft besitzt. Salome ist schließlich eine orientalische Prinzessin.
Angela Denoke, die die Titelrolle in Baden-Baden singt, hat dies alles nicht. In ihrem ganzen Habitus passt sie überall hin, nur nicht an den Rand der arabischen Wüste. Regisseur Nikolaus Lehnhoff unterstreicht das Steife und Ungelenke dieser Salome zu Beginn, indem er Angela Denoke ganz manieriert und völlig unnatürlich auftreten lässt. Man weiß als Zuschauer lange nicht, ob diese Gesten aus der Opern-Mottenkiste gewollt sind oder nur Ausdruck einer gewissen Hilflosigkeit. Erst vom Schluss her, wenn Salome mit dem Kopf des Jochanaan Aug‘ in Aug‘ allein ist, erkennt man die Absicht des Regisseurs: in dieser Schlussszene bewegt sich Angela Denoke gewissermaßen "normaler" und freier - aber da ist sie schon verrückt.
Lehnhoffs Idee, Salomes Befreiung durch das Ablegen ihrer Kleiderschichten im Schleiertanz zu zeigen, geht jedoch nicht auf. Er wolle den Tanz in die Handlung integrieren, nicht als "Einlage" betrachten, sagte er im Vorfeld. Aber im weitgehenden Verzicht auf erotische Wirkung, nimmt er ihm die Zielrichtung. Man kann nicht nachvollziehen, wieso sich der Tetrarch Herodes durch diese Aktion so erregt fühlt, dass er Salome den Kopf des Jochanaan wunschgemäß auf dem Silbertablett servieren lässt.
Was Lehnhoff seiner Salome hier abverlangt. ist kein Tanz im üblichen Sinne, sondern eine Art Choreografie im Liegen, Stehen, Gehen und Rollen. Auch ist weniger von Entschleiern zu berichten, sondern vom Gegenteil: immer wieder verhüllt sich Salome in das große graue Tuch von Jochanaan oder zieht es sich lasziv durch die Beine. Dann tanzt sie mit Herodes ein wenig Walzer und lässt sich befummeln oder treibt ein wenig Stierkampf mit ihm.
Das Ganze spielt in einem unansehnlichen Beton-Ambiente mit Treppen, Brücken und verrotteten Mauern. In der Mitte des Bühnenbildes von Hans Martin Scholder befindet sich die Gruft von Jochanaan, dem der amerikanische Bassbariton Alan Held eine stattliche Figur mit fanatischem Eifer gibt. Stimmlich wie darstellerisch ist er buchstäblich der Held dieser Aufführung: bei Lehnhoff.
Ist er als Vertreter des Neuen Testaments die Hauptperson. Außerdem kann er ihm einen Henker zugesellen, der - nur in einen ledernen Slip mit Gurten gewandet -, ein bisschen Sado-Maso in die Aufführung bringt. In den Kostümen von Bettina Walter spiegeln sich zudem allerhand historische und zeitgenössische Anspielungen. So tritt etwa Doris Soffel als Herodias in königlicher Robe auf, während ihr Gatte Herodes - der Herkunft nach ein Kameltreiber - wie ein Buchhalter wirkt. Im Hintergrund sieht man orthodoxe Juden mit Hut und Gebetsschal, auf den Treppen versammelt sich eine ausgeflippte Partygesellschaft.
Was für den szenischen Ablauf gilt, trifft auch auf die musikalische Seite zu: das Deutsche Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Stefan Soltesz braucht einen langen Anlauf, bis es wirklich präsent ist und den Zuhörer/Zuschauer in Bann zieht. Oft bleibt das Orchester etwas beiläufig, als müsse es das Grau der Bühne klanglich wiederholen. Doch am Ende rollen die Köpfe auch im Orchestergraben:
Was wünscht man sich für die "Salome" von Richard Strauss? Sicher keine sexbesessene Stripperin, aber doch eine Sängerdarstellerin mit erotischer Ausstrahlung, eine Frau, die sich altersangemessen natürlich-geschmeidig bewegt und eine mädchenhafte Verführungskraft besitzt. Salome ist schließlich eine orientalische Prinzessin.
Angela Denoke, die die Titelrolle in Baden-Baden singt, hat dies alles nicht. In ihrem ganzen Habitus passt sie überall hin, nur nicht an den Rand der arabischen Wüste. Regisseur Nikolaus Lehnhoff unterstreicht das Steife und Ungelenke dieser Salome zu Beginn, indem er Angela Denoke ganz manieriert und völlig unnatürlich auftreten lässt. Man weiß als Zuschauer lange nicht, ob diese Gesten aus der Opern-Mottenkiste gewollt sind oder nur Ausdruck einer gewissen Hilflosigkeit. Erst vom Schluss her, wenn Salome mit dem Kopf des Jochanaan Aug‘ in Aug‘ allein ist, erkennt man die Absicht des Regisseurs: in dieser Schlussszene bewegt sich Angela Denoke gewissermaßen "normaler" und freier - aber da ist sie schon verrückt.
Lehnhoffs Idee, Salomes Befreiung durch das Ablegen ihrer Kleiderschichten im Schleiertanz zu zeigen, geht jedoch nicht auf. Er wolle den Tanz in die Handlung integrieren, nicht als "Einlage" betrachten, sagte er im Vorfeld. Aber im weitgehenden Verzicht auf erotische Wirkung, nimmt er ihm die Zielrichtung. Man kann nicht nachvollziehen, wieso sich der Tetrarch Herodes durch diese Aktion so erregt fühlt, dass er Salome den Kopf des Jochanaan wunschgemäß auf dem Silbertablett servieren lässt.
Was Lehnhoff seiner Salome hier abverlangt. ist kein Tanz im üblichen Sinne, sondern eine Art Choreografie im Liegen, Stehen, Gehen und Rollen. Auch ist weniger von Entschleiern zu berichten, sondern vom Gegenteil: immer wieder verhüllt sich Salome in das große graue Tuch von Jochanaan oder zieht es sich lasziv durch die Beine. Dann tanzt sie mit Herodes ein wenig Walzer und lässt sich befummeln oder treibt ein wenig Stierkampf mit ihm.
Das Ganze spielt in einem unansehnlichen Beton-Ambiente mit Treppen, Brücken und verrotteten Mauern. In der Mitte des Bühnenbildes von Hans Martin Scholder befindet sich die Gruft von Jochanaan, dem der amerikanische Bassbariton Alan Held eine stattliche Figur mit fanatischem Eifer gibt. Stimmlich wie darstellerisch ist er buchstäblich der Held dieser Aufführung: bei Lehnhoff.
Ist er als Vertreter des Neuen Testaments die Hauptperson. Außerdem kann er ihm einen Henker zugesellen, der - nur in einen ledernen Slip mit Gurten gewandet -, ein bisschen Sado-Maso in die Aufführung bringt. In den Kostümen von Bettina Walter spiegeln sich zudem allerhand historische und zeitgenössische Anspielungen. So tritt etwa Doris Soffel als Herodias in königlicher Robe auf, während ihr Gatte Herodes - der Herkunft nach ein Kameltreiber - wie ein Buchhalter wirkt. Im Hintergrund sieht man orthodoxe Juden mit Hut und Gebetsschal, auf den Treppen versammelt sich eine ausgeflippte Partygesellschaft.
Was für den szenischen Ablauf gilt, trifft auch auf die musikalische Seite zu: das Deutsche Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Stefan Soltesz braucht einen langen Anlauf, bis es wirklich präsent ist und den Zuhörer/Zuschauer in Bann zieht. Oft bleibt das Orchester etwas beiläufig, als müsse es das Grau der Bühne klanglich wiederholen. Doch am Ende rollen die Köpfe auch im Orchestergraben: