"The Plot", das Album, mit dem WhoMadeWho auch hierzulande bekannt wurden, sehen die Dänen mittlerweile eher als Unfall in der bandeigenen Diskografie, die bis auf diesen einen Ausreißer ziemlich geradlinig verlaufen ist. Zu kalkuliert war der Versuch, ein bestimmtes Klientel zu bedienen bis hin zur Kostümierung als Harlekins, zu viele Leute haben reingeredet. Bis heute arbeitet die Band an der Korrektur des damaligen Images, wie Gitarrist Jeppe Kjellberg erzählt.
"Als wir an "The Plot" arbeiteten, kam dieser Typ zu uns und meinte, er wisse genau, wie wir erfolgreich sein würden. Behaltet die Kostüme und macht dies und das. Für uns war sofort klar, dass wir die Kostüme loswerden und alles ändern mussten. Wir funktionieren als Band, die macht, was ihr gefällt, und nicht, was andere Leute ihr vorschreiben. Damit fahren wir auf lange Sicht besser, weil die Fans merken, wenn eine Band inspiriert ist und aus dieser Inspiration Energie schöpft."
Neue Aufgabe: Songorientiert und weniger experiementell
Für das neue Album "Dreams"hatten sich WhoMadeWho eine neue Aufgabe gestellt. Songorientiert und weniger experimentell sollte es sein, schlüssiges Songwriting und perfekte Arrangements standen im Vordergrund. In der Tat klingt "Dreams" teilweise wie Pop wie aus dem Bilderbuch, so auch die gleichnamige erste Single: Ein eingängiger Refrain, ein Schuss Wehmut über den glänzenden Lack, und alles verpackt in eine federleichte Produktion, der man hier und da ein paar Kanten gelassen hat. Aber in dieser vermeintlichen Leichtigkeit steckt eine Menge Arbeit, wie der leidgeprüfte Schlagzeuger Tomas Barfod erzählt.
"Wir haben fast zwei Monate nur am Gesang dieses Songs gearbeitet, haben verworfen, umgeschrieben und wieder zurück. Und deswegen habe ich so viel Respekt vor Künstlern, die gute Popsongs schreiben. Das ist so viel schwieriger als ein Discogroove, auf den du ein paar Synths, etwas Percussion und ein bisschen Noise legst. So haben wir früher gearbeitet. Der Prozess war ein langer Weg, aber auch sehr befriedigend. Deswegen sind wir ihn gegangen."
"Dreams" erscheint nun auf dem bandeigenen Label, und es verwundert, warum die Band solch gut funktionierende Firmen wie Gomma und Kompakt verlassen konnte, um dann alles selber machen zu müssen. Tomas Barfod, Jeppe Kjellberg und Bassist Tomas Hoefding haben aber mittlerweile eine sehr genaue Vorstellung von ihrer Karriere. Sie alle haben ein starkes Ego, jeder arbeitet auch als Produzent mit eigenen Projekten. Aber als Band sind sie stolz darauf, alles demokratisch zu entscheiden. Und zu dritt findet sich immer eine Mehrheit. Tomas Barfod klärt über die wirtschaftlichen Hintergründe einer modernen Band auf.
Band als ganzheitliches System
"Wir sind eine Band, die überall auf der Welt spielt und sich ständig weiterentwickelt. Da kann ein Label mit seinen eigenen Interessen im Wege stehen. Wenn wir zum Beispiel jetzt für die Promotion des Albums in Frankreich Geld verlieren, dann können wir das mit Konzerten wieder ausgleichen, und umgekehrt in anderen Regionen. Wir sehen uns als ganzheitliches System, in dem alle Faktoren wichtig sind – anders als ein Label, das nur seine Investitionen wieder reinholen will."
"Dreams": Ein reifes Album
"Dreams" ist ein reifes Album geworden, das viel Spaß macht. Echte Gefühle sucht man vergebens, alles ist die reinste Poplüge. Aber dieser uralte Schwindel tut in seiner Reinheit einfach gut. In ihrer Heimat Dänemark hatten WhoMadeWho lange einen schweren Stand, zu konservativ waren die Geschmäcker. Mittlerweile hat sich die dänische Musiklandschaft in die Breite geöffnet, und WhoMadeWho erfahren den Respekt, der ihnen auch im Ausland gezeigt wird. Live sollte man die Band mal gesehen haben. Als Studioband sehen sie noch immer am Anfang, wie Jeppe Kjelberg glaubt.
"Wir haben mehr als die Hälfte unserer Karriere, also sechs Jahre darauf verwendet, die beste Liveband überhaupt zu werden – und ich denke, dass wir das geschafft haben, auch wenn das jetzt etwas großkotzig klingt. Aber als Studioband stecken wir noch in den Kinderschuhen, und ich sehe uns am Beginn einer langen Reise. Es gibt noch so viele Sachen zu entdecken. Wir fangen erst an, das alles zu lernen."