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Louis Sclavis Trio

Als permanentes Wechselspiel beschrieb der Jazzmusiker Louis Sclavis aus Lyon einmal sein "mediterranes Temperament". "Wir lieben eine Sache, aber wir lieben auch ihr Gegenteil - also das Heiße und das Kalte und so weiter." Zwischen vielen gegensätzlichen Polen hat sich die Musik von Louis Sclavis stets bewegt, wobei er sie anfangs leicht ironisch als "imaginäre Folklore" bezeichnete - wir haben keine amerikanischen Wurzeln, also müssen wir unsere eigenen erfinden.

    Mit leidenschaftlicher Wucht prallen diese Gegensätze live auf der Bühne, Sclavis' vorrangigem Aktionsfeld, aufeinander: alter und neuer Jazz, Tradition und Innovation, Elemente aus Folklore, experimentellem Rock und zeitgenössischer Avantgarde. Zum Jazzdor-Festival 2008 in Berlin - einer Stadt, mit deren Free Jazz-Szene sich der Franzose sehr verbunden fühlt - kam der Musiker aus Lyon diesmal mit dem rockorientierten E-Bassisten Olivier Lété und einem langjährigen Weggefährten, dem klassisch ausgebildeten Perkussionisten François Merville - bekannt von zahlreichen großen Sclavis-Alben wie "Ceux qui veillent la nuit", "Napoli's Walls" oder "L'Imparfait des Langues". Der kargen Instrumentierung des Trio-Formats entlockten die drei Musiker durch ihr facettenreiches und emotional stark aufgeladenes Spiel ungeahnte Dimensionen und sorgten für eine nie abfallende Dramatik ihrer fesselnden Interaktionen.

    Louis Sclavis - Bassklarinette, Sopransaxophon
    Olivier Lété - E-Bass
    François Merville - Schlagzeug
    Jazzdor Festival Berlin, 2. Oktober 2008