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Lufthansa stellt Sparprogramm vor

Leiharbeiter als Steward oder Stewardess - das ist offenbar eine der geplanten Maßnahmen, mit der die Lufthansa künftig konkurrenzfähiger werden will. Heute stellt der Konzern seinen Managern die neuen Sparpläne vor.

Von Brigitte Scholtes |
    Die Lufthansa-Manager erfahren zwar heute vom Vorstand, an welchen Stellen im Konzern gespart werden soll. Aber Details werden der Belegschaft und erst recht der Öffentlichkeit noch nicht präsentiert. 1,5 Milliarden Euro will die Fluggesellschaft einsparen, und das bis zu den Jahren 2014 und 2015, soviel steht fest. Man müsse handeln, sagte Lufthansa-Vorstandsmitglied Stefan Lauer in der Mitarbeiterzeitschrift "Lufthanseat": Die Wettbewerber würden auf Lufthansa keine Rücksicht nehmen. Sie brächten sich zunehmend aggressiv gegen Lufthansa in Stellung.

    Das Vorgängerprogramm "Climb 2011" war erst am Jahresende ausgelaufen, damit waren die Fixkosten um eine Milliarde Euro gesenkt worden. So spekulieren derzeit Experten, an welchen Stellen Lufthansa denn nun sparen will. Jochen Rothenbacher, Analyst der equinet-Bank meint:

    "Potenziale sind immer natürlich in den internen Strukturen der Lufthansa und da bei den Personalkosten zu sehen. Allerdings muss man sagen, dass sie bei den historischen Programmen die Ziele nur knapp oder eben nicht erreicht haben. Jetzt wird man gespannt sein dürfen, ob sie dieses Mal besser wird beziehungsweise ob man dieses Mal explizit auf die Personalkosten-Einsparungen abzielt."

    Der Lufthansa-Vorstand will offenbar mit einigen Tabus brechen: So sollen angeblich bei der Lufthansa-Tochter Germanwings demnächst auch Zeitarbeiter in den Flugzeugen eingesetzt werden, die müssten nicht nach dem recht auskömmlichen Lufthansa-Tarif bezahlt werden. Die Flugbegleitergewerkschaft UFO will das möglichst verhindern. Sie hat bisher auch den Tarifvertrag, den Lufthansa mit ver.di abgeschlossen hatte, nicht unterzeichnet. Ob Lufthansa tatsächlich Leiharbeiter einsetzen wird, daran hat Jürgen Pieper, Analyst des Bankhauses Metzler, seine Zweifel:

    "Da wird beschrieben, wie es kommen könnte, wenn es richtig schlimm kommt, und im Endeffekt ist dann doch jeder froh, wenn es dann doch nicht so schlimm kommt. Und ich glaube, dieses Hereinwerfen mit den Leihangestellten und den Leiharbeitern, das ist etwas, was als Möglichkeit aufgezeigt wird. Und am Ende, hab' mich das Gefühl, wird es eher nicht kommen."

    Doch Lufthansa-Vorstand Lauer verweist auf die massiven strukturellen Veränderungen in der Branche – zum einen erstarkten die Billigflieger, zum anderen müsse man sich dem interkontinentalen Wettbewerb stellen. Deshalb müsse man in der Lufthansa-Gruppe "wettbewerbsfähige Prozesse und Strukturen" schaffen. Denn nur so könne die Gesellschaft ihre Rendite steigern- die liegt seit Jahren bei drei Prozent, das ist zu wenig, meint der Vorstand. Andere Wege als über das Personal zu sparen seien aber erfahrungsgemäß schwierig, sagt Analyst Pieper:

    "Dann müsste man Zulieferprodukte wie beispielsweise den Bordservice oder Ähnliches unter die Lupe nehmen, da ist die Gefahr dann, dass man nicht von seiner Rolle als Qualitätsanbieter abrücken darf. Man muss sparen, wo der Kunde es nicht sieht. Und das ist gar nicht mehr so einfach, weil die Lufthansa schon seit nahezu zehn Jahren ein Sparprogramm nach dem anderen aufgelegt hat, und irgendwann die Ideen schwieriger werden zu generieren. Ich denke, im Endeffekt wird dann doch wieder der größte Hebel beim Personal angesetzt werden."