Samstag, 27. April 2024

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Literatur
General eines Heeres aus lauter Worten

Der Verrat ist ein düsteres Thema, aber Sorj Chalandon sagt von sich selbst auch: "Ich bin ein trauriger Mensch." Der ehemalige Journalist schrieb sich mit "Rückkehr nach Killybegs" von der Seele, wie sich ein langjähriger Freund und irischer Widerstandskämpfer als Verräter herausstellte.

Sorj Chalandon im Gespräch mit Tanya Lieske | 27.11.2013
    Tanya Lieske: Der Büchermarkt mit Tanya Lieske am Mikrofon. Sorj Chalandon ist ein Autor aus Frankreich, der in seiner Heimat bereits große Erfolge gefeiert hat! Rückkehr nach Killybegs – Retour a Killybegs - sein jüngster Roman - wurde ausgezeichnet mit dem Großen Preis der Academie Française. Das entspricht etwa unserem Büchnerpreis. Viel besser wird es also nicht. Fünf Romane hat Sorj Chalandon bereits geschrieben, zwei wurden ins Deutsche übersetzt. Es sind Romane, in denen die jüngere Zeitgeschichte mit Kriegen und Krisen, aber auch die persönliche Erinnerung an Geschichte eine große Rolle spielen. Sorj Chalandon ist heute mein Gast im Büchermarkt, herzlich willkommen – je vous souhaite la bienvenue.
    Sorj Chalandon: Bonjour, Guten Tag!
    Lieske: Monsieur Chalandon, Sie sind in Ihrem ersten und hauptberuflichen Leben Journalist. Als solcher waren Sie unter anderem für die Zeitung Libération mehr als drei Jahrzehnte lang unterwegs. Sie waren an Orten, die viele Menschen nur vom Fernsehen her kennen, Sie waren im Iran, im Libanon, Irak, Somalia, Afghanistan und eben auch in Nordirland. Alles Krisengebiete - was hat sie dorthin getrieben?
    Chalandon: Die Frage ist nicht, warum ich Kriegsgebiete aufsuche. Die Frage ist, wo muss ich als Journalist sein, um zu verstehen, was auf der Welt passiert? Ich will nicht unbedingt den Krieg sehen, aber wenn es um den Krieg geht, dann bin ich lieber selbst dabei, als mir von anderen erzählen zu lassen, was genau passiert. Mir ist das wichtig, was ich sehe und höre. Wenn ein Journalist als Reporter arbeitet, dann darf er nicht über seine eigenen Gefühle und Gedanken sprechen. Seine Aufgabe ist es, über andere Menschen zu sprechen. In all meinen journalistischen Texten habe ich nie über mich selbst gesprochen, ich habe nie das Wort „Ich“ verwendet. Ein Kriegsreporter muss über den Krieg berichten, und nicht von sich selbst.
    Lieske: Haben Sie deswegen angefangen, Romane zu schreiben?
    Chalandon: Ja, das ist einer der Gründe, warum ich angefangen habe, Romane zu schreiben. Ich glaube, dass die vielen Kriegsjahre mich vergiftet, mich krankgemacht haben. Alle meine Tränen hab ich zurückgehalten. Dem Leser wollte ich das geben, was er braucht, um die Situation im Kriegsgebiet besser zu verstehen. Über meine Leiden und meinen Schmerz habe ich nicht gesprochen. Und dann habe ich einen Entschluss gefasst: Ich werde nur noch tagsüber Journalist sein! Nachts schreibe ich Romane, und das tue ich wirklich nur nachts. Wenn es dunkel wird, gebe ich mir endlich die Erlaubnis, „Ich“ zu sagen und meinen Schmerz in Worte zu fassen. Natürlich verstecke ich mich dabei, ich halte mir eine Maske vor, ich schlüpfe in eine andere Person, ich schreibe Fiktion, einen Roman, aber ich darf endlich das sagen, was ich fühle.
    Eine atemlose Sprache
    Lieske: Ihr erster Roman ist noch nicht ins Deutsche übersetzt. „Le petit bonzi“, worum geht es?
    Chalandon: Eigentlich wollte ich nur einen einzigen Roman schreiben, meinen ersten, und der heißt: „Le petit bonzi“. Ich habe als Kind viel gestottert, und ich wollte über diesen Schmerz schreiben. Das Stottern ist die einzige Behinderung, die die Menschen zum Lachen bringt! Ein sehr kleines, dazu gar nicht hübsches Kind zu sein und auch noch zu stottern, das war für mich sehr schlimm. Damals habe ich mir eine Person, einen Gefährten ausgedacht, und das war „der kleine Bonzi, le petit bonzi“. Er war der Einzige, der sich über mich nicht lustig gemacht hat. Er hat mich meine ganze Kindheit über begleitet, tagsüber in der Schule, nachts in meinen Träumen. Wir waren zwei kleine Persönlichkeiten, die gemeinsam die Kindheit erleben und hinter sich lassen. Deswegen habe ich angefangen zu schreiben.
    Lieske: Hat das Stottern Ihr Schreiben beeinflusst?
    Chalandon: Ja, ich habe auch eine stotternde Prosa, eine Prosa, die schnell ist, mit kurzen Sätzen. Viele Menschen denken, dass Stotterer keine Worte haben. Das Gegenteil ist der Fall. Man hat zu viele Worte. Ein Stotterer braucht immer eine Auswahl. Wenn das Wort „Rot“ nicht gelingt, weil das „R-R-R“ nicht aus seinem Mund kommen will, dann braucht er das leuchtende Rot, er braucht Karmesin, er braucht Purpur! Als stotterndes Kind habe ich mir vorgestellt, dass ich der General eines Heeres bin, das aus lauter Worten besteht, und ich konnte jederzeit den Angriff befehlen. Das Stottern hat mich dazu gezwungen, meine Worte sorgfältig zu wählen, sie bis ins Mark zu treffen. Eine stotternde Prosa dringt zum Wesen der Worte vor. Aber ich bin nicht nur ein Stotterer, ich bin auch Asthmatiker! Mir fehlt Luft, und mir fehlen Worte, und das führt zu einer Prosa, die fast atemlos scheint. Das ist kein Stilmittel, ich habe keine andere Wahl.
    Immer ein Verräter?
    Lieske: Sie haben zwei Romane über Nordirland geschrieben, wo Sie lange Korrespondent waren. Wie kam es dazu?
    Der Autor Sorj Chalandon
    Der Autor Sorj Chalandon (AFP / KENZO TRIBOUILLARD)
    Chalandon: Ich hatte nie die Absicht, einen Roman über Nordirland zu schreiben. Dann sind es zwei geworden. Der erste heißt „Mon Traitre“, „Mein Verräter“. Ich habe ihn geschrieben, weil ein sehr enger Freund von mir - wir waren 20 Jahre lang wie Brüder - ein Verräter war. Dieser Freund war ein Kombattant in Irland. 1995 haben wir erfahren, dass er ein Verräter war. Ich habe dann nicht als Journalist einen Roman über Nordirland geschrieben, sondern als ein verwundeter Freund. Dieser Mann hat einmal zu mir gesagt: „Solltest Du jemals Zweifel an unserem Kampf in Nordirland haben, dann denke an mich.“ Dieser Mann hat zwei Jahrzehnte lang seine Familie und sein Land betrogen. Er hat für den britischen Geheimdienst gearbeitet, für die britische Armee, für die Polizei in Nordirland. Er war verantwortlich für den Tod seiner Kameraden, und er hat seine Freunde verraten. Ich war einer seiner Freunde. Ich konnte seine Familie und seine Kinder dann nicht als Journalist befragen - „Hattet ihr keine Zweifel?“ Das war unmöglich.
    Ich habe mich dieser seelischen Prüfung mit einem Roman gestellt. Und später, in dem zweiten Roman, „Rückkehr nach Killybegs“, habe ich beschlossen, selbst zum Verräter zu werden. Das historische Vorbild, mein Freund, er hieß Denis Donaldson, ist umgebracht worden. Er wurde am 4. April 2006 exekutiert. Und ich habe ihn nie wieder sehen können, um ihn diese einige wichtige Sache zu fragen: Wenn man ein Verräter ist, ist man dann immer ein Verräter? Ist man ein Verräter, wenn man singt, wenn man trinkt? Gestern, als wir spazieren gegangen sind, und es regnete, warst du da ein Verräter? Du hast mir mal den Kragen hochgestellt, damit ich nicht friere. Wer hat das getan, der Freund oder der Verräter? Um all diese Frage zu beantworten, musste ich selbst zum Verräter werden. Ich bin dann in seine Haut geschlüpfte, habe sein Leben, seine Zweifel, sein Schweigen geteilt, seine Lügen und seine Einsamkeit. Ich hatte den Eindruck, dass ich so sein Grab verschließe. Das ist kein Buch, es ist mehr als ein Buch. Es ist ein Grab.
    Lieske: Wie nah sind sich der historische Denis Donaldson und der fiktive Tyrone Meehan aus Ihrem Roman „Retour à Killybegs“?
    Chalandon: Sie sind identisch insofern, dass sie beide zum Verräter geworden sind. Ich habe Tyrone Meehan auch den Tod des Denis Donaldson mit auf den Weg gegeben, das wird auf den letzten Seiten des Romans erzählt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie aus den gleichen Gründen zum Verräter geworden sind, so wie ich es erzählt habe: Sie wurden von dem britischen Geheimdienst erpresst. Beide haben im Kampf ihr katholisches Getto in Belfast verteidigt, und Tyrone Meehan hat einen schweren militärischen Fehler begangen, den er der IRA verschweigt, sein ganzes Leben lang hat er mit dieser Lüge gelebt.
    Aber ich habe auch Dinge verändert. Mein Freund ist mit 55 Jahren gestorben, mein Verräter im Roman wird 81 Jahre alt. Er stirbt als alter Mann, er hat Dinge erlebt, die Denis Donaldson nicht erlebt hat. Mit diesem alten Mann erlebe ich die Geschichte Irlands seit 1920. Ich wollte das ganze Jahrhundert mit dem Zweiten Weltkrieg erzählen, Irland war ja neutral, aber man muss sich vor Augen halten, dass die IRA England den Krieg erklärt hatte, und das haben die Nazis sich zunutze gemacht, um Großbritannien zu destabilisieren. Die IRA sagte sich damals: Alles, was England schadet, was England den Tod bringt, nützt Irland. Das war ein Teufelspakt, die IRA ist daran verbrannt. Sie musste sich dann nach dem Krieg eine neue Identität geben, sie musste jünger werden, sozialistischer, und all das wollte ich erzählen. Man hat ja fast vergessen, dass es in der Republik Irland Menschen gab, die ihre Lichter nachts angelassen haben, damit die deutschen Piloten den Weg nach Belfast finden. All das ist ein Teil der inneren Widersprüche des republikanischen Irlands.
    Ohne Gerechtigkeit kein Frieden
    Lieske: Sie zeigen in diesem Buch große Sympathien für den IRA-Aktivisten Tyrone Meehan. Halten Sie den Kampf wirklich für ein Mittel, Frieden zu stiften?
    Chalandon: Wissen Sie, es bringt nichts, nur über den Frieden zu reden. Ich glaube, dass es ohne Gerechtigkeit keinen Frieden gibt. Daher verstehe ich, dass es manchmal nötig ist, Krieg zu führen, um Frieden zu gewinnen. Ich verstehe das. Die republikanischen Iren zum Beispiel hatten 1969 noch kein Wahlrecht. Sie waren für die nordirischen Protestanten wie Untermenschen! Aber was ist das, ein nordirischer Protestant? Das ist doch keine Frage der Religion. Der katholische Ire ist in diesem Land geboren, seine Vorfahren sind hier beerdigt. Der Protestant ist ein Nachkomme der englischen, der schottischen, der presbyterianischen Kolonisierung. 1921 wurde das Land dann in einen protestantischen Teil im Norden und einen katholischen im Süden geteilt. Ich finde das inakzeptabel. Die IRA hat nie gekämpft, um mehr Rechte als die anderen zu bekommen. Sie wollten immer nur die gleichen Rechte, one man, one vote. Sie waren wie die Schwarzen in Südafrika. Als sie zu den Waffen griffen, sagten sie: „Gott hat uns zu Katholiken gemacht, das Gewehr macht uns zu einem vollwertigen Menschen.“ Das mag man akzeptieren oder nicht. Aber die Geschichte hat ihnen recht gegeben. Als Tony Blair, der britische Premierminister, nach 30 Kriegsjahren, nach all den Toten, nach all den Dramen auf beiden Seiten, entschieden hat, sich an den Verhandlungstisch zu setzen, hat die IRA noch am selben Tag die Waffen niedergelegt.
    Niemals in all den Jahren haben die Katholiken zu den Protestanten gesagt, geht doch, woher ihr gekommen seid! Sie haben immer gesagt: Ihr seid der protestantische Teil unseres Volkes, und das müssen wir akzeptieren. In all den Jahren, in denen ich diesen Männern bei ihrem Krieg zugesehen habe - und man muss wissen, dass es ein Terrorkrieg war, es gab ja keine Armee! – in all den Jahren habe ich gesehen, wie diese Männer gelitten haben. Sie waren krank vom Töten. Es hat ihnen keinen Spaß gemacht. Sie waren zornig, voller Selbsthass, und sie haben oft gesagt: „Wir werfen den Engländern nicht vor, dass sie uns geschlagen haben, dass sie uns einsperren, dass sie uns foltern, noch nicht einmal unseren Tod werden wir ihnen vor. Wir werfen ihnen vor, dass sie uns zu Mördern gemacht haben.“ An keiner anderen Kriegsfront in der ganzen Welt habe ich einen vergleichbaren Satz gehört. Nicht im Libanon, nicht in Afghanistan, nirgendwo! Es war der einzige Ort auf der ganzen Welt, wo ich gesehen habe, dass bewaffnete Männer vor Schmerz weinten, weil sie gegen ihre Religion verstießen, weil sie wussten, dass sie exkommuniziert werden mussten. Und diese gleichen Männer, die den Krieg geführt haben, die im Gefängnis saßen, wo ich sie besucht habe, sind heute Abgeordnete oder Bürgermeister. Sie wollten immer nur das: Ihr Land gemeinsam regieren.
    Lieske: Ihr Roman ist gerade eben ins Englische übersetzt worden, ich habe Pressestimmen der Irish Times gesehen. Die Iren reagieren mit Verblüffung und auch Dankbarkeit darüber, dass Sie das Trauma des Nordirland Konflikts so genau beschreiben. Wir in Deutschland haben etwas Ähnliches erlebt mit Jonathan Littell und seinem Roman Die Wohlgesinnten – ein Franzose amerikanischer Herkunft hat uns diesen wichtigen Kriegsroman geschrieben. Glauben Sie, dass es manchmal einfacher geht, mit Distanz über eine andere Kultur zu schreiben als über die eigene?
    Chalandon: Ja. Ich stimme zu. Aber es gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen Jonathan Littell und mir. Ich hätte meinen Roman niemals geschrieben, wenn man mich nicht bis ins Herz getroffen hätte. Ich hätte es ohne diesen Verrat niemals gewagt, mich in die Haut eines Iren zu versetzen. Die Berichterstattung über den Krieg in Nordirland war mir heilig, es ging mir um Fakten, und diese Fakten gehörten in die Zeitung. Ich weiß nicht, inwieweit Jonathan Littell diese persönliche Berührung mit der deutschen Geschichte hatte. Es würde mich interessieren, was bei ihm der Auslöser für seinen Roman gewesen war. Ja, und es stimmt: Littell und ich und all die Journalisten, wir sind Touristen, wir kommen und gehen. Über meine persönliche Betroffenheit hinaus gibt es nichts, was ich den Iren erzählen kann.
    Die große Enttäuschung
    Lieske: Sie widmen diesen Roman allen, die einen Verräter lieben. Welche Rückmeldungen haben Sie bekommen?
    Chalandon: Es gibt viele für mich sehr berührende und eindrückliche Rückmeldungen. Nach meinen Lesungen kommen jede Menge Frauen auf mich zu, kaum Männer. Sie sagen: ‚Von Irland weiß ich nichts. Ich hatte von dem Krieg in Irland keine Ahnung. Aber ich habe geweint, als ich Ihr Buch gelesen habe, weil mein Mann mich zehn Jahre lang betrogen hat.‘ Das bestätigt mir, dass es in meinem Buch nicht nur um diesen einen konkreten Verrat geht. Ich beschreibe ein universelles menschliches Gefühl, die große Enttäuschung, die mit einem Verrat einhergeht. Irgendwann wacht eine Frau auf neben dem Mann, den sie geliebt hat und begreift, dass es diesen Mann nie gegeben hat.
    Lieske: Lassen Sie uns noch kurz über ihren Roman „Die Legende unserer Väter“ sprechen. Auch in diesem Roman geht es gewissermaßen um einen Verrat. Es geht um einen alten Mann, der seiner Tochter erzählt, er sei ein Mitglied der Résistance gewesen. Was hat Sie an diesem Thema interessiert?
    Chalandon: Ich habe diesen Roman geschrieben, weil ich Zeit brauchte, weil ich mich vorbereiten musste auf „Rückkehr nach Killybegs“. Tatsächlich hat es in meinem Leben auch diesen zweiten Verrat gegeben, in meiner Kindheit, als ich ein kleiner Junge war. Mein Vater hat mir immer von seinen Heldentaten während der Résistance erzählt, er hatte zum Beispiel Sprengstoff und hat Züge in die Luft gejagt! Vor zehn Jahren habe ich erfahren, dass alles gelogen war. Mein Vater war wie alle anderen auch, er hat jeden Tag etwas zu Essen beschafft und abgewartet, bis der Krieg vorbei ist. Der Held meiner Kindheit ist von seinem Sockel gestürzt. Zwei Verräter im Leben eines Mannes, das sind zwei zu viel. Ich hoffe, dass es damit genug ist.
    Lieske: Sie haben die Zeitung Libération mittlerweile hinter sich gelassen, arbeiten bei der satirischen Wochenzeitschrift Le Canard Enchaîné, welche Themen betreuen Sie dort?
    Chalandon: Ich schreibe eine Medienkolumne und viel über das Ausland. Über die Islamisten zum Beispiel, über Syrien oder über die Neonazis in Griechenland. Le Canard Enchaîné ist fast hundert Jahre alt, hat seinen Fokus sehr auf Frankreich und tut sich manchmal mit dem Ausland schwer, das will ich ändern. Es ist mir sehr wichtig, dass mein Brotberuf der des Journalisten ist, Schriftsteller bin ich nur nachts, dann vertreibe ich meine persönlichen Gespenster. Kommen sie wieder, schreibe ich weiter.
    Lieske: Wird Ihre Arbeit bei Le Canard Enchainé in Ihre Arbeit einfließen, wird der nächste Roman vielleicht ein lustiger Roman?
    Chalandon: Ich bin ein trauriger Mensch. Ich hatte eine komplizierte Kindheit ohne Liebe. Ich habe eine Traurigkeit in mir, die es nicht zulässt, dass ich komische Sachen schreibe. Ich kann im Alltag witzig sein, aber ich schaffe es nicht, lustige Sätze aufs Papier zu bringen. Brüderlichkeit, Respekt, Widerstand, das sind die Themen, für die ich Worte finde. Vielleicht versuche ich mich mal an einem lustigen Buch, aber leicht wird es nicht.