Das vermeintlich Leichte wirklich leicht und locker in Szene zu setzen, das ist oft eine größere Herausforderung, als sich für die einschlägigen Opernbrocken etwas Neues und Zeitgemäßes zu überlegen. Am Staatstheater Nürnberg ist jetzt endlich mal eine Fledermaus zu erleben, die weder gedankenschwere Konzepttristesse noch oberflächliche Blödeleien bietet, sondern einfach gut gemachte Unterhaltung, mit Niveau und genau so vielen szenischen Zoten, dass es nicht schmerzt.
Unlängst setzte Philipp Stölzl an der Staatsoper Stuttgart die Strauss-Operette mittels schwüler Erotik und schwerfälligen Gags derart in den Sand, dass man eigentlich keine rechte Lust mehr aufs Spiel um Triebe, Liebe und die Majestät Champagner hatte. In Nürnberg gelang dem jungen Regisseur Waut Koeken nun eine wunderbar lockere, intelligente und zugleich sehr präzise Arbeit. Koeken verlegt die Handlung in keine konkrete Zeit und an keinen spezifischen Ort, die Spielräume werden lediglich angedeutet. Alle Sänger agieren auf hohem Niveau, jede Geste sitzt, dazu choreographierte Joshua Monten nicht nur die Ballettratten mit Geschmack und Sinn fürs Sinnliche. An den besten Stellen wird der reichlich vorhandene Schmäh mit ganz sanfter Melancholie angeraut. Während man etwa auf der Bühne vorne kalauert, tanzen im Hintergrund lautlos einige Paare fast eine Art Abschiedswalzer. Nürnbergs Generalmusikdirektor Christof Prick lässt es im Graben manchmal arg krachen, aber das Ensemble rund um die wunderbare Heidi Elisabeth Meier als Adele lässt sich vom gelegentlichen akustischen Overkill nicht beeindrucken.
Gut gestimmt und mit dem Genre Operette wieder versöhnt, führt die Reise nach Genf, am dortigen Grand Théâtre versuchte sich Christof Loy an der lustigen Witwe. Loy ist ja ein Experte fürs Konzentrierte und Reduzierte, in Genf jedoch wurde der Bühnenbildetat arg ausgereizt: Eine aufwendige Lobby sieht man da, später wird daraus eine veritable Partylocation, alles ähnelt dabei irgendwie dem Palais des Nations, der vom Theater nur fünfzehn Straßenbahnminuten entfernt liegt. Eigentlich recht passend, denn die diplomatischen Verwicklungen und finanziellen Engpässe von Kleinstaaten sind ja auch im realen Leben ein Fall für die UN. Doch Loy inszeniert leider einen staubtrockenen Abend ohne Charme und Schmiss, dafür mit einem sturzlangweiligen Dirigat von Rainer Mühlbach sowie Annette Dasch als stimmlich blasser Hanna Glawari. Lediglich Johannes Martin Kränzle legt einen fulminanten Danilo hin und José van Dam ist als grummelig intonierender Baron immerhin eine Kuriosität.
Vom matten Pontevedrinien wieder nach Deutschland, und zwar nach Lübeck. Dort lädt man zum fröhlichen Jahresendschwips mit Verdis Falstaff ein. Selbiger trägt eine riesige Plastikwampe und lebt im Bauch eines Kreuzfahrtschiffes. Oben feiert sich eine multikulturelle Gesellschaft, unten frisst und trinkt sich der Dicke durch die Vorräte. Den Weibern stellt er dennoch nach, was zu seinem Fast-Ersäufnis führt. Aber eben nur fast, schlussendlich gibt's dann natürlich ein Besäufnis für alle ... Zwar sind die Sänger und das Dirigat von Roman Brogli-Sacher exzellent, Antony Pilavachis Regie dagegen bleibt oberflächlich. Es gibt zu viel Klamauk und zu viel (Kla)mottenkiste. Gerard Quinn sang den Falstaff expressiv, zugleich geschmeidig, und hatte spürbar Spaß am überkandidelten Spiel – wie auch der überwiegende Teil des Publikums.
Unlängst setzte Philipp Stölzl an der Staatsoper Stuttgart die Strauss-Operette mittels schwüler Erotik und schwerfälligen Gags derart in den Sand, dass man eigentlich keine rechte Lust mehr aufs Spiel um Triebe, Liebe und die Majestät Champagner hatte. In Nürnberg gelang dem jungen Regisseur Waut Koeken nun eine wunderbar lockere, intelligente und zugleich sehr präzise Arbeit. Koeken verlegt die Handlung in keine konkrete Zeit und an keinen spezifischen Ort, die Spielräume werden lediglich angedeutet. Alle Sänger agieren auf hohem Niveau, jede Geste sitzt, dazu choreographierte Joshua Monten nicht nur die Ballettratten mit Geschmack und Sinn fürs Sinnliche. An den besten Stellen wird der reichlich vorhandene Schmäh mit ganz sanfter Melancholie angeraut. Während man etwa auf der Bühne vorne kalauert, tanzen im Hintergrund lautlos einige Paare fast eine Art Abschiedswalzer. Nürnbergs Generalmusikdirektor Christof Prick lässt es im Graben manchmal arg krachen, aber das Ensemble rund um die wunderbare Heidi Elisabeth Meier als Adele lässt sich vom gelegentlichen akustischen Overkill nicht beeindrucken.
Gut gestimmt und mit dem Genre Operette wieder versöhnt, führt die Reise nach Genf, am dortigen Grand Théâtre versuchte sich Christof Loy an der lustigen Witwe. Loy ist ja ein Experte fürs Konzentrierte und Reduzierte, in Genf jedoch wurde der Bühnenbildetat arg ausgereizt: Eine aufwendige Lobby sieht man da, später wird daraus eine veritable Partylocation, alles ähnelt dabei irgendwie dem Palais des Nations, der vom Theater nur fünfzehn Straßenbahnminuten entfernt liegt. Eigentlich recht passend, denn die diplomatischen Verwicklungen und finanziellen Engpässe von Kleinstaaten sind ja auch im realen Leben ein Fall für die UN. Doch Loy inszeniert leider einen staubtrockenen Abend ohne Charme und Schmiss, dafür mit einem sturzlangweiligen Dirigat von Rainer Mühlbach sowie Annette Dasch als stimmlich blasser Hanna Glawari. Lediglich Johannes Martin Kränzle legt einen fulminanten Danilo hin und José van Dam ist als grummelig intonierender Baron immerhin eine Kuriosität.
Vom matten Pontevedrinien wieder nach Deutschland, und zwar nach Lübeck. Dort lädt man zum fröhlichen Jahresendschwips mit Verdis Falstaff ein. Selbiger trägt eine riesige Plastikwampe und lebt im Bauch eines Kreuzfahrtschiffes. Oben feiert sich eine multikulturelle Gesellschaft, unten frisst und trinkt sich der Dicke durch die Vorräte. Den Weibern stellt er dennoch nach, was zu seinem Fast-Ersäufnis führt. Aber eben nur fast, schlussendlich gibt's dann natürlich ein Besäufnis für alle ... Zwar sind die Sänger und das Dirigat von Roman Brogli-Sacher exzellent, Antony Pilavachis Regie dagegen bleibt oberflächlich. Es gibt zu viel Klamauk und zu viel (Kla)mottenkiste. Gerard Quinn sang den Falstaff expressiv, zugleich geschmeidig, und hatte spürbar Spaß am überkandidelten Spiel – wie auch der überwiegende Teil des Publikums.