Die Autorin Jenny von Sperber fühlte sich bei ihren Recherchen in Japan so, als werfe sie einen Blick in die Zukunft: "Ich schaute tauchenden Robotern zu, die selbst entscheiden wo sie hin schwimmen. Ich kletterte auf Beobachtungstürme mitten im Wald, wo Roboterkameras die Baumwipfel filmen." Von weiteren Eindrücken aus Japan berichten sie und ihr Kollege Thomas Reintjes in:
"Wissenschaft im Brennpunkt: Ein Automat zum Kuscheln. Mit Robotern gegen den Pflege-Notstand"
Die japanische Regierung hat seit 2002 verschiedene Maßnahmen zur Entwicklung einer von Robotern unterstützten Gesellschaft ergriffen. In Deutschland ist der Diskurs zu solchen technischen Lösungsansätzen sehr kontrovers, insbesondere in Bezug auf Roboter als Partner. Dabei wäre eine offenere Debatte auch hier notwendig, denn laut einer Statistik der Vereinten Nationen sind Japan und Deutschland die am schnellsten alternden Gesellschaften weltweit.
Forschung in Japan: Roboter für den Alltag
Seit 2002 befasst sich ein nationales Forschungsprojekt mit der roboterunterstützten Therapie. Der demographische Wandel hat vor allem die Frage aufgeworfen, wie alternden Belegschaften und älteren Menschen im Allgemeinen geholfen werden kann. Autor Thomas Reintjes: "Die Roboter-Robbe Paro kommt bereits als therapeutisches Mittel in einigen Pflegeheimen zum Einsatz, nicht nur in Japan, sondern auch in Deutschland."
Forscher an der Universität von Tokio haben eine Mensch-Maschine-Schnittstelle entwickelt, mit der Querschnittsgelähmte alleine mit ihren Gedanken einen Rollstuhl bewegen können. Mit Ratten haben sie das im Labor erfolgreich zeigen können.
Unter der Vorgabe preisgünstig und hoch effizient die Lebensqualität motorisch beeinträchtigter Menschen deutlich zu verbessern haben Wissenschaftler des Instituts für intelligente Systeme in Tokio einen Service-Roboter entwickelt, der einen Arm ohne Gelenk besitzt. Er operiert gefahrlos an der Seite eines Rollstuhlfahrers. Bei Gelenkarmen besteht eine hohe Verletzungsgefahr.
Zum Beitrag
"Forschung aktuell: Forschung in Japan"
Tauchroboter, die im Meer da Jobs ausüben, wo ein Mensch nicht arbeiten kann, die entwickelt der Ingenieur Tamaki Ura. Sie kartografieren den Meeresboden in 2000 Meter Tiefe, vermessen Bodenschätze, und beobachten die Verbreitung von Meerestieren. Autonome Fahrzeuge für die Tiefsee zu entwickeln ist ähnlich schwierig wie die Konstruktion von Flugkörpern für den Weltraum. Beides sind Einsatzgebiete, die wegen ihrer Unzugänglichkeit wie geschaffen sind für autonom handelnde Roboter.
Zum Beitrag
Pinguine in der Antarktis, Aale in Indonesien, Meeresschildkröten in Japan – sie tragen alle schon kleinste elektronische Geräte, so genannte Biologger, Sensoren für Tempo, Temperatur, Bewegung. Sie können gar Videos aufnehmen. Katsufumi Sato ist ein Wissenschaftler, der Biologger mitentwickelt und für Projekte den Tieren anheftet.
Zum Beitrag
Bei der allgegenwärtigen Technik in Japan passt es nicht so richtig ins Bild, dass rund 65 Prozent des Landes von Wald bedeckt ist. Natur pur, die Akio Fujiwara auch gerne dahin bringen möchte, wo die Menschen heute leben: in die Stadt. Zwischen Asphaltplätzen und betonierten Hochbahnen entsteht mit modernster Technik das Projekt Cyberforest.
Zum Beitrag
Japan ist wegen seiner Lage entlang des Pazifischen Feuerrings besonders von Erdbeben bedroht. Ein schweres Beben im Ballungsraum Tokio kann direkt Zehntausende Opfer kosten und Schäden in Billionen Höhe verursachen. Die Japaner haben deswegen 2006 ein Frühwarnsystem entwickelt, das von der Industrie und inzwischen auch von der Bevölkerung genutzt werden kann.
Zum Beitrag
Erdbebensichere Gebäude und Einrichtungen sind in Japan wegen seiner exponierten Lage überlebenswichtig. Das gilt insbesondere für Krankenhäuser, die im Falle eines Bebens wie 1995 in Kobe Tausende von Verletzten versorgen müssen. Im größten Erdbebensimulator der Welt, genannt E-Defense, werden fünfstöckige Gebäude auf ihre Bebenfestigkeit getestet.
Zum Beitrag
In einer alternden Gesellschaft könnten Roboter Dementen, Behinderten und Pflegebedürftigen ein selbstständigeres Leben ermöglichen. Eine zentrale Frage dabei: Wie sollen die Alten die Technik bedienen? Woher weiß die Maschine, was der Mensch will? Wissenschaftler in Tokio arbeiten an einer Mensch-Maschine-Schnittstelle, die direkt am Gehirn ansetzt.
Zum Beitrag
"Weitere Eindrücke aus dem Reich der aufgehenden Sonne"
Forschung aktuell: 09.12.10: Herr der Kalmare
Die Riesenkalmare der Tiefsee gehören zu den sagenumwobenen Vertretern ihrer Ordnung. Außer ihren Schnäbeln kennt man kaum etwas von ihnen. Tsunemi Kubodera jedoch, vom japanischen Nationalmuseum für Natur und Wissenschaft, hat sie bereits mehr als einmal in Aktion gesehen. Jenny von Sperber hat Kubodera in seinem Labor besucht.
Forschung aktuell: 07.12.10: Mensch-Maschine
Roboter nehmen in Japan einen größeren Stellenwert ein als überall sonst auf der Welt. Die elektronischen Geschöpfe sind in der japanischen Gesellschaft meist positiv konnotiert. Wie kommen Mensch und Maschine miteinander aus? Das Deutsch-Japanische Zentrum Berlin veranstaltete in der zweiten Dezemberwoche 2010 ein Symposium zu diesem Thema. Im Interview mit Arndt Reuning spricht eine der Organisatorinnen, die Kulturwissenschaftlerin Cosima Wagner von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, über die Hintergründe der japanischen Robotersympathie.