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Luftiger Popsound

Mit "A Night Like This" schaffte Caro Emerald den Durchbruch. Auf ihrem neuen Album "The Shocking Miss Emerald" verbindet die Musikerin aus Amsterdam elegant Swing-, Latin- und Jazzelemente mit Pop und nimmt uns mit ins Paris der 40er- und 50er-Jahre.

Von Christiane Rebmann |
    Den Song "Tangled Up" über eine Frau, die sich nicht zwischen zwei Männern entscheiden kann, haben wir Caro Emeralds Mutter zu verdanken.

    Die habe sich beschwert, dass auf ihrem Debütalbum von vor vier Jahren ein Tango fehlte, erzählt die 32-jährige Musikerin aus Amsterdam.

    Der in luftigem Popsound verpackte Tango repräsentiert ganz gut, in welchem Bereich sich Caro Emerald mit den Songs ihres neuen Albums bewegt. Sie verbindet wieder elegant Swing-, Latin- und Jazzelemente mit Pop.

    Allerdings hat sie sich für "The Shocking Miss Emerald" zum ersten Mal ein komplettes Orchester geleistet. Und während sie uns mit ihrem ersten Werk in die Hollywood Glamourwelt der 40er- und 50er-Jahre entführte, nimmt sie uns diesmal mit ins Paris der 30er und 40er-Jahre. Zum Beispiel im Song "Paris".

    In "Paris" beschäftigt sie sich mit der Biografie einer Modedesignerin. Mode ist ein Lieblingsthema der Musikerin, die zum Interview im Separéeteil eines Berliner Cafés eine knappe rote Jacke über einem eng anliegenden schwarzen Kleid und dramatisches Make-up trägt.

    "Wenn wir Songs schreiben, gucken wir immer mal wieder auf Wikipedia nach, ob wir da Stichwörter für Textideen finden. Und dabei stießen wir auf diese Dame namens Madame Grès. Sie war eine berühmte Pariser Designerin. Das heißt, eigentlich waren ihre Kleider berühmt. Sie selbst nicht. Sie konzentrierte sich lieber auf ihr Handwerk. Als sie starb, bemerkte die Öffentlichkeit das erst mal gar nicht. Zumal weiterhin Kleider unter ihrem Namen hergestellt wurden. Eine traurige Geschichte, die mich faszinierte."

    Der Song "Pack up the Louie" kombiniert musikalischen Südstaatencharme mit einem Wortspiel, erklärt Caro.

    "'Pack up the Louie' bezieht sich auf die Modeszene und auf mein Leben als reisender Popstar. Es ist ein sehr leichtgängiger Song. Der Name Louis bezieht sich natürlich auf Louis Vuitton, aber auch auf Louis Armstrong. Da stecken also zwei verschiedene Louies drin. Die Grundaussage ist ganz einfach: Ich will meine Freiheit. Ich will reisen."

    Den Titel "The Shocking Miss Emerald" wählten Caro Emerald und ihre Band, weil sie darauf hinweisen wollten, dass sie sich nicht nach den Regeln der Musikindustrie richten. Dafür ist das neue Album allerdings sehr kommerziell geworden. Nichts Sperriges, keine Provokation, dafür unterhaltsame Songs wie "The Maestro" über den deutschen Designer Karl Lagerfeld.

    "Wir unterhielten uns über Mode und Fotografie, über Ikonen, und ich dachte sofort an Karl Lagerfeld. Er ist eine echte Ikone. Ich finde ihn faszinierend. Er passt genau zu der Stimmung, die ich auf diesem Album wollte. Die Jungs hatten mir diesen witzigen Beat als Basis gegeben. Und ich schrieb dann diesen Text dazu. Jeder kennt ihn. Er ist so ein interessanter Mann. Wie er sich anzieht, wie er sich stylt, wie er sich bewegt. Was er sagt. Er ist wie eine lebendige Zitate-Maschine. Seine Sprüche machen Schlagzeilen. Und dazu kommt: Jede Frau träumt davon, dass er ihr ein Kleid auf den Leib schneidert."

    Vielleicht klappt es ja bei Caro Emerald - mit dieser öffentlich ausgesprochenen Einladung.