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Lufthansa
Neues Ziel für Obermann?

Der nahende Abgang von René Obermann beim niederländischen Kabelanbieter Ziggo sorgt für Spekulationen. Der Ex-Chef der Telekom hatte einst gesagt, er wolle wieder "näher an den Maschinenraum". Ob er damit den Chefposten bei der Lufthansa meint?

Von Brigitte Scholtes |
    Rene Obermann könnte zur Deutschen Lufthansa wechseln – als Nachfolger von Christoph Franz, der das Unternehmen mit Auslaufen seines Vertrags Ende Mai verlassen will. Mehrere Zeitungen melden, der Aufsichtsrat habe Kontakt zu ihm aufgenommen. An den Gerüchten sei nichts dran. Das sagt nicht etwa die Lufthansa - die kommentiert dies gar nicht – sondern Obermanns Noch-Arbeitgeber Ziggo. Obermann bleibe Vorstandschef von Ziggo, bis die Übernahme des Unternehmens durch Liberty Global vollständig abgewickelt sei, ließ ein Sprecher des niederländischen Unternehmens heute wissen. Und das könne ein halbes Jahr oder länger dauern. Ob Obermann tatsächlich eine Abfindung von 4,7 Millionen Euro für seinen kurzen Zwischenstopp bei Ziggo erhält, auch das ist vorerst noch ein Gerücht.
    Ein Blick auf die Fakten zeigt, dass die Lufthansa für Obermann wohl eher nicht in Betracht käme. Im Sommer hatte er den Wechselwunsch zu Ziggo nicht nur mit dem "Maschinenraum" beantwortet, sondern auch gesagt:
    "Erstens, das Unternehmen ist im Bereich der Telekommunikation. Also, das habe ich gelernt, diesen Bereich, und kann dort meine Erfahrung einbringen. Zweitens, es steht nicht im Wettbewerb zur Telekom. Es ist ein kleineres Unternehmen mit weniger als 3000 Beschäftigten, insofern von der Betriebsgröße das, was ich mir vorgestellt habe als nächsten Schritt."
    Ob die Erfahrung bei Ziggo ihn nun doch wieder dazu bringen könnte, neue Herausforderungen bei Großkonzernen zu suchen, ist offen. Zwar käme der frühere Telekom-Chef insofern für die Lufthansa in Frage, als die nicht nur – wie es ihrer Tradition entspricht - nach einem echten Lufthanseaten für die Spitzenposition sucht. Noch-Chef Christoph Franz hatte bisher die Anforderungen des Kontrollgremiums an seinen Nachfolger so beschrieben:
    "Dies wir ein professioneller, sorgfältiger Prozess sein, bei dem interne und externe potenzielle Kandidaten berücksichtigt werden. Es besteht natürlich kein Interesse daran, die nachvollziehbare Unruhe - nach dem Motto: Wer wird jetzt der Neue? – das muss man nicht unnötig in die Länge ziehen."
    Allerdings bemängeln inzwischen viele Beobachter, dass der Auswahlprozess eben das tut – er zieht sich quälend in die Länge. Deshalb kommen jetzt im Wochentakt Spekulationen auf, wer es denn wird. Vor wenigen Tagen schien klar: Carsten Spohr hat die besten Chancen, der Chef des Passagiergeschäfts bei der Lufthansa. Den halten viele auch immer noch für die wahrscheinlichste Variante. Denn als langjähriger Lufthanseat, so heißt es, könne er die Mitarbeiter am besten motivieren, das ist wichtig, weil das Sparprogramm noch lange nicht beendet ist.