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Love-Parade-Katastrophe
Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Dreieinhalb Jahre nach der Love-Parade-Katastrophe von Duisburg hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Zehn Angeklagte, 149 Zeugen, 14 Sachverständige und ihre Gutachten: Der Prozess gegen die mutmaßlich Verantwortlichen für die Katastrophe wird ein Mammutverfahren.

    Die Hinterbliebenen der Love-Parade-Opfer setzen in den Prozess große Hoffnungen. Sie wollen endlich eine Antwort auf die Frage haben, warum ihre Töchter und Söhne am 24. Juli 2010 sterben mussten und wer dafür die Verantwortung trägt. Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Duisburg ist umfangreich: Sie umfasst rund 550 Seiten, auf denen 149 Zeugen, 14 Sachverständige und mehr als 400 Urkunden benannt werden. Vor allem aber listet es die Namen derjenigen auf, die für die Katastrophe verantwortlich sein sollen.
    Weder Schaller noch Sauerland unter den Angeklagten
    Die Staatsanwaltschaft hatte ihre Ermittlungen zunächst gegen 16 Beschuldigte gerichtet, der frühere Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) und Fitness-Unternehmer Rainer Schaller waren jedoch zu keinem Zeitpunkt darunter. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelt es sich bei den Angeklagten nun um den früheren Duisburger Stadtentwicklungs-Dezernenten Jürgen Dressler, fünf Mitarbeiter des städtischen Bauamts sowie vier Verantwortliche der Firma Lopavent, die die Techno-Veranstaltung organisiert hatte.
    Nicht angeklagt wurden dagegen Duisburgs Ordnungsdezernent Wolfgang Rabe und der Leiter des Ordnungsamts, Hans-Peter Bölling, gegen den ermittelt worden war. Auch der sogenannte Crowd-Manager des Veranstalters, der am Katastrophentag die Eingangsschleusen zum Party-Gelände kontrollierte, sowie der damalige Polizei-Einsatzleiter Kuno S. werden sich nicht vor Gericht verantworten müssen.
    Vorwurf der fahrlässigen Tötung
    Der Anklagevorwurf lautet auf fahrlässige Tötung von 21 Menschen sowie auf fahrlässige Körperverletzung.
    Am 24. Juli 2010 war bei der Love Parade in Duisburg eine Massenpanik entstanden. Auf dem Zugang zum Veranstaltungsgelände des Technofestes wurden 21 junge Menschen erdrückt oder zu Tode getreten. Die Staatsanwaltschaft hatte in den vergangenen Jahren mehr als 3000 Zeugen befragt und eine rund 35.000 Seiten umfassende Hauptakte erarbeitet, aus der nun die Anklage entstanden ist. Die Ermittler sichteten 900 Stunden Videomaterial von Überwachungskameras und Besucherhandys. Zudem werteten sie Hunderte Terabyte Daten aus.