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Machtkampf beim DFB
"Enormes Misstrauensvotum gegen alle"

Die Landes- und Regionalverbände fordern nach Fritz Kellers NS-Vergleich dessen Rücktritt als DFB-Präsident. Für SZ-Journalist Thomas Kistner und ARD-Sportreporterin Martina Knief ist das keine große Überraschung. Kistner sieht jedoch auch Vize-Präsident Rainer Koch unter Druck.

Martina Knief und Thomas Kistner im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Fritz Keller und Rainer Koch (DFB-Präsidium) auf der Stadion-Tribüne
DFB-Präsident Fritz Keller und Stellvertreter Rainer Koch. (imago images/ Actionpictures)
Mit ihrer Rücktrittsforderung gegenüber DFB-Präsident Fritz Keller hätten die Landes- und Regionalverbände "Mut bewiesen, das zu tun, was nach meiner Ansicht und der Ansicht vieler getan werden musste", sagte ARD-Sportreporterin Martina Knief im Dlf-Sportgespräch.
Auch für Thomas Kistner war die Entscheidung in Bezug auf Keller keine Überraschung. Die Aussage, die dieser in Bezug auf seinen Vizepräsidenten getroffen habe, sei "unverzeihlich". Der DFB-Präsident hatte seinen Stellvertreter Rainer Koch in einer Präsidiumssitzung mit dem NS-Richter Roland Freisler verglichen und sich dafür zwar entschuldigt – Koch hat diese Entschuldigung jedoch nicht angenommen.
Dr. Rainer Koch, links, und der neue DFB-Praesident Fritz Keller 43.Ordentlicher DFB-Bundestag am 27.09.2019 in Frankfurt/ Deutschland. POOLFOTO   Dr Rainer Koch, left, and the new DFB President Fritz Keller 43 Ordinary DFB Bundestag on 27 09 2019 in Frankfurt Germany POOLFOTO
"Ein Rücktritt würde die Probleme des DFB nicht lösen"
Ein Rücktritt von DFB-Präsident Fritz Keller allein könne den DFB nicht retten. "Ich befürchte, dass diese Organisation in ihrer eigenen Welt lebt", sagte Roland Eitel, Ex-Medienberater von Joachim Löw, im Deutschlandfunk.
Auch Generalsekretär Friedrich Curtius entzogen die Landes- und Regionalverbände auf ihrer außerordentlichen Tagung in Potsdam das Vertrauen. Und auch DFB-Vize Rainer Koch habe sich bei genauerem Hinsehen "nur mit den ihm selbst zur Verfügung stehenden Stimmen in seiner eigenen Amateurbasis, die er seit vielen Jahren führt, retten können", erklärte Thomas Kistner.
Wenn man berücksichtige, wie knapp das Ergebnis für Rainer Koch ausgefallen sei, so Kistner, "dann ist es eine krachende Niederlage". Insofern sehe er ein "enormes Misstrauensvotum gegen alle".

Auch DFB-Vize Koch steht unter Druck

Unter Druck geriet Rainer Koch - gemeinsam mit Generalsekretär Friedrich Curtius - zuletzt durch einen mehr als 300.000 Euro teuren Beratervertrag. Sowohl ein DFB-interner Prüfungsausschuss als auch externe Finanzexperten benennen in ihren Berichten gravierende Mängel zu Abrechnungen und Unterlagen in dieser Angelegenheit.
43. Ordentlicher DFB-Bundestag am 27.09.2019 in Frankfurt am Main: Generalsekretär Friedrich Curtius (links) und Vizepräsident Rainer Koch.
Ominöser Vertrag bringt DFB-Funktionäre in Bedrängnis
Während DFB-Präsident Fritz Keller nach seinem Nazi-Vergleich einen Rücktritt weiter ablehnt, geraten auch Vize Rainer Koch und Generalsekretär Friedrich Curtius unter Druck. Sie müssen Zahlungen an einen Berater erklären.
Dass der Machtkampf im DFB sich negativ auf die Leistung der Nationalmannschaft bei der bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft auswirken könnte, denkt Martina Knief dagegen nicht. Die Profis seien aus ihrer Sicht weniger nah dran "am DFB und seinem Gebahren", als man gemeinhin glauben könnte. Sie konzentrierten sich vor allem aufs Fußballspielen.