Im Konferenzzentrum des Amsterdamer Airports Schiphol prallten am vergangenen Wochenende die Meinungen gleich mehrerer unterschiedlicher Interessengruppen im Internet hart aufeinander. Bereits im Vorfeld des "ICANN"-Treffens in der niederländischen Metropole hatte es heftige Auseinandersetzungen über die Kernaufgaben der Internet-Verwaltung gegeben und damit die Diskussion die weitere Entwicklungsrichtung des globalen Datennetzes behindert. "In meinen Augen steht und fällt das Konzept mit der Mission von ICANN. Die Frage ist, ob es sich bei der Institution einfach um einen technischen Dienstleister handelt, der eine Handvoll von technischen Parametern zum Betrieb des Internet koordiniert, oder ob ICANN auch eine weitergehende Rolle im Verbraucherschutz, bei Unterstützung von Finanzbehörden oder auch bei globalen Internet- Governance spielen soll", resümiert Sabine Dolderer, Chefin der deutschen Internet-Zentrale Denic, den Richtungskampf um den Cyberspace.
Doch auch das Treffen in Amsterdam blieb die Antwort auf ein einheitliches Konzept für die Zukunft von ICANN schuldig. Fortschritte konnten dagegen bei seit vielen Monaten anstehenden Entscheidungen zu technischen Grundlagen des Netzausbaus erzielt werden. So wird der Namensraum im Internet mit neuen Adressendungen, so genannten Top-Level-Domänen, erweitert. In so genannten Sponsored Domains werden dazu oberste Namensräume für geschlossene Anbietergruppen eingerichtet, so beispielsweise unter der Endung ".museum" für alle Museums-Webseiten. Doch auch diese jetzt endlich verabschiedeten Neuerungen werden bereits kritisch betrachtet. "Sponsored domains sind nicht zur freien Verfügung gedacht, sondern sollen nur bestimmten Gruppen und Organisationen offen stehen. Doch inwiefern das Konzept erfolgreich ist, bleibt noch zu beurteilen", meint Dolderer. Optimistischer fiel dagegen das Urteil von Vertretern der Europäischen Union aus. So könnten endlich Namensräume für Regionen eingerichtet werden, wie etwa ".EU" für Internet-Nutzer und Anbieter aus Europa. Vinton Cerf, Vorsitzender des ICANN-Direktorats, wollte dies indes noch nicht nur Abstimmung stellen: "Zunächst einmal ist nicht daran gedacht, weitere Ländercodes zu beschließen, außer denen, die bereits auf dem ISO-Standard beruhen. Sollen nun neue Länder in diese Liste aufgenommen werden, können wir diese neuen Codes schwerlich eigenmächtig kreieren." Es gebe bislang dazu nur einen Fall – eben den gewünschten Adressraum der Europäer. Dennoch seien dabei bemerkenswerte Fortschritte gemacht worden, so orakelt Cerf, doch diese Fragen würden im Verwaltungsrat erst im Juni 2003 entschieden.
Immerhin konnten die Europäer durchsetzen, das Büro des Regierungsbeirates der ICANN nach Brüssel zu verlegen. Daraus verspricht sich die Europäische Union einen größeren Einfluss auf Entscheidungen der bisher klar US-dominierten Internetverwaltung. Auch rechnet die Union aus der "alten Welt" nach den Weichenstellungen von Amsterdam fest damit, dass ab Juni 2003 Surfer und Anbieter aus Europa im Internet unter eigener Flagge firmieren – eben mit ".EU". Doch wie weit der europäische Einfluss auf das Internet dann wirklich reichen wird, muss sich erst noch zeigen.
[Quelle: Peter Welchering]
Doch auch das Treffen in Amsterdam blieb die Antwort auf ein einheitliches Konzept für die Zukunft von ICANN schuldig. Fortschritte konnten dagegen bei seit vielen Monaten anstehenden Entscheidungen zu technischen Grundlagen des Netzausbaus erzielt werden. So wird der Namensraum im Internet mit neuen Adressendungen, so genannten Top-Level-Domänen, erweitert. In so genannten Sponsored Domains werden dazu oberste Namensräume für geschlossene Anbietergruppen eingerichtet, so beispielsweise unter der Endung ".museum" für alle Museums-Webseiten. Doch auch diese jetzt endlich verabschiedeten Neuerungen werden bereits kritisch betrachtet. "Sponsored domains sind nicht zur freien Verfügung gedacht, sondern sollen nur bestimmten Gruppen und Organisationen offen stehen. Doch inwiefern das Konzept erfolgreich ist, bleibt noch zu beurteilen", meint Dolderer. Optimistischer fiel dagegen das Urteil von Vertretern der Europäischen Union aus. So könnten endlich Namensräume für Regionen eingerichtet werden, wie etwa ".EU" für Internet-Nutzer und Anbieter aus Europa. Vinton Cerf, Vorsitzender des ICANN-Direktorats, wollte dies indes noch nicht nur Abstimmung stellen: "Zunächst einmal ist nicht daran gedacht, weitere Ländercodes zu beschließen, außer denen, die bereits auf dem ISO-Standard beruhen. Sollen nun neue Länder in diese Liste aufgenommen werden, können wir diese neuen Codes schwerlich eigenmächtig kreieren." Es gebe bislang dazu nur einen Fall – eben den gewünschten Adressraum der Europäer. Dennoch seien dabei bemerkenswerte Fortschritte gemacht worden, so orakelt Cerf, doch diese Fragen würden im Verwaltungsrat erst im Juni 2003 entschieden.
Immerhin konnten die Europäer durchsetzen, das Büro des Regierungsbeirates der ICANN nach Brüssel zu verlegen. Daraus verspricht sich die Europäische Union einen größeren Einfluss auf Entscheidungen der bisher klar US-dominierten Internetverwaltung. Auch rechnet die Union aus der "alten Welt" nach den Weichenstellungen von Amsterdam fest damit, dass ab Juni 2003 Surfer und Anbieter aus Europa im Internet unter eigener Flagge firmieren – eben mit ".EU". Doch wie weit der europäische Einfluss auf das Internet dann wirklich reichen wird, muss sich erst noch zeigen.
[Quelle: Peter Welchering]