Luigi Cherubini - Messa solenne d-moll
* Musikbeispiel: Luigi Cherubini - 'Et resurrexit' aus: Messa solenne d-moll Mit diesen schmetternden Trompeten, aber auch mit ziemlich überraschenden harmonischen Wendungen schildert der 1760 geborene italienische Komponist Luigi Cherubini seine Sicht der Dinge, was Ostern angeht: in seiner Messe d-moll, und zwar im Credo, dem Glaubensbekenntnis, wo von Jesu Kreuzigung und Auferstehung die Rede ist. Anders als Bachs h-moll-Messe oder Beethovens "Missa solemnis" ist Cherubinis große Festmesse mit ihren fast 80 Minuten Dauer eher selten in Kirche oder Konzert zu hören. Jetzt ist sie in einer fulminanten Neueinspielung auf CD zu haben: mit Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Riccardo Muti. Erst in jüngster Zeit erfuhr man Genaueres über den Entstehungsanlass dieser Messe. Es war ein - zugegeben ziemlich opulentes - Bewerbungsschreiben des Komponisten für eine Anstellung am Hofe des musikliebenden ungarischen Fürsten Nikolaus Esterházy. 1810 waren sich Komponist und Fürst in Paris begegnet, und Durchlaucht hatten durchblicken lassen, Cherubini könne bei ihm vielleicht Direktor der persönlichen Musik und Kapellmeister werden. Das schien Cherubini ein verlockendes Angebot, schließlich war und ist der Name dieses Adligen untrennbar mit Joseph Haydn verbunden, den Cherubini überaus schätzte und dessen Nachfolger er nun werden konnte. Monatelang arbeitete Cherubini dann an diesem groß angelegten Chorwerk, das ein ebenso ehrgeiziger wie ehrerbietiger Tribut an den ungarischen Fürsten werden sollte. Entsprechend enttäuscht war Cherubini, als er dann doch nach langem qualvollem Warten eine Absage erhielt: inzwischen hatte eine Finanzkrise im Zuge der Napoleonischen Kriege Staat und Hof heimgesucht - für Kultur war da kein Geld mehr vorhanden. * Musikbeispiel: Luigi Cherubini - 'Kyrie eleison II' aus: Messa solenne d-moll Luigi Cherubini stammt aus Florenz. Mit sechs Jahren erhält er den ersten Musikunterricht bei seinem Vater, mit 13 schreibt er eine erste größere Messe. Früh wird sein Talent erkannt und durch ein Stipendium gefördert. In Bologna wird er vor allem zum Opernkomponisten ausgebildet, und zwar von Giuseppe Sarti, einem Schüler des berühmten Padre Martini, bei dem auch Mozart in jungen Jahren Unterricht erhalten hatte. Ein Exkurs nach London, wo der Prinz von Wales den Italiener zu binden versucht, ist nur von kurzer Dauer: 1787 lässt Cherubini sich in Paris nieder. Die Wirren der Revolution übersteht er weitgehend unbeschadet. 1794 wird er Lehrer am Institut National de Musique, dem Vorläufer des Conservatoire und nimmt die französische Staatsbürgerschaft an. Nicht geklärt ist, warum Cherubinis Verhältnis zu Napoleon zeitweise derart gestört war, dass der Komponist alle öffentlichen Ämter niederlegte. Überliefert wird ein bezeichnender Wortwechsel zwischen den beiden. "Mein lieber Cherubini", soll Napoleon gesagt habe, "Sie sind sicherlich ein ausgezeichneter Musiker, aber Ihre Musik ist so lärmend und kompliziert, dass ich nichts damit machen kann." Cherubinis Antwort war: "Mein lieber General, Sie sind sicherlich ein ausgezeichneter Soldat, aber was die Musik betrifft, bitte ich mich zu entschuldigen, wenn ich es nicht für nötig erachte, meine Kompositionen Ihrem Verständnis anzupassen." * Musikbeispiel: Luigi Cherubini - 'Credo' aus: Messa solenne d-moll Nachdem Napoleon abgedankt hatte, ernannte der König Cherubini zum Ritter der Ehrenlegion. Gemeinsam mit Le Sueur wurde er Direktor der Königlichen Kapelle. Nach Wiedererrichtung des Conservatoire 1816 berief man ihn zum Direktor des Instituts - bis zu seinem Tode 1842 behielt er diesen Posten inne.