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Lungenkrebs und Rauchen

Lungenkrebs ist - weltweit gesehen - die häufigste und gefährlichste Krebserkrankung. Früher erkrankten vor allem Männer an Lungenkrebs. Das hat sich geändert. Inzwischen ist Lungenkrebs die dritthäufigste Tumorerkrankung bei Frauen - Tendenz steigend. Der Trend lässt sich nur umkehren, sagen Experten, wenn mehr Menschen mit dem Rauchen aufhören. Oder gar nicht erst anfangen. Die Mediziner setzen dabei auf Aufklärung.

Von Carsten Schroeder |
    Weltweit erkranken nach neuesten Statistiken der OECD etwa 1,2 Mio. Menschen an einem Lungenkarzinom, das sind 900.000 Männer, gut 300.000 Frauen, und es verstirbt mehr als eine Million, daran wird schon die schlechte Prognose dieses Tumors deutlich. In der Bundesrepublik Deutschland müssen wir etwa mit 40.000 pro Jahr rechnen, kein anderer Tumor hat in den letzten fünf Jahrzehnten so zugenommen. Man kann eigentlich von einer Lungenkarzinom-Epidemie sprechen.

    Prof. Peter Drings, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft. Bei dieser Epidemie ist der Anteil der Frauen in den letzten Jahren deutlich gestiegen, was eindeutig auf ihren höheren Zigarettenkonsum zurückzuführen ist. Auch wenn bei den Männern die Zahl der Lungenkrebstoten konstant geblieben ist, so liegen sie immer noch deutlich vor den Frauen.

    Das Erschreckende am Lungenkrebs ist, dass er fast immer tödlich endet.

    Von hundert Patienten, die heute in unsere Klinik kommen, werden wir in 5 Jahren nur 10 – 12 wieder sehen. So schlecht ist die Prognose dieses Tumors.

    Hauptursache für den Lungenkrebs, daran besteht kein Zweifel, ist das Rauchen. Große Sorgen macht sich Dr. Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg darüber, dass immer mehr Kinder zur Zigarette greifen:

    Was sich gegenwärtig anbahnt, und das ist die eigentliche Katastrophe in diesem Land, ist dass bereits zwischen dem 10. und 15. Lebensjahr unsere Kinder anfangen zu rauchen. Wir haben hier in Berlin in der Region ein Durchschnittseinstiegsalter in das Rauchen von 11,6 Jahren. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.

    An Zigaretten zu kommen ist für Jugendliche kein Problem: Etwa 800.000 Zigaretten-Automaten sind in Deutschland aufgestellt, eine Kontrolle beim Verkauf in Kiosken und Supermärkten findet kaum statt. Wer den Krebs bekämpfen will, muss an erster Stelle das Rauchen bekämpfen.

    Krebsprävention ist machbar, sie muss aber vor allem politisch ...begonnen werden, denn als Onkologen stehen wir hier auf völlig verlorenem Posten, wir wissen seit Jahrzehnten von den Gefahren, von den Folgen des Rauchens, und wir sind bemüht in unserem eigenen Umkreis dafür Sorge zu tragen, dass hier möglichst wenig geraucht wird, aber wir sind viel zuwenig gesundheitspolitisch tätig.

    Die Onkologie, so Martina Pötschke-Langer weiter, müsse eine Kehrtwendung in die Gesundheitspolitik vollziehen. Ansätze dazu waren auf dem Krebskongress erkennbar, etwa bei der Forderung nach einem Werbeverbot für Tabakwaren und einer Erhöhung der Tabaksteuer. Dass nur eine deutliche Verteuerung einen Effekt bewirke, war einhellige Meinung, ebenso, dass dem Zigarettenschmuggel ein Riegel vorgeschoben werden müsse. Dass andererseits die Zigarettenpreise in bestimmten zeitlichen Abständen erneut erhöht werden müssen, weil die Wirkung sonst verblasse, wurde in Arbeitsgruppen zwar diskutiert. Wie eine noch weitere Erhöhung der Tabaksteuer dann aber politisch durchsetzbar sei, blieb offen.