
Wenn ein "Macbeth"-Film im Rahmen des Fantasy Filmfests läuft, dann mag man sich auf folgende Möglichkeiten einrichten: Entweder der Film arbeitet mit allen ernstzunehmenden Bildmöglichkeiten für Hexen, Geister und Visionen, mit der Spannung des ständigen Horrors von Schuld, Verdacht, Verrat und Mord - oder er macht einfach Spaß in ironischer Selbstbespiegelung.
Bei Geoffrey Wrights Regie weiß man nun so gar nicht, was das Ganze soll:
So richtig lustig ist es nicht, aber mitgehen kann man auch nicht.
Es beginnt mit den Hexen, drei eigentlich hübsche, niedliche Girlies, die böse-lüstern gucken und immer kichern, während sie auf dem Friedhof den Engeln die Augen ausstechen oder sie "Blut" weinen lassen. Die "Schlacht", aus der Macbeth siegreich zurückkehrt, ist ein misslungener Drogendeal, der in eine Schießerei mündet. Macbeth verliebt sich in die Location, so eine Art Bar, Club, Disko, des Verräters, und im ersten Rauscherlebnis lässt er Kunst-Nebel über den Boden wallen und badet fast darin. Macbeth ist ein smarter, melancholischer junger Mann, dem man kaum so eine gewonnene Schlacht zutraut - die äußere Gleichgültigkeit des Gewissens später schon, aber inneren Kampf, hm, da wird's ab einem bestimmten Punkt des Films schwierig. Dabei wird versucht, dem Mörderpärchen noch Tiefe durch die Nebengeschichte zu geben, zusätzliche Spannung: Macbeth ist hier eigentlich von Anfang an schon von allen guten Geistern verlassen, offenbar hat er einen Sohn verloren, und offenbar ist in dieser Ehe schon lange große Kälte eingezogen:
Als er heimkehrt, liegt Lady Macbeth derart bedröhnt in der Wanne, dass Macbeth sie im ersten Moment für tot hält, und seinen Kuss erwidert sie auch nicht.
Die zweite Nebengeschichte ist eine wachsende Vater-Sohn-Beziehung: Der junge Fleance, dessen enge Bindung an seinen Vater durch die Macbeth-Mörder beendet wird, findet in Macduff einen väterlichen Beschützer. Auch Macduff hat durch Macbeth Frau und Kind verloren. Aber trotzdem wird Fleance, an der Grenze zwischen Kindheit und Erwachsen-Sein, im Film seine Unschuld verlieren:
Er hat sich zur großen Abrechnung im Hause Macbeth eingeschmuggelt und schleicht Macbeth, der den finalen Todesstoß von Macduff da schon erhalten hat, ins Schlafzimmer hinterher, und bevor er noch richtig erkennen kann, dass Macbeth tatsächlich gerade gestorben ist, erschießt er im Reflex die "Kammerfrau".
Das ist auch der einzige individuelle Mord im ganzen Film, der nicht in irgendeiner Weise qualvoll ausgestaltet ist. Bei den anderen dehnt sich die Zeit: Die beiden Mörder, die Macduffs Familie ausrotten sollen, erschießen zwar den kleinen Jungen schnell, aber das Herunterreißen der weinenden Mutter von dem Kind und ihr langsames Erwürgt-Werden mit der Schlinge sind so anstrengend, dass dem Täter die Schweißtropfen auf der Stirn stehen. Diesen Qualen stehen die der Lady gegenüber, als sie sich im Wachtraum von der Schuld reinwaschen will: beinahe nackt und zum ersten Mal nicht souverän, sondern verletzlich. Am Ende stirbt sie ähnlich, wie sie zu Beginn in der Wanne lag, und wenn Macbeth sich zu ihr aufs Bett legt, um zu sterben und sie vorher noch einmal zu küssen, ist ihre Toten-Kälte der vom Beginn vergleichbar. Natürlich bildet das einen Rahmen, wie überhaupt im Heim der Eheleute Macbeth alles voller schwülstiger Rahmen hängt, und wo die Bilder modern sind, sind sie entweder blutrot oder fließt die Farbe rot-schwarz dickflüssig nach unten. Jagdtrophäen hängen überall, bunte Fenster im Treppenhaus. Die häusliche Umgebung des Mörderpärchens ist in sehr warmen Farben gehalten.
Womöglich ist auch gar nicht beabsichtig, dass man über die Pseudogruseleffekte lachen kann. Vorrangig überträgt sich nämlich Sprunghaftigkeit, zwischen Nebenher-Dandyeskem, viel Gangsterkino, bisschen Gothic und aufblitzender "Tiefenqual" - und zwischen den verschiedenen Geschichten, die ja doch erzählt werden, aber worin liegt der Bogen? Es könnte neben dem persönlichen Drama um Macht und Schuld um die Darstellung einer kalten Gesellschaft, eines Milieus, in dem auch Verstellung zählt, gehen. Es könnte ums Thema "Familie" gehen.
Sollte es aber vor allem um die Gangstergeschichte gehen, hätte man sich vielleicht besser eine andere Vorlage gesucht: "Macbeth" bietet eben doch mehr.
Bei Geoffrey Wrights Regie weiß man nun so gar nicht, was das Ganze soll:
So richtig lustig ist es nicht, aber mitgehen kann man auch nicht.
Es beginnt mit den Hexen, drei eigentlich hübsche, niedliche Girlies, die böse-lüstern gucken und immer kichern, während sie auf dem Friedhof den Engeln die Augen ausstechen oder sie "Blut" weinen lassen. Die "Schlacht", aus der Macbeth siegreich zurückkehrt, ist ein misslungener Drogendeal, der in eine Schießerei mündet. Macbeth verliebt sich in die Location, so eine Art Bar, Club, Disko, des Verräters, und im ersten Rauscherlebnis lässt er Kunst-Nebel über den Boden wallen und badet fast darin. Macbeth ist ein smarter, melancholischer junger Mann, dem man kaum so eine gewonnene Schlacht zutraut - die äußere Gleichgültigkeit des Gewissens später schon, aber inneren Kampf, hm, da wird's ab einem bestimmten Punkt des Films schwierig. Dabei wird versucht, dem Mörderpärchen noch Tiefe durch die Nebengeschichte zu geben, zusätzliche Spannung: Macbeth ist hier eigentlich von Anfang an schon von allen guten Geistern verlassen, offenbar hat er einen Sohn verloren, und offenbar ist in dieser Ehe schon lange große Kälte eingezogen:
Als er heimkehrt, liegt Lady Macbeth derart bedröhnt in der Wanne, dass Macbeth sie im ersten Moment für tot hält, und seinen Kuss erwidert sie auch nicht.
Die zweite Nebengeschichte ist eine wachsende Vater-Sohn-Beziehung: Der junge Fleance, dessen enge Bindung an seinen Vater durch die Macbeth-Mörder beendet wird, findet in Macduff einen väterlichen Beschützer. Auch Macduff hat durch Macbeth Frau und Kind verloren. Aber trotzdem wird Fleance, an der Grenze zwischen Kindheit und Erwachsen-Sein, im Film seine Unschuld verlieren:
Er hat sich zur großen Abrechnung im Hause Macbeth eingeschmuggelt und schleicht Macbeth, der den finalen Todesstoß von Macduff da schon erhalten hat, ins Schlafzimmer hinterher, und bevor er noch richtig erkennen kann, dass Macbeth tatsächlich gerade gestorben ist, erschießt er im Reflex die "Kammerfrau".
Das ist auch der einzige individuelle Mord im ganzen Film, der nicht in irgendeiner Weise qualvoll ausgestaltet ist. Bei den anderen dehnt sich die Zeit: Die beiden Mörder, die Macduffs Familie ausrotten sollen, erschießen zwar den kleinen Jungen schnell, aber das Herunterreißen der weinenden Mutter von dem Kind und ihr langsames Erwürgt-Werden mit der Schlinge sind so anstrengend, dass dem Täter die Schweißtropfen auf der Stirn stehen. Diesen Qualen stehen die der Lady gegenüber, als sie sich im Wachtraum von der Schuld reinwaschen will: beinahe nackt und zum ersten Mal nicht souverän, sondern verletzlich. Am Ende stirbt sie ähnlich, wie sie zu Beginn in der Wanne lag, und wenn Macbeth sich zu ihr aufs Bett legt, um zu sterben und sie vorher noch einmal zu küssen, ist ihre Toten-Kälte der vom Beginn vergleichbar. Natürlich bildet das einen Rahmen, wie überhaupt im Heim der Eheleute Macbeth alles voller schwülstiger Rahmen hängt, und wo die Bilder modern sind, sind sie entweder blutrot oder fließt die Farbe rot-schwarz dickflüssig nach unten. Jagdtrophäen hängen überall, bunte Fenster im Treppenhaus. Die häusliche Umgebung des Mörderpärchens ist in sehr warmen Farben gehalten.
Womöglich ist auch gar nicht beabsichtig, dass man über die Pseudogruseleffekte lachen kann. Vorrangig überträgt sich nämlich Sprunghaftigkeit, zwischen Nebenher-Dandyeskem, viel Gangsterkino, bisschen Gothic und aufblitzender "Tiefenqual" - und zwischen den verschiedenen Geschichten, die ja doch erzählt werden, aber worin liegt der Bogen? Es könnte neben dem persönlichen Drama um Macht und Schuld um die Darstellung einer kalten Gesellschaft, eines Milieus, in dem auch Verstellung zählt, gehen. Es könnte ums Thema "Familie" gehen.
Sollte es aber vor allem um die Gangstergeschichte gehen, hätte man sich vielleicht besser eine andere Vorlage gesucht: "Macbeth" bietet eben doch mehr.