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Lochfraß an der Ozonschicht

Umwelt.- Kaum jemand kann ihren Namen flüssig aussprechen, weswegen die Abkürzung bevorzugt wird: FCKW. Kleine gasförmige Moleküle, die Weltkarriere machten, als Treibgas in Spraydosen, als Kältemittel in Kühlschränken. Heute allerdings wollen wir nichts mehr von ihnen wissen. FCKW haben uns das Ozonloch eingebrockt.

Von Volker Mrasek | 16.02.2011
    Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoff oder besser ... -Kohlenwasserstoffe! Kann kaum ein Mensch flüssig aussprechen. Weswegen alle die Abkürzung bevorzugen: FCKW. Kleine gasförmige, ungiftige Moleküle, die Weltkarriere machten...

    ... als Treibgas in Spraydosen ...

    ... und als Kältemittel in Kühlschränken. Heute allerdings wollen wir nichts mehr von ihnen wissen. FCKW haben uns nämlich das Ozonloch eingebrockt.

    "Hier spricht Ihr Kapitän. Wir haben soeben Nord 75 / erreicht und wenden mit Flugrichtung Kiruna."

    Scharen von Wissenschaftlern haben untersucht, was FCKW in der Atmosphäre anrichten. Es gab diverse Flugzeug-Messkampagnen ...

    "Die Moleküle strahlen, weil sie angeregt sind. Und wir messen im Wesentlichen diese Strahlung der Moleküle, die Molekül-Linien."

    Erst ein Segen für die Industriechemie, dann ein Fluch für die Umwelt: Dass man mit FCKW einen Irrweg beschritt, war nicht unbedingt absehbar.

    Die Verbindungen leiten sich von simplen Kohlenwasserstoffen wie Methan und Ethan ab. Bei ihnen sind die Wasserstoff-Atome allerdings durch Chlor und Fluor ersetzt. Solche Substanzen galten lange als ungiftig und äußerst stabil. Deswegen verkauften sich FCKW auch jahrzehntelang so gut; Dutzende Millionen Tonnen der Stoffe gelangten in die Außenluft. Bis klar wurde: Die Moleküle steigen bis in Höhen der Ozonschicht auf. Und dort – in der Stratosphäre - ist die Sonnenstrahlung so intensiv, dass sie Chlor aus den FCKW herauszulösen vermag. Einen Ozon-Killer, der den UV-Schutzschirm der Erde in weiteren Prozessschritten ruiniert.

    1985 stauten wir nicht schlecht, als britische Antarktisforscher von einem regelrechten Ozonloch im tiefen Süden berichteten ...

    "Wir haben Ozonabnahmen durch die Produktion der FCKW-Gase erwartet, aber relativ langsame Änderungen. Und was wir stattdessen bekommen haben, war ein totaler Rückfall des Ozons in der antarktischen unteren Stratosphäre."

    Der niederländische Atmosphärenchemiker Paul Crutzen. Man darf behaupten, dass er den Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffen den Nobelpreis zu verdanken hat. Den gab es vor 16 Jahren für drei Pioniere der Forschung übers Ozonloch – darunter auch für Crutzen, damals Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz.

    Das Erschrecken über die ungeahnten Auswirkungen der FCKW war so groß, dass ihre Herstellung schrittweise verboten wurde. Ersatzstoffe traten an ihre Stelle. Ein Erfolg der internationalen Umweltpolitik ...

    "Es wird allerdings bis zum Jahr 2060, 2070 dauern, bevor das Ozonloch weg ist."

    Zu möglichen Nebenwirkungen neu eingeführter Industriestoffe fragen sie Ihren Umweltchemiker besser vorher!

    Das lernen wir aus dem Malheur mit den FCKW-Molekülen, die lange als perfekte Treib- und Kühlmittel galten. Und in denen man sich am Ende doch fatal irrte. Für die Zukunft sind wir – hoffentlich – schlauer ...

    Links zum Thema

    Übersichtsseite "Molekül der Woche"

    - Die NASA zeigt, wie groß das Ozonloch heute ist
    - ein "Spiegel"-Video zum FCKW-Verbot:
    - "Zeit"-Interview mit Nobelpreisträger Paul Crutzen aus dem Jahr 2010
    - Ozzy-Ozone-Video zum Ozonloch
    - Animation zur Ozon-Kettenreaktion, auf Englisch: (inklusive Formeln der Kettenreaktion) und Kettenreaktion nur animiert