REACH – das neue EU-Chemikaliengesetz – verlangt von der Industrie, keine langlebigen Schadstoffe mehr einzusetzen, die sich in Mensch oder Tier anreichern. Dazu müssen die Firmen aber wissen, welche Stoffe diese Eigenschaften haben, also etwa ‘bioakkumulativ’ sind. Ninja Reineke vom Umweltverband WWF.
"Weil man das nicht erst hinterher feststellen will, wenn sie schon in der Umwelt sind oder auch in uns enthalten sind, muss man versuchen, das im Labor irgendwie zu modellieren. Und eine Möglichkeit, das zu modellieren, ist der so genannte Biokonzentrationstest. Da nimmt man quasi einfach einen Fisch, tut den ins Aquarium, tut einen Schadstoff auch in das Wasser und guckt, wie viel von diesem Schadstoff sich anreichert im Fisch."
Einer, der diesen Test regelmäßig anwendet, ist Christoph Schäfers vom Fraunhofer-Institut für Umweltchemie und Ökotoxikologie im sauerländischen Schmallenberg. Seine Versuchstiere sind Zebrabärblinge, zwei Zentimeter große Fische mit typischen schwarzen Längsstreifen.
"Der Test ist konzipiert als Konzentrationstest. Das heißt, da wird eigentlich nur getestet, was über die Hautoberflächen – vor allem über die Kiemen – rein kommt."
Um zu bestimmen, wie stark sich eine Substanz anreichert, benötigt der Biologe Schäfers etwa 300 Zebrabärblinge. Er setzt sie in Aquarien, leitet geringe Mengen der Substanz zu und prüft regelmäßig, wie viel von der Substanz in den Fischen wiederzufinden ist.
"Die Chemikalie wird radioaktiv markiert eingesetzt. In der Regel wird mindestens eines der Kohlenstoffatome von der Chemikalie mit 14C-Isotop versehen. Und dadurch kann man dann über die Zahl der Zerfälle in entsprechenden Detektionssystemen rückrechnen auf die Konzentration der Substanz, die in dem jeweiligen Medium gewesen ist."
Um als ‘bioakkumulativ’ zu gelten, muss sich eine chemische Substanz in den Fischen um mindestens den Faktor 2000 anreichern. Der Bioakkumulationstest hat aber eine begrenzte Aussagekraft: Er erkennt nur sich anreichernde Stoffe, die Fische über ihre Kiemen aufnehmen. Stoffe, die Fische über ihre Nahrung aufnehmen, werden nicht erfasst, erklärt Ninja Reineke.
"Wir Menschen nehmen meistens nicht so viele Schadstoffe beim Schwimmen auf, sondern eher über den Hausstaub oder eben über die Innenraumluft. Und dort kann er dann auch nach der Einatmung in dem Organismus oder im Blutkreislauf zirkulieren und sich dann auch anreichern in unseren Organen."
Ein Beispiel ist die Perfluoroktansäure. Sie wird bei der Herstellung mancher Textilien und Antihaftpfannen eingesetzt, steht im Verdacht, Krebs zu erzeugen sowie die Fruchtbarkeit zu schädigen und lässt sich in Mensch und Tier nachweisen. Doch die Säure fällt durch den Bioakkumulationstest durch.
"Die wird nicht so viel im Fett gespeichert, wie das bei klassischen persistenten bioakkumulierenden Substanzen wie DDT zum Beispiel der Fall ist, sondern die bindet sich eher so an die Blutproteine, und die würde eben in diesem Fischtest – einfach nur Aufnahme von Wasser in den Fisch – nicht über 2000 kommen."
Unter dem EU-Chemikaliengesetz REACH gilt die Perfluoroktansäure daher nicht als ‘bioakku¬mulativ’. Für Ninja Reineke ist das ein Skandal. Sie fordert, diese Lücke im Gesetz schnell zu schließen und hat eine naheliegende Idee:
"Als erster Schritt muss auf jeden Fall gewährleistet sein, dass die verfügbaren Daten und das Wissen von Funden in der Arktis und den Weltmeeren, dass dieses Wissen auch mit berücksichtigt wird."
Doch die EU-Kommission zögert seit 2008 zu definieren, unter welchen Bedingungen Funde von Chemikalien in Mensch oder Eisbär genutzt werden können, um einen Stoff als ‘bioakkumulativ’ einzustufen. Das ärgert nicht nur Umweltschützer wie Ninja Reineke, sondern auch EU-Staaten wie Deutschland. Sie machen Druck und der zeigt Wirkung: Die Kommission hat jetzt zugesagt, im Frühjahr einen Vorschlag vorzulegen. Für Mensch und Tier kann es nur besser werden, so Ninja Reineke: Denn die Industrie soll auf jeden langlebigen Schadstoff, der ‘bioakkumulativ’ ist, verzichten.
"Weil man das nicht erst hinterher feststellen will, wenn sie schon in der Umwelt sind oder auch in uns enthalten sind, muss man versuchen, das im Labor irgendwie zu modellieren. Und eine Möglichkeit, das zu modellieren, ist der so genannte Biokonzentrationstest. Da nimmt man quasi einfach einen Fisch, tut den ins Aquarium, tut einen Schadstoff auch in das Wasser und guckt, wie viel von diesem Schadstoff sich anreichert im Fisch."
Einer, der diesen Test regelmäßig anwendet, ist Christoph Schäfers vom Fraunhofer-Institut für Umweltchemie und Ökotoxikologie im sauerländischen Schmallenberg. Seine Versuchstiere sind Zebrabärblinge, zwei Zentimeter große Fische mit typischen schwarzen Längsstreifen.
"Der Test ist konzipiert als Konzentrationstest. Das heißt, da wird eigentlich nur getestet, was über die Hautoberflächen – vor allem über die Kiemen – rein kommt."
Um zu bestimmen, wie stark sich eine Substanz anreichert, benötigt der Biologe Schäfers etwa 300 Zebrabärblinge. Er setzt sie in Aquarien, leitet geringe Mengen der Substanz zu und prüft regelmäßig, wie viel von der Substanz in den Fischen wiederzufinden ist.
"Die Chemikalie wird radioaktiv markiert eingesetzt. In der Regel wird mindestens eines der Kohlenstoffatome von der Chemikalie mit 14C-Isotop versehen. Und dadurch kann man dann über die Zahl der Zerfälle in entsprechenden Detektionssystemen rückrechnen auf die Konzentration der Substanz, die in dem jeweiligen Medium gewesen ist."
Um als ‘bioakkumulativ’ zu gelten, muss sich eine chemische Substanz in den Fischen um mindestens den Faktor 2000 anreichern. Der Bioakkumulationstest hat aber eine begrenzte Aussagekraft: Er erkennt nur sich anreichernde Stoffe, die Fische über ihre Kiemen aufnehmen. Stoffe, die Fische über ihre Nahrung aufnehmen, werden nicht erfasst, erklärt Ninja Reineke.
"Wir Menschen nehmen meistens nicht so viele Schadstoffe beim Schwimmen auf, sondern eher über den Hausstaub oder eben über die Innenraumluft. Und dort kann er dann auch nach der Einatmung in dem Organismus oder im Blutkreislauf zirkulieren und sich dann auch anreichern in unseren Organen."
Ein Beispiel ist die Perfluoroktansäure. Sie wird bei der Herstellung mancher Textilien und Antihaftpfannen eingesetzt, steht im Verdacht, Krebs zu erzeugen sowie die Fruchtbarkeit zu schädigen und lässt sich in Mensch und Tier nachweisen. Doch die Säure fällt durch den Bioakkumulationstest durch.
"Die wird nicht so viel im Fett gespeichert, wie das bei klassischen persistenten bioakkumulierenden Substanzen wie DDT zum Beispiel der Fall ist, sondern die bindet sich eher so an die Blutproteine, und die würde eben in diesem Fischtest – einfach nur Aufnahme von Wasser in den Fisch – nicht über 2000 kommen."
Unter dem EU-Chemikaliengesetz REACH gilt die Perfluoroktansäure daher nicht als ‘bioakku¬mulativ’. Für Ninja Reineke ist das ein Skandal. Sie fordert, diese Lücke im Gesetz schnell zu schließen und hat eine naheliegende Idee:
"Als erster Schritt muss auf jeden Fall gewährleistet sein, dass die verfügbaren Daten und das Wissen von Funden in der Arktis und den Weltmeeren, dass dieses Wissen auch mit berücksichtigt wird."
Doch die EU-Kommission zögert seit 2008 zu definieren, unter welchen Bedingungen Funde von Chemikalien in Mensch oder Eisbär genutzt werden können, um einen Stoff als ‘bioakkumulativ’ einzustufen. Das ärgert nicht nur Umweltschützer wie Ninja Reineke, sondern auch EU-Staaten wie Deutschland. Sie machen Druck und der zeigt Wirkung: Die Kommission hat jetzt zugesagt, im Frühjahr einen Vorschlag vorzulegen. Für Mensch und Tier kann es nur besser werden, so Ninja Reineke: Denn die Industrie soll auf jeden langlebigen Schadstoff, der ‘bioakkumulativ’ ist, verzichten.