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Lokalfernsehen
Kleine TV-Sender suchen neue Einnahmequellen

Lokalfernsehsender bieten den Zuschauern Informationen aus ihrer Stadt und übernehmen neben der Lokalzeitung eine wichtige Rolle. Doch die meisten Sender arbeiten am Rande ihrer finanziellen Existenz.

Von Jens Falkowski |
    Jeden Wochentag begrüßt der Lokalsender Leipzig Fernsehen seine Zuschauer zu 30 Minuten Nachrichten aus der Stadt. So ähnlich sieht es auch bei allen größeren Lokalsendern aus. Der durchschnittliche Zuschauer ist 55 Jahre alt. In fast der Hälfte der angeschlossenen Haushalte wird regelmäßig Lokalfernsehen geschaut. Trotzdem ist die Situation der Sender kritisch. Bedrohlich wurde die Lage für René Falkner im vergangenen Jahr. Er musste das Ende seiner Sender in Leipzig und Chemnitz ankündigen.
    "Wir haben es angekündigt, die Schließung , weil es das Problem war, dass die Sender in Sachsen eigentlich keine Aussicht haben auf eine Änderung des Systems. Das System war ganz klar: Wir mussten uns werbefinanzieren und das reicht nicht aus, um ein vernünftiges Programm zu machen in Sachsen. Wir haben speziell noch das Problem in Leipzig, dass die Verbreitungskosten sehr hoch sind. Wir haben einen Anteil von 15 bis 20 Prozent Verbreitungskosten. Das ist für einen kleinen Sender sehr viel. Da gab es keine Möglichkeit, davon wegzukommen."
    Die Sender blieben trotzdem erhalten, aber in einer deutlich verkleinerten Form. Dabei sind die zur Sachsen-Fernsehen-Gruppe gehörenden lokalen Sender nicht allein. Michael Sagurna, Präsident der sächsischen Landesmedienanstalt, kennt die prekäre Lage seiner Veranstalter.
    "Na so wie es allen Lokalfernsehsendern in Deutschland geht, immer knapp. Das Geld: Man muss gucken, dass man überlebt und sehen, wo man Einnahmen herbekommt, ob man noch irgendwelche Werbung vom Bäcker bekommt oder vom Fleischer oder von anderen. Sie leben immer mit dem Damoklesschwert, dass es nicht reicht und machen trotzdem Programm und das muss man bewundern."
    Dabei wird es für die lokalen Fernsehsender immer schwieriger, an Werbekunden zu kommen. Nur lokale Unternehmen werben hier. Der nationale Werbemarkt bleibt den Sendern verschlossen. Zudem verursachen die verschiedenen Verbreitungswege wie analoges und digitales Kabel oder terrestrisch über DVB-T hohe Kosten. Die Hälfte der sächsischen Zuschauer ist gar nur über Satellit zu erreichen. Genau hier setzt auch der Plan von Michael Sagurna an. Er möchte die Sender auf die Satelliten bringen. Einen solchen Kanal würden sich dann mehrere Veranstalter aus einer Region teilen.
    Voraussetzung dabei ist: Der Sender produziert genügend Programm aus der jeweiligen Region. Anbieter von Bildschirmzeitungen sollen keinen Zugang erhalten. Doch die Kosten sind für die Landesmedienanstalt zu hoch. Michael Sagurna setzt deshalb auf die vermutlich hohen Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag. Zwei Prozent davon erhalten die Landesmedienanstalten für ihre Arbeit.
    "Wenn von der jetzt möglicherweise überschießenden Einnahmesituation bei dem neuen Rundfunkgebührenmodell tatsächlich so viel mehr hereinkommt, wie man jetzt gelegentlich schon mal hört, dann könnte ich mir vorstellen, dass es gut wäre, wenn die Ministerpräsidenten in der Ministerpräsidentenkonferenz sich mal darüber verständigen könnten, eine Summe von vielleicht 50, 60 Millionen Euro zu reservieren für diesen speziellen Zweck: Lokale Vielfalt. Nicht nur in den ostdeutschen Bundesländern, sondern auch in den westdeutschen Bundesländern."
    Der Sender könnte die Finanzspritze gut gebrauchen. Denn vor allem die digitale Verbreitung sieht René Falkner noch in den Anfängen.
    "Das heißt, wenn man es schaffen würde, die Sender über die Digitalisierungsschwelle zu bringen und vielleicht auch am Anfang noch ein bisschen Kraft zu geben, bei gewissen Hochzeiten mit dabei zu sein. Es geht um Livestreaming, es geht um Youtube. Das haben wir am Anfang alles nicht, das schaffen wir alles nicht nebenbei. Man weiß noch nicht genau, wo die Entwicklung hingeht, gerade für die lokalen Medien. Ob das unbedingt eine ewig laufende Förderung sein muss, glaube ich noch nicht mal unbedingt, weil ich sehe eigentlich eine große Chance im Lokalfernsehen."
    Ein Zukunftsmodell für das Lokalfernsehen könnte der Weg von Info-TV Leipzig sein. Geschäftsführer Hagen Deichsel setzt dabei auf verschiedene Standbeine.
    "Letztendlich sind wir Videoproduzenten und versuchen verschiedene Wege zu gehen, daraus verschiedene Produkte zu entwickeln. Wir haben zum einen den Fernsehsender, den Lokalsender. Aber wir betreiben auch in Leipzig ein Produkt, was sich noch immer noch positiv entwickelt, und zwar das Fahrgastfernsehen: Monitore im öffentlichen Bereich. In dem Fall in Bahnen und Busse im ÖPNV in Leipzig, was sich immer mehr etabliert."
    Zudem betreibt Info-TV einen Krankenhauskanal und produziert PR-Videos im Auftrag von Firmen. Mittlerweile sind sie seit sechs Jahren am Markt. Aber ob sich das Modell zukünftig rechnen wird, kann Hagen Deichsel heute noch nicht sagen. Denn selbst mit dem Förderprogramm werden einige Lokalsender ihren Betrieb einstellen müssen.