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Lücken beim BAföG

Eine Studentin schließt an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Uni Münster ihren Bachelor in "Politik und Recht" ab. Sie beginnt danach ein Masterstudium in Jura. Diese Bachelor-Master-Folge sei kein Problem, sagt die Uni Münster. Das BAföG-Amt sieht das anders.

Von Jochen Steiner | 21.03.2011
    Das Bachelor-Studium ist fast abgeschlossen, da stellt sich die Frage: auf Jobsuche gehen oder doch lieber noch einen Master dranhängen? Das Fach ist spannend und finanzielle Unterstützung kam bislang vom BAföG-Amt. Also: weiter studieren! Weiterhin BAföG bekommen Studierende aber nur für einen Master, der inhaltlich auf das Bachelorstudium aufbaut – der Master muss "konsekutiv" sein, wie es in der Hochschul-Sprache heißt. Ist er nicht konsekutiv, dann gilt er als Zweitstudium und wird nicht gefördert.

    "Sobald man das Feld wechselt, also wirklich die Fakultät wechselt, sollte man das nicht auf die leichte Schulter nehmen und mit Hilfe eine Begründung schreiben."

    Das empfiehlt Stefanie Schaab. Sie berät an der Fachhochschule Köln Studierende zum Thema BAföG. Eine Begründung kann helfen, dass der Master als konsekutiv durchgeht. Wer sich nicht sicher ist, ob der gewünschte Masterstudiengang konsekutiv ist oder nicht, kann sich beim Asta, bei den Fachschaften oder der Studienberatung über die Studieninhalte informieren. Nicht gefördert werden übrigens auch Studierende, die an ihren Diplomstudiengang noch einen Master anschließen wollen. Generell gilt die Regel: ein Studierender bekommt nur BAföG, wenn er vor dem Master- ein Bachelorstudium abgeschlossen hat. Ein weiteres Problem, das viele Studierende an den Hochschulen beim Übergang vom Bachelor zum Master betrifft, erläutert Peter Becker vom Studentenwerk in Köln:

    "Wenn ich im Juni an der Fachhochschule oder im Juli an der Universität meinen Bachelor abschließe, bekomme die Urkunde ausgehändigt, dann ist das Studium da zu Ende. Ich gebe mein Zimmer nicht auf, ich habe auch kein Anspruch auf Arbeitslosengeld, fange im Oktober – September, Oktober je nachdem, Uni, FH – das Masterstudium an, und ich sitze da mittendrin zwei Monate ohne Geld."

    Eine Lücke von mehreren Monaten also ohne BAföG. Ideal wäre es für die Studierenden, wenn zwischen Bachelor-Abschluss und dem Masterstudium nur ein Monat läge. Dann nämlich fördert das BAföG-Amt durchgehend. Doch die wenigsten Hochschulen richten ihre Prüfungen danach aus. Aber es kann noch zu weiteren finanziellen Engpässen kommen. Dann nämlich, wenn die Studierenden auf ihre Bachelor-Urkunde warten müssen, weil sich die Korrektur der Bachelor-Arbeit hinzieht. Viele Hochschulen lassen die Studierenden dann zwar vorläufig zum Master zu, BAföG erhalten sie aber so lange nicht, bis die Bachelor-Urkunde vorliegt. Und besonders ärgerlich für die Studierenden: Es wird in diesem Fall nicht rückwirkend gezahlt. Peter Becker:

    "Der Gesetzgeber hätte eine Lösung schaffen können. Die einfachste Lösung läge bei der Hochschule. Wenn man das so am Schluss terminieren würde, dass auch mit dem Ablauf der sechs Semester dann die Bachelor-Urkunde auch ausgehändigt würde, dann gäb es gar keine Probleme."

    Die Bachelor-Urkunde noch vor dem Beginn des Masters in den Händen zu halten, würde den Studierenden wenigstens diese BAföG--Lücke ersparen. Zur Lösung des Problems könnten aber auch die Studierenden selbst etwas beitragen:

    "Generell müsste da dann der Druck von den Studierenden über die Studentenvertretungen entsprechend auf die universitären Gremien ausgeübt werden. Ihr schafft da Probleme, die nicht sein müssten, und die liegen vorrangig in eurer Verantwortung."

    Doch so schnell wird sich wohl nichts ändern, und so kommt auf die meisten Studierenden eine Lücke in der BAföG-Förderung zu, weil sie ihre Bachelor-Urkunde entweder sozusagen zu früh bekommen und es noch länger als einen Monat dauert, bis der Master startet, oder sie erhalten die Urkunde zu spät, wenn sie bereits vorläufig im Master studieren. Deshalb sollten Studierende eine Beratung nutzen, wie Stefanie Schaab sie an der FH Köln anbietet:

    "Es gibt Studierende, die zu mir in die Beratung kommen, bevor sie anfangen zu studieren gucken sie, ob sie sich das Studium leisten können – finde ich weise."