Donnerstag, 25. April 2024

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Lyriden huschen über den Himmel
Sternschnuppen aus der Leier

Der Amateurastronom Albert Thatcher hat am 4. April 1861 ein wahres Kunststück fertig gebracht: Er hat einen Kometen entdeckt – mitten aus Manhattan heraus.

Von Dirk Lorenzen | 20.04.2017
    Das Sternbild Leier, aus denen die Lyriden-Sternschnuppen zu kommen scheinen, steht in den frühen Morgenstunden hoch am Osthimmel.
    Das Sternbild Leier, aus denen die Lyriden-Sternschnuppen zu kommen scheinen, steht in den frühen Morgenstunden hoch am Osthimmel. (Stellarium)
    Heute ist New York ein einziges Meer von Kunstlicht. So dürften die Krümel des Kometen Thatcher dort kaum zu erkennen sein, die in den kommenden Nächten über den Himmel huschen.
    Kometen sind schmutzige Schneebälle – sie hinterlassen auf ihrer Bahn viele Staubteilchen und kleine Steine. Bis Montag kreuzt die Erde die Bahn des Kometen Thatcher, auf der ebenfalls viele Körnchen verteilt sind.
    Diese Partikel treffen mit einem Tempo von etwa 180.000 Kilometern pro Stunde in die Erdatmosphäre. Die Kometenkrümel bringen die umgebenden Luftteilchen zum Leuchten – auf der Erde ist das als Sternschnuppe zu sehen.
    Da die Kometenreste aus der Richtung des Sternbilds Leier kommen, sprechen die Astronomen vom Sternschnuppenstrom der Lyriden. Nach Mitternacht steht die Leier hoch genug am Osthimmel, um nach den Lyriden Ausschau zu halten.
    Bis zum Morgengrauen sind im günstigsten Fall etwa ein bis zwei Dutzend Sternschnuppen pro Stunde zu sehen. Die besten Nächte dürften Freitag und Sonnabend sein. Der Mond ist derzeit eine schmale Sichel und stört daher nicht mit seinem Licht.
    Komet Thatcher selbst, dessen Reste nun Sternschnuppenfans erfreuen, befindet sich derzeit fast 110-mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde. Erst in gut 250 Jahren wird er wieder durch das innere Sonnensystem ziehen – bis dahin bleiben von ihm nur die Lyriden.