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Literaturnobelpreisträgerin
Doris Lessing ist tot

In zahlreichen Werken beschäftigte sie sich mit Rassismus, Frauenrechten und sozialen Missständen. Am Sonntag ist die Literaturnobelpreisträgerin Doris Lessing im Alter von 94 Jahren gestorben. Sie gilt als eine der einflussreichsten Schriftstellerinnen Großbritanniens.

17.11.2013
    "Es war ein Privileg, für sie zu arbeiten, und wir werden sie sehr vermissen", sagte ihr Agent und langjähriger Freund Jonathan Clowes. Er würdigte Lessing als "wundervolle Schriftstellerin mit einem faszinierenden und einzigartigen Geist". Lessings Verleger Nicholas Pearson vom Verlag "HarperCollins" nannte seine Autorin "ein großes Geschenk an die Weltliteratur".
    "Das Goldene Notizbuch" wurde ihr bekanntestes Buch
    Die britische Schriftstellerin schrieb mehr als 50 literarische Werke. 2007 wurde die Schriftstellerin mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Eines ihrer bekanntesten Bücher ist "Das goldene Notizbuch" ("The Golden Notebook"), das 1962 erschien. Dieser Roman machte Lessing schlagartig bekannt - seitdem erschienen ihre Bücher in zahlreichen Sprachen in Millionenauflage. "Das goldene Notizbuch" wurde eines der zentralen literarischen Werke des Feminismus. Lessing selbst lehnte die Titulierung als Feministin allerdings stets ab.
    Viele ihrer Romane spiegelten ihre eigene Reise durch das ehemalige britische Weltreich wider, so auch "Eine afrikanische Tragödie" ("The Grass is Singing") von 1950. In diesem Buch beschrieb sie Rassismus und Ausbeutung im kolonialen Afrika. Lessing schilderte darin die Liebesbeziehung zwischen der weißen Frau eines Farmers und ihrem schwarzen Diener.
    Aus Persien über Afrika nach England
    Die als Doris May Tayler 1919 im heutigen Iran geborene Offizierstochter zog mit ihrer Familie 1925 in die britische Kolonie Südrhodesien (heute Simbabwe), wo sie auf einer Farm aufwuchs. Nach Kloster- und Mädchenschule brach die 14-Jährige ihre Schullaufbahn ab und arbeitete in Salisbury, dem heutigen Harare, als Kindermädchen; später dann als Telefonistin, Sekretärin und Journalistin.
    1945 heiratete sie in zweiter Ehe den deutschen Kommunisten Gottfried Lessing, wodurch sie Schwägerin von Klaus Gysi, dem späteren Minister für Kultur und Staatssekretär für Kirchenfragen der DDR, wurde und Tante von dessen Sohn Gregor Gysi, dem heutigen Fraktionschef der Partei Die Linke im Bundestag.
    Seit 1950 lebte die Schriftstellerin in England. Wie ihre Protagonistinnen aus "Das Goldene Notizbuch" engagierte sich Lessing politisch, unter anderem gegen Atomwaffen, Kolonialismus, Rassismus und gegen das Apartheid-Regime in Südafrika. Ihre Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei Großbritanniens kündigte sie nach der Niederschlagung des Ungarnaufstandes 1956 und Enthüllungen über die Gräuel des Stalinismus auf.