Neben dem technischen Wunderwerk, das Sizilien mit dem Festland verbinden wird, nimmt sich die Golden Gate Brücke in San Francisco eher mickrig aus. Kein Wunder, wird doch die Brücke, zu der der Spatenstich Anfang 2005 erfolgen soll, eine gewaltige Länge von 3300 Metern erreichen. Ihr höchster Punkt wird 380 Meter in die Höhe ragen und damit sicherlich den Neid der Neuweltler fordern, denn die ehrwürdige Golden Gate Bridge bringt es auf gerade eine Länge von 2737 Metern und eine Höhe von 227 Metern. Zwei Probleme haben indes beide Bauten gemein: den Wind und den unsteten Untergrund, schildert Brückenbauer Carlo Mattuccelli: "Dieses Bauwerk wird an einem der windigsten und seismisch heikelsten Orte der Welt errichtet. Ab einem bestimmten Punkt haben wir ein deshalb Modell entworfen, hier in den Windkanal geholt und getestet. Wir mussten jedes Problem berücksichtigen." Skylla und Charibdis tauften die antiken Römer jene Winde, die von den kalabresischen Aspromonte- und den sizilianischen Peloritanibergen blasen und schon Odysseus in arge Kalamitäten brachten. Auch die gewaltige Brücke von Messina, so der Name des Vorhabens, wird sich ihnen entgegen stemmen müssen.
Wie ansonsten Autos und Flugzeugmodelle, testeten die Ingenieure verschiedene Konstruktionen im Windkanal auf ihre Windschnittigkeit. Bei üblichen Geschwindigkeiten von 45 Metern pro Sekunde, mit denen der Wind an einer herkömmlichen Hängebrücke von rund 60 Metern Breite zerrt, entstehen Schwingungen wie in einer Achterbahn: acht Meter Versatz berechneten die Experten - und damit das Zerreißen des Bauwerks. Mattuccelli und seine Kollegen setzen daher auf eine ungewöhnliche Bauform: "Unser Brückenentwurf hält sogar einen Sturm von bis zu 90 Metern pro Sekunde aus, denn wir haben die 60 Meter breite Fahrfläche in drei voneinander unabhängige Bahnen unterteilt, die alle 100 Meter durch Verbindungsrohre miteinander verbunden sind. Der Wind kann also durch die Brücke durchblasen und die gefährlichen Schwingungen werden so drastisch reduziert." Die beiden äußeren Fahrbahnen sind dabei dem Autoverkehr vorbehalten, während auf der mittleren Spur Züge verkehren werden. Wie bei dem Pendant in San Francisco ruhen die drei Fahrbahnen auf zwei tief im Grund beider Küsten verankerten Pfeilern, so genannten Pylonen. Vier mächtige Stahltaue, von denen jedes einzelne 1,24 Meter durchmisst, halten die Konstruktion zusammen. Sie sind wiederum von 44.352 Stahlbändern zusammengesetzt, die ein Gewicht von 7,5 Tonnen pro Meter besitzen. Für die nötige Spannung werden Zementblöcke sorgen, deren Haltbarkeit die Erbauer für die nächsten 200 Jahre garantieren.
Als wären die Dimensionen alleine nicht genug, kämpfen die italienischen Ingenieure mit einem weiteren Naturphänomen. Denn weil Sizilien und Kalabrien dem Druck der afrikanischen Erdplatte ausgesetzt sind, die sich hier unter den europäischen Kontinent schiebt, hebt sich Sizilien jährlich um zirka einen Millimeter in die Höhe. Kalabrien steigt dagegen nur um die Hälfte an. Dazu Carlo Mattuccelli: "Sie müssen davon ausgehen, dass auf einer solchen Erdoberfläche jedes Gebäude mit der Zeit vom Einsturz bedroht ist. Wir haben das Problem so gelöst: die Stahlseile, die die Fahrbahnen tragen, sind an den Küstenpylonen so angebracht, dass sie sich beim Anstieg der Erdoberfläche auf der einen oder auf der andere Seite der Meeresenge immer wieder ausgleichen". Ein ausgeklügeltes Computersystem wird ständig über die Änderungen in der Statik wachen und die Spannung der Tragseile anpassen. Bliebe da noch der Ätna. Doch Mattuccelli winkt ab. Italiens größter Vulkan sei keine Gefahr für die längste freischwebende Brücke der Welt, denn er reagiere nicht explosiv wie etwa der Vesuv, sondern gebe lediglich Lava ab. Die bringe zwar Städte wie Catania in Gefahr, stelle aber keine Bedrohung für die Brücke dar.
[Quelle: Thomas Migge]
Wie ansonsten Autos und Flugzeugmodelle, testeten die Ingenieure verschiedene Konstruktionen im Windkanal auf ihre Windschnittigkeit. Bei üblichen Geschwindigkeiten von 45 Metern pro Sekunde, mit denen der Wind an einer herkömmlichen Hängebrücke von rund 60 Metern Breite zerrt, entstehen Schwingungen wie in einer Achterbahn: acht Meter Versatz berechneten die Experten - und damit das Zerreißen des Bauwerks. Mattuccelli und seine Kollegen setzen daher auf eine ungewöhnliche Bauform: "Unser Brückenentwurf hält sogar einen Sturm von bis zu 90 Metern pro Sekunde aus, denn wir haben die 60 Meter breite Fahrfläche in drei voneinander unabhängige Bahnen unterteilt, die alle 100 Meter durch Verbindungsrohre miteinander verbunden sind. Der Wind kann also durch die Brücke durchblasen und die gefährlichen Schwingungen werden so drastisch reduziert." Die beiden äußeren Fahrbahnen sind dabei dem Autoverkehr vorbehalten, während auf der mittleren Spur Züge verkehren werden. Wie bei dem Pendant in San Francisco ruhen die drei Fahrbahnen auf zwei tief im Grund beider Küsten verankerten Pfeilern, so genannten Pylonen. Vier mächtige Stahltaue, von denen jedes einzelne 1,24 Meter durchmisst, halten die Konstruktion zusammen. Sie sind wiederum von 44.352 Stahlbändern zusammengesetzt, die ein Gewicht von 7,5 Tonnen pro Meter besitzen. Für die nötige Spannung werden Zementblöcke sorgen, deren Haltbarkeit die Erbauer für die nächsten 200 Jahre garantieren.
Als wären die Dimensionen alleine nicht genug, kämpfen die italienischen Ingenieure mit einem weiteren Naturphänomen. Denn weil Sizilien und Kalabrien dem Druck der afrikanischen Erdplatte ausgesetzt sind, die sich hier unter den europäischen Kontinent schiebt, hebt sich Sizilien jährlich um zirka einen Millimeter in die Höhe. Kalabrien steigt dagegen nur um die Hälfte an. Dazu Carlo Mattuccelli: "Sie müssen davon ausgehen, dass auf einer solchen Erdoberfläche jedes Gebäude mit der Zeit vom Einsturz bedroht ist. Wir haben das Problem so gelöst: die Stahlseile, die die Fahrbahnen tragen, sind an den Küstenpylonen so angebracht, dass sie sich beim Anstieg der Erdoberfläche auf der einen oder auf der andere Seite der Meeresenge immer wieder ausgleichen". Ein ausgeklügeltes Computersystem wird ständig über die Änderungen in der Statik wachen und die Spannung der Tragseile anpassen. Bliebe da noch der Ätna. Doch Mattuccelli winkt ab. Italiens größter Vulkan sei keine Gefahr für die längste freischwebende Brücke der Welt, denn er reagiere nicht explosiv wie etwa der Vesuv, sondern gebe lediglich Lava ab. Die bringe zwar Städte wie Catania in Gefahr, stelle aber keine Bedrohung für die Brücke dar.
[Quelle: Thomas Migge]