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Lydmor und Bon Homme
Bittersüßer Pop für Herbsttage

Der dänische Musiker Tomas Hoffding tourt mit der Band WhoMadeWho um die Welt und nimmt auch solo Musik als Bon Homme auf. Nun hat er gemeinsam mit der Sängerin Lydmor das Album "Seven Dreams Of Fire" veröffentlicht. Der coole Macho und die Zerbrechliche kreieren einen bittersüßen Pop Noir - perfekt für dunkle Herbsttage.

Von Anke Behlert | 31.10.2015
    Jenny Rossander und Tomas Hoffding alias Lydmor & Bon Homme entsprechen auf den ersten Blick ganz dem coolen Elektromusiker-Image. Beide ganz in schwarz gekleidet, sie mit knallrotem Lippenstift, er mit Bart und dem unverkennbaren Melonenhut. Da verwundert es doch ein wenig, dass Hoffding ihre Band kürzlich als Rache der Nerds bezeichnet hat.
    "Naja, Jenny hat früher Klarinette gespielt und ich Akkordeon. Als ich zwölf war, habe ich drei Stunden täglich geübt, hauptsächlich dänische Folklore. Es war total uncool. Aber das ist eine Stärke von nerdigen Typen: Du machst etwas, weil du es magst und nicht, um hip zu sein. Es gibt diese britische Band namens Art Brut, die machen Rockmusik und der Frontmann spricht seine Texte dazu. In einem ihrer Songs ruft er immer wieder: Schaut her, wir haben eine Band gegründet! So in etwa fühlt man sich, wenn man von Akkordeon und Klarinette kommt und dann hippe elektronische Musik macht."
    Lydmor hatte bei WhoMadeWho als Warm-Up gespielt
    Kennengelernt haben sich die beiden vor ein paar Jahren, als Lydmor für Hoffdings Band WhoMadeWho als Warm-Up gespielt hat. Viele Tequilas und eine durchgefeierte Nacht später war ihnen klar, dass sie gemeinsam Musik machen wollen.
    Hoffding: "Als Musiker trifft man viele Leute, man arbeitet zusammen, schreibt und produziert die Songs von anderen. Ab und zu trifft man jemanden und es macht Boom! Die Chemie stimmt einfach und bei ihr war das so. Wir sind einerseits sehr unterschiedlich, aber wir haben auch vieles gemeinsam. Alles was sie macht, finde ich super. Es braucht einfach diese Magie, damit man als Band funktioniert."
    Lydmore: "Ja, es ist diese Kombination aus unterschiedlichen Talenten und der Begeisterung für die Fähigkeiten des anderen."
    Lydmor & Bon Homme vereinen ihre Talente zu einer berauschenden Kombination aus treibenden Rhythmen, üppigen Synthie-Teppichen und Ohrwurm-Melodien. Das Ganze tauchen sie in eine melancholisch-gespenstische Atmosphäre, wie in einem David Lynch Film. "Seven Dreams of Fire" ist ein Album für die Nacht.
    Lydmore: "Als wir begonnen haben zusammenzuarbeiten, wollten wir etwas Hartes, Tanzbares machen. Wir wollten Europa zu Tode tanzen! Aber wir haben auch beide eine sehr emotionale und nostalgische Seite, das kommt in den Songs durch."
    Gegensätze der beiden Musiker
    Die Musiker spielen mit ihren Gegensätzen: sie mädchenhaft und zerbrechlich, er der coole Macho. Im Song "Trampoline" singt Rossander "I've got a gun in my hand and it's killing me man" und man fühlt sich an Bonnie und Clyde erinnert. Drama und Düsternis finden beide faszinierend, sagt Hoffding.
    "Wir sind davon fasziniert, aber wir sind ja nicht drogenabhängig oder obdachlos. Es ist aber interessant, sich das vorzustellen. Wenn man Musik macht, ist das wie mit gutem Essen: Man braucht etwas Süßes, etwas Saures und auch etwas Salziges. Es muss ausgewogen sein. Musikalisch haben wir beide so etwas wie einen süßen Zahn. Und wenn man einerseits all diese Lieblichkeit und Milde hat, muss man auch mal Fuck sagen. Man braucht auch ein paar harte Kanten."
    Der Albumtitel "Seven Dreams Of Fire" bezieht sich auf sieben der Songs, in denen es um ähnliche Themen geht, erklärt Tomas Hoffding.
    "Es geht um Verlangen, Verzweiflung und dass man keine Befriedigung findet. Ich denke, dass alle Menschen überall auf der Welt solche Gefühle haben. Vielleicht hört jemand die Songs und denkt: Jeder fühlt sich manchmal so und das ist ok. Man kann tanzen und so diese Gefühle rauslassen. Und man muss niemanden umbringen."
    Mit Lydmor & Bon Homme haben sich zwei kongeniale Partner gefunden. Mit ihrem bittersüßen Pop Noir treffen sie genau die richtige Stelle zwischen Ekstase und Melancholie. "Seven Dreams Of Fire" passt hervorragend zu dunklen Herbsttagen.