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Lufthansa streicht 230 Flüge allein in Frankfurt

Acht Stunden haben die Stewards und Stewardessen heute ihre Arbeit niedergelegt. Ein Streik, der zeitweise zum Chaos geführt hat auf dem Frankfurter Flughafen und zum Ärger der Passagiere. Die Gewerkschaft UFO spricht hingegen von einem "Riesenerfolg".

Von Felix Lincke |
    Irgendwann kommt bei Fluggästen schlechte Stimmung auf, wenn Schlangen mehrere Hundert Meter lang sind und Flüge schon deshalb nicht mehr umgebucht werden können, weil man vielleicht gar nicht mehr rechtzeitig dran kommt. Immerhin, Lufthansa versprach, alle Passagiere, wenn auch mit Verspätung, möglichst heute noch auf den Weg zu bringen:

    "Ich habe heute Morgen versucht anzurufen auf der Hotline, aber da ging keiner dran, und dann bin ich hingefahren, und dann wurde mir gerade gesagt, es ist annulliert."

    "Der Flug ist betroffen, und man steht hier in der Reihe, um umzubuchen."

    230 Flüge hat der Frankfurter Airportbetreiber Fraport heute vom Flugplan nehmen müssen, die Gewerkschaft UFO spricht von 280 Flügen. 360 waren ursprünglich angesetzt worden. 64 innerdeutsche Flüge hatte Lufthansa am Vorabend bereits gestrichen, weil hier die Kunden besonders gut auf die Deutsche Bahn ausweichen können, die direkt am Flughafen einen Fernbahnhof mit ICE-Anschluss betreibt. Schnell wurde deutlich, dass auch andere Airlines davon betroffen sind, dass heute eintausend Flugbegleiter in Frankfurt nicht zur Arbeit erscheinen. Die Parkflächen waren besetzt von den Maschinen, die nicht abheben konnten, die Umläufe gestört. Neue Maschinen von anderen europäischen Flughäfen durften zwischenzeitlich nicht mehr nach Frankfurt starten. Aber selbst einige Interkontinental-Verbindungen mussten ausfallen, - das hatte Lufthansa verhindern wollen, weil hier das meiste Prestige verloren geht. Nicoley Baublies, der Chef der Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO war zufrieden mit dem ersten richtigen Streik seiner Organisation:

    "Die Lufthansa hatte den Flugplan schon ausgedünnt, hatte die meisten Deutschland- und Europa-Flüge gecancelt. Wir sind da sehr überrascht, weil wir tatsächlich davon ausgegangen sind, dass Lufthansa ihre Maßnahmen in den letzten Tagen, Streikbrecher zu rekrutieren, von anderen Stationen herzufahren, erfolgreich abgeschlossen hat. Das scheint nicht der Fall zu sein. Wir sind da wirklich positiv überrascht."

    Wie es weitergeht, bleibt zunächst offen. UFO will selbst erst den ersten Streiktag analysieren und Nachlese halten. Die Flugbegleiter fordern ein neues Angebot von Lufthansa und hofft, dass die Airline vielleicht am Ende doch mit mehr als Geld rüberkommt. Eigentlich dreht sich der Konflikt in erster Linie um die Sicherheit der Arbeitsplätze. Die Flugbegleiter wollen nicht in eine Billig-Tochter ausgelagert werden, wo es dann keine Aufstiegschancen mehr gäbe. Die Einstiegsgehälter sind heute schon ähnlich wie etwa bei Lufthansa-Tochter Germanwings. Dass Lufthansa erst einmal hart bleibt, hat Vorstand Peter Gerber im Vorfeld des Streiks mehrfach angekündigt:

    "Rechtliche Schritte prüfen wir immer, dass gehört zum guten Ton und zur Professionalität, aber wir hoffen natürlich, dass die UFO am Ende zum Verhandlungstisch zurückkehrt und wir hier eine gemeinsame Lösung finden."

    Es ist schwer zu schätzen, was der achtstündigen Ausfall des Bordpersonals heute gekostet hat. Wenn es dabei bleibt, dürfte Lufthansa das leicht verkraften können. Ein flächendeckender und unbefristeter Streik auf allen deutschen Flughäfen, mit dem UFO auch schon gedroht hat, würde sicher in die Millionen gehen. Aber dazu muss es ja nicht kommen.