Manfred Kloiber: Maximilian Schönherr, Sie waren auf der Buchmesse in Leipzig: Wie ernst ist es um die elektronischen Bücher bestellt?
Maximilian Schönherr: Sehr ernst. Vor zehn Jahren hatten wir backsteinförmige eBooks mit mäßigen Bildschirmen und noch mäßigeren Akkulaufzeiten. Auf der letzten Frankfurter Buchmesse vor einem halben Jahr waren schwer bedienbare Geräte mit immerhin energiesparenden, sehr gut lesbaren Displays zu sehen, aber es gab dafür – zumindest hier in Deutschland – praktisch keine Bücher. Jetzt steht der Durchbruch der eBooks direkt bevor, weil es Content gibt, Inhalt, also: was zum Lesen. Während auf der Frankfurter Buchmesse die Verlage damit nur vorsichtig liebäugelten, ihre Bücher für diese neuen Geräte freizuschalten, sind in Leipzig Fakten geschaffen worden. Libri ist einer der größten und ältesten Buchvertriebe und hat eine Kooperation mit Sony bekannt gegeben, deren eBook reichlich mit Inhalt zu füllen. Das schlägt auf der Messe ein. Selbst die klassischen älteren Leser, die nicht so computeraffin sind, fahren drauf ab.
Kloiber: Sprechen wir da von kompletten Büchern? Von neuen Büchern, von Bestsellern?
Schönherr: Von alledem. Quer durch die Verlage. Stephenie Meyers Biss zum Ende der Nacht (Carlson Verlag), Henning Mankells Chinese (Zsolnay), Artemis Fowls Zeitparadox (List Paul Verlag), Sigfried Lenz‘ Schweigeminute (Hoffmann & Campe), Helmut Schmidts Autobiografie (Siedler). Meyers Biss zum Ende der Nacht ist ein aktueller Bestseller, Platz eins auf der Spiegel-Bestellerliste, und kostet als gebundenes Buch 24,90 Euro, als eBook genauso viel. Charlotte Roches Feuchtgebiete, Harry Potter oder den Duden gibt es alles nicht für eBooks. Pro Tag, so war auf der Messe zu hören, sollen einige Hundert Titel dazukommen.
Kloiber: Ist es denn technisch ein Problem, einen Roman für ein eBook aufzubereiten?
Schönherr: Digital ist der Text ja praktisch von der "Schreibmaschine" des Schriftstellers an. Erst unmittelbar bevor das Buch gedruckt wird, fällt der Text aus der digitalen in die analoge Welt. Es ist also nur konsequent, Bücher elektronisch zur Verfügung zu stellen. Es gibt mehrere Formate, etwa Wasserzeichen geschützte PDFs. Die sind dann frei kopierbar, enthalten aber eine versteckte Information über den Erstkäufer. Libri, Thalia & Co. haben sich auf ein Format mit offenem Quellcode verständigt, nämlich EPUB. Zusammen mit Adobes digitalem Kopierschutz sind dann fünf bis sechs Privatkopien eines gekauften elektronischen Buchs möglich.
Kloiber: Wie kommen die Bücher in das eBook?
Schönherr: Nie direkt, sondern immer über das Anbieterportal im Internet, wo man sie kauft, dann über den PC, auf den man sie herunterlädt. Auf dem PC muss eine Software installiert sein, die mit dem Kopierschutz umgeht. Die genehmigt dann das Rüberladen des gekauften Buchs auf das mit USB angeschlossene eBook. Später synchronisiert man Bücher ähnlich wie wir das schon von Apples iPods und von den Kalenderabgleichen zwischen Mobiltelefon und PC her kennen.
Kloiber: Das heißt, die elektronische Tinte steht vor dem Durchbruch. Welche Wünsche bleiben da noch offen?
Schönherr: Biegsame Displays, auf die man selbst mit Fingergesten schreiben kann, sind große Forschungsbereiche. Die US-Universität Cambridge hat gerade einen solchen Prototypen vorgestellt und will ihn zunächst ans Militär liefern. Dort sind die Bildschirme, Tastaturen und Mäuse seit langem im Einsatz, aber zu empfindlich und zu umständlich. Ich rechne damit, dass der Coup von Sony und Libri jetzt den Durchbruch der digitalen Bücher bringen wird.
Maximilian Schönherr: Sehr ernst. Vor zehn Jahren hatten wir backsteinförmige eBooks mit mäßigen Bildschirmen und noch mäßigeren Akkulaufzeiten. Auf der letzten Frankfurter Buchmesse vor einem halben Jahr waren schwer bedienbare Geräte mit immerhin energiesparenden, sehr gut lesbaren Displays zu sehen, aber es gab dafür – zumindest hier in Deutschland – praktisch keine Bücher. Jetzt steht der Durchbruch der eBooks direkt bevor, weil es Content gibt, Inhalt, also: was zum Lesen. Während auf der Frankfurter Buchmesse die Verlage damit nur vorsichtig liebäugelten, ihre Bücher für diese neuen Geräte freizuschalten, sind in Leipzig Fakten geschaffen worden. Libri ist einer der größten und ältesten Buchvertriebe und hat eine Kooperation mit Sony bekannt gegeben, deren eBook reichlich mit Inhalt zu füllen. Das schlägt auf der Messe ein. Selbst die klassischen älteren Leser, die nicht so computeraffin sind, fahren drauf ab.
Kloiber: Sprechen wir da von kompletten Büchern? Von neuen Büchern, von Bestsellern?
Schönherr: Von alledem. Quer durch die Verlage. Stephenie Meyers Biss zum Ende der Nacht (Carlson Verlag), Henning Mankells Chinese (Zsolnay), Artemis Fowls Zeitparadox (List Paul Verlag), Sigfried Lenz‘ Schweigeminute (Hoffmann & Campe), Helmut Schmidts Autobiografie (Siedler). Meyers Biss zum Ende der Nacht ist ein aktueller Bestseller, Platz eins auf der Spiegel-Bestellerliste, und kostet als gebundenes Buch 24,90 Euro, als eBook genauso viel. Charlotte Roches Feuchtgebiete, Harry Potter oder den Duden gibt es alles nicht für eBooks. Pro Tag, so war auf der Messe zu hören, sollen einige Hundert Titel dazukommen.
Kloiber: Ist es denn technisch ein Problem, einen Roman für ein eBook aufzubereiten?
Schönherr: Digital ist der Text ja praktisch von der "Schreibmaschine" des Schriftstellers an. Erst unmittelbar bevor das Buch gedruckt wird, fällt der Text aus der digitalen in die analoge Welt. Es ist also nur konsequent, Bücher elektronisch zur Verfügung zu stellen. Es gibt mehrere Formate, etwa Wasserzeichen geschützte PDFs. Die sind dann frei kopierbar, enthalten aber eine versteckte Information über den Erstkäufer. Libri, Thalia & Co. haben sich auf ein Format mit offenem Quellcode verständigt, nämlich EPUB. Zusammen mit Adobes digitalem Kopierschutz sind dann fünf bis sechs Privatkopien eines gekauften elektronischen Buchs möglich.
Kloiber: Wie kommen die Bücher in das eBook?
Schönherr: Nie direkt, sondern immer über das Anbieterportal im Internet, wo man sie kauft, dann über den PC, auf den man sie herunterlädt. Auf dem PC muss eine Software installiert sein, die mit dem Kopierschutz umgeht. Die genehmigt dann das Rüberladen des gekauften Buchs auf das mit USB angeschlossene eBook. Später synchronisiert man Bücher ähnlich wie wir das schon von Apples iPods und von den Kalenderabgleichen zwischen Mobiltelefon und PC her kennen.
Kloiber: Das heißt, die elektronische Tinte steht vor dem Durchbruch. Welche Wünsche bleiben da noch offen?
Schönherr: Biegsame Displays, auf die man selbst mit Fingergesten schreiben kann, sind große Forschungsbereiche. Die US-Universität Cambridge hat gerade einen solchen Prototypen vorgestellt und will ihn zunächst ans Militär liefern. Dort sind die Bildschirme, Tastaturen und Mäuse seit langem im Einsatz, aber zu empfindlich und zu umständlich. Ich rechne damit, dass der Coup von Sony und Libri jetzt den Durchbruch der digitalen Bücher bringen wird.