Freitag, 26. April 2024

Gewalt im Sport
Machbarkeitsstudie empfiehlt: "Zentrum für Safe Sport" soll zeitnah geschaffen werden

Psychische, physische und sexualisierte Gewalt sind ein Problem - auch im Sport. Das ist nicht zuletzt durch repräsentative Studien im Leistungs- und Breitensport wissenschaftlich belegt. Mithilfe einer unabhängigen Einrichtung außerhalb des organisierten Sports soll das Problem umfassend angegangen werden.

Andrea Schültke im Gespräch mit Sandra Schulz | 25.01.2022
Eine Bank in der Umkleide einer Turnhalle
Eine Bank in der Umkleide einer Turnhalle (imago/Eibner)
Diese Idee eines "Zentrums für Safe Sport" gibt es seit 15 Monaten, eingebracht von der unabhängigen Athletenvertretung Athleten Deutschland. Jetzt wird das Projekt konkreter. Das für den Sport zuständige Bundesinnenministerium hat vor fünf Monaten eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Diese Untersuchung des Sportrechtlers Martin Nolte, Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Regulierung und Governance in Sankt Augustin, liegt dem Deutschlandfunk vor.

Zeitnahe Schaffung empfohlen

Der zentrale Satz darin: "Mit der vorliegenden Machbarkeitsstudie wird die zeitnahe Schaffung einer Einrichtung für sicheren und gewaltfreien Sport empfohlen", schreibt Nolte, der auch an der Sporthochschule Köln lehrt. Mit diesem Fazit der Studie kann das Projekt eines Zentrums für Safe Sport nun nicht mehr vom Tisch gewischt werden.
Das Projekt hat jetzt noch mehr politischen Rückhalt. Die Ampelkoalition hatte die Idee sogar in den Koalitionsvertrag aufgenommen, "Um den Kampf gegen physische, psychische und insbesondere sexualisierte Gewalt im Sport zu verbessern, unterstützen wir den Aufbau eines unabhängigen Zentrums für Safe Sport" hieß es da.  

Keine Ausreden mehr

Mit der Machbarkeitsstudie hat die Koalition jetzt auch die Grundlage, dass die Idee wissenschaftlich fundiert ist und kann sich im weiteren Vorgehen darauf beziehen. Und es gibt keine Ausreden mehr, wenn das Thema vonseiten der Politik nicht weiterverfolgt wird.
Ein unabhängiges Zentrum für sicheren und gewaltfreien Sport hat viele Facetten und Aufgaben
Zuerst einmal soll es eine Anlaufstelle sein, also eine Beratungsstelle für Betroffene aus dem Sport. Ein Drittel aller Leistungssportler*innen hat schon einmal eine Gewalterfahrung gemacht und ein Viertel aller Mitglieder in den 90 000 Sportvereinen in Deutschland ebenfalls. Das haben die zwei maßgeblichen Studien zum Thema herausgearbeitet. Diese Menschen haben bisher keine Anlaufstelle in der Expert*innen mit Kenntnis der Sportstrukturen sitzen. Sie können sich bisher lediglich an Stellen innerhalb des Sports wenden und da haben viele Betroffene große Vorbehalte.
Vielfältige Aufgaben
Zum anderen soll dieses Zentrum Fälle aufarbeiten und auch Sanktionen für Täter in die Wege leiten, z.B. Lizenzentzug oder auch strafrechtliche Schritte. Es soll bestehende Präventionskonzepte in Vereinen und Verbänden überprüfen, ob diese auch tatsächlich wirken und mit diesen Erkenntnissen dann die vorhandenen Konzepte weiterentwickeln.
Eine Finanzierung schlägt Martin Nolte über Zweckabgaben aus Lotterien vor oder durch Steuererträge aus Sportwetten.
Als Folge der Machbarkeitsstudie empfiehlt die Machbarkeitsstudie einen runden Tisch mit allen Beteiligten. Ganz konkrete Schritte für eine Umsetzung werden nicht benannt.