Der Himmel hängt tief über dem Gewerbegebiet von Meckenheim. Die Straße, die angesiedelten Firmen – alles grau in grau. Ein LKW fährt vorbei. "Rungis Express" steht darauf, daneben prangt der Eiffelturm. Eine kleine Reminiszenz an alte Zeiten. Denn der Firmengründer Karl-Heinz Wolf schickte 1978 einen kleinen LKW zum berühmten Großmarkt in Paris-Rungis. Voller guter Sachen kam der LKW zurück, und die Idee für "Rungis Express" war geboren.
Hinter den Waschbetonwänden des Firmengebäudes hat der Arbeitsalltag begonnen. Nur scheinbar ruhig sitzen die Mitarbeiter an ihren Plätzen. Es ist 11 Uhr. Für Verkäufer Oliver Weller die beste Zeit des Tages, um mit den Küchenchefs der Spitzengastronomie zu telefonieren:
"Was könnte man denn sonst noch, was es auch in deutschen Gewässern gibt?" - "Da habe ich da den Schnäpel, haben Sie den schon mal gehabt?" - "Nee." - "Ist ähnlich wie das Fellchen, so wie das Nordseefellchen, sehr vollfleischig, saftig, ist circa ein Kilo schwer, kriegen Sie schöne Filets raus und kostet 9, 95." - "Ja, dann nehme ich doch mal zwei Schnäpel."
Ein paar Klicks, dann kann Weller den nächsten Eintrag bearbeiten. Viertausend Artikelnummern hat er im Kopf, und das ist weniger als die Hälfte des Sortiments. Von französischen Perlhühnern über zarte Valrhonaschokolade bis zur brasilianischen Flugmango - um die zehntausend Produkte können die Küchenchefs bei "Rungis" bestellen.
Zwei Türen weiter stehen noch mehr Schreibtische, jetzt ist das Stimmengewirr mehrsprachig. Seit sieben Uhr morgens ruft Thomas Späth Händler in Frankreich, Dänemark, England und Holland an. Auf dem Schreibtisch stapeln sich Mails und Frachtpapiere. Immer wieder schneit ein Kollege aus dem Verkauf herein, braucht noch ein paar Kilo Steinbeißer oder Schwertfischfilets. Und schon muss Späth noch einmal in Frankreich anrufen:
"Bonne settimane, c´est il Rungis Express. Est-ce que tu as encore des longues d´ espadon pour moi? Oui. Je prends deux caisses, s´il te plait. On est toujours à deux cinquante?" - "Doux cinquante. Okay. Merci. Tschüss."
Ein Anruf und schon sind zwei Kisten Schwertfisch aus dem Zwischenlager in Boulogne sur mer zwei Kisten auf dem Weg nach Meckenheim. Für zwölf Euro fünfzig das Kilo, nicht für zehn Euro fünfzig. Egal. Wenn der Verkäufer schnell Fisch braucht, ist der Preis für Thomas Späth nicht ganz so wichtig.
Jahre hat es gedauert, in der ganzen Welt Händler für eine solche Vielfalt von Produkten zu finden. Die Spitzengastronomie ist durchaus bereit, viel Geld für Lebensmittel auszugeben. Die Gewinnspannen aber sind ganz unterschiedlich:
"Das können zwischen zwanzig und 35 Prozent sein. Wobei, das sind unterschiedliche Produkte, man kann bei einem extrem hochpreisigen Produkt nicht noch eine hohe Marge draufschlagen."
Besonders die Hotellerie und Gastronomie klagt über Umsatzeinbußen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Im Spitzensortiment scheint aber noch Luft zu sein. Besondere Preissensibilität nennt sich das im BWLer-Jargon: Die Menschen geben auch in schwierigen Zeiten Geld aus, aber sie schauen umso genauer auf die Qualität. Und so verzeichnet "Rungis" seit einigen Jahren Umsatzsteigerungen: von 38 Millionen im Jahr 2006 auf rund 65 Millionen Euro heute.
Voraussetzung dafür aber ist eben eine gleich bleibend hohe Qualität. Späths Kollege Ben Alscher kommt mit einem eingeschweißten etwas durch die Tür und drückt es vorsichtig ein. Aus dem roten Etwas kommt Blut.
"Ja, aber das hier..." - "Das haste bestimmt nicht geschnitten." - "Das ist definitiv kein Centercut mehr, das geht ganz klar zum Schwanz hin." - "Ja, ja, ja." - "Das ist nicht das, was wir haben wollen. Machs auf und dann sehen wir." - "Ja, klar, ich mach ein Foto, und dann können wir das Foto daneben hängen."
Der Thunfisch ist nicht gleichmäßig dick. Täglich kontrollieren die beiden Einkaufschefs die Ware persönlich. Auch persönliche Kontakte und Vertrauen spielen eine Rolle, sagt Ben Alscher und macht sich auf den Weg zur Warenkontrolle im Lager. Ein junger Mann ganz in Weiß zieht eine Kiste Papayas über den langen Gang, links und rechts gehen Lagerräume ab. Fast so groß wie ein Fußballfeld ist ein Raum, und davon gibt es mehrere. Mit einem Ruck öffnet Ben Alscher das Tor zum Fischlager. Damit die Fische frisch bleiben, müssen sie permanent mit Eis bedeckt sein und eine Temperatur kurz über dem Gefrierpunkt haben:
"Sind auch schöne große Tiere. Und den Steinbutt erkennt man daran, dass, wenn man so drüber fast, da kleine Steinchen drin sind."
Hier im Lager läuft die Arbeit von Verkauf und Einkauf zusammen. Neben dem Fischraum der Fleischraum. Weiter hinten Pralinen, Schokolade. Ganz am Ende des Gangs stehen kistenweise Obst und Gemüse, zahlreiche frische Kräuter, essbare Blüten. Ab 15 Uhr wird die Ware kommissioniert. Draußen warten schon die ersten LKW. Heute Nacht fährt der Schnäpel Richtung Baden-Württemberg. Damit er morgen frisch auf den Tellern der Spitzenköche landet.
Hinter den Waschbetonwänden des Firmengebäudes hat der Arbeitsalltag begonnen. Nur scheinbar ruhig sitzen die Mitarbeiter an ihren Plätzen. Es ist 11 Uhr. Für Verkäufer Oliver Weller die beste Zeit des Tages, um mit den Küchenchefs der Spitzengastronomie zu telefonieren:
"Was könnte man denn sonst noch, was es auch in deutschen Gewässern gibt?" - "Da habe ich da den Schnäpel, haben Sie den schon mal gehabt?" - "Nee." - "Ist ähnlich wie das Fellchen, so wie das Nordseefellchen, sehr vollfleischig, saftig, ist circa ein Kilo schwer, kriegen Sie schöne Filets raus und kostet 9, 95." - "Ja, dann nehme ich doch mal zwei Schnäpel."
Ein paar Klicks, dann kann Weller den nächsten Eintrag bearbeiten. Viertausend Artikelnummern hat er im Kopf, und das ist weniger als die Hälfte des Sortiments. Von französischen Perlhühnern über zarte Valrhonaschokolade bis zur brasilianischen Flugmango - um die zehntausend Produkte können die Küchenchefs bei "Rungis" bestellen.
Zwei Türen weiter stehen noch mehr Schreibtische, jetzt ist das Stimmengewirr mehrsprachig. Seit sieben Uhr morgens ruft Thomas Späth Händler in Frankreich, Dänemark, England und Holland an. Auf dem Schreibtisch stapeln sich Mails und Frachtpapiere. Immer wieder schneit ein Kollege aus dem Verkauf herein, braucht noch ein paar Kilo Steinbeißer oder Schwertfischfilets. Und schon muss Späth noch einmal in Frankreich anrufen:
"Bonne settimane, c´est il Rungis Express. Est-ce que tu as encore des longues d´ espadon pour moi? Oui. Je prends deux caisses, s´il te plait. On est toujours à deux cinquante?" - "Doux cinquante. Okay. Merci. Tschüss."
Ein Anruf und schon sind zwei Kisten Schwertfisch aus dem Zwischenlager in Boulogne sur mer zwei Kisten auf dem Weg nach Meckenheim. Für zwölf Euro fünfzig das Kilo, nicht für zehn Euro fünfzig. Egal. Wenn der Verkäufer schnell Fisch braucht, ist der Preis für Thomas Späth nicht ganz so wichtig.
Jahre hat es gedauert, in der ganzen Welt Händler für eine solche Vielfalt von Produkten zu finden. Die Spitzengastronomie ist durchaus bereit, viel Geld für Lebensmittel auszugeben. Die Gewinnspannen aber sind ganz unterschiedlich:
"Das können zwischen zwanzig und 35 Prozent sein. Wobei, das sind unterschiedliche Produkte, man kann bei einem extrem hochpreisigen Produkt nicht noch eine hohe Marge draufschlagen."
Besonders die Hotellerie und Gastronomie klagt über Umsatzeinbußen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Im Spitzensortiment scheint aber noch Luft zu sein. Besondere Preissensibilität nennt sich das im BWLer-Jargon: Die Menschen geben auch in schwierigen Zeiten Geld aus, aber sie schauen umso genauer auf die Qualität. Und so verzeichnet "Rungis" seit einigen Jahren Umsatzsteigerungen: von 38 Millionen im Jahr 2006 auf rund 65 Millionen Euro heute.
Voraussetzung dafür aber ist eben eine gleich bleibend hohe Qualität. Späths Kollege Ben Alscher kommt mit einem eingeschweißten etwas durch die Tür und drückt es vorsichtig ein. Aus dem roten Etwas kommt Blut.
"Ja, aber das hier..." - "Das haste bestimmt nicht geschnitten." - "Das ist definitiv kein Centercut mehr, das geht ganz klar zum Schwanz hin." - "Ja, ja, ja." - "Das ist nicht das, was wir haben wollen. Machs auf und dann sehen wir." - "Ja, klar, ich mach ein Foto, und dann können wir das Foto daneben hängen."
Der Thunfisch ist nicht gleichmäßig dick. Täglich kontrollieren die beiden Einkaufschefs die Ware persönlich. Auch persönliche Kontakte und Vertrauen spielen eine Rolle, sagt Ben Alscher und macht sich auf den Weg zur Warenkontrolle im Lager. Ein junger Mann ganz in Weiß zieht eine Kiste Papayas über den langen Gang, links und rechts gehen Lagerräume ab. Fast so groß wie ein Fußballfeld ist ein Raum, und davon gibt es mehrere. Mit einem Ruck öffnet Ben Alscher das Tor zum Fischlager. Damit die Fische frisch bleiben, müssen sie permanent mit Eis bedeckt sein und eine Temperatur kurz über dem Gefrierpunkt haben:
"Sind auch schöne große Tiere. Und den Steinbutt erkennt man daran, dass, wenn man so drüber fast, da kleine Steinchen drin sind."
Hier im Lager läuft die Arbeit von Verkauf und Einkauf zusammen. Neben dem Fischraum der Fleischraum. Weiter hinten Pralinen, Schokolade. Ganz am Ende des Gangs stehen kistenweise Obst und Gemüse, zahlreiche frische Kräuter, essbare Blüten. Ab 15 Uhr wird die Ware kommissioniert. Draußen warten schon die ersten LKW. Heute Nacht fährt der Schnäpel Richtung Baden-Württemberg. Damit er morgen frisch auf den Tellern der Spitzenköche landet.