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Machtwechsel in Hamburg betrifft auch die Studierenden

Ole von Beust (CDU), der wahrscheinliche Hamburger Bürgermeister ab dem 31. Oktober, umreißt eine der hochschulpolitischen Forderungen, auf die er sich mit seinen Koalitionspartnern von der Schill-Partei und der FDP geeinigt hat: "Das Hamburger Hochschulgesetz wird novelliert, unter anderem, um Studiengebühren für Langzeitstudenten, die vier Semester über die Regelstudienzeit studieren, einzuführen." Zum ersten Mal soll es damit Studiengebühren in der Hansestadt geben. Sobald die Regelstudienzeit um mehr als vier Semester überschritten sind, fallen dann pro Semester etwa 1.000 Mark an.

    Für Christian Schomann, hochschulpolitischer Referent des Asta der Universität Hamburg, ist dies das falsche Signal: "Dahinter steckt ja das Klischee, Langzeitstudierende, das sind diese faulen Typen, die nicht zu Potte kommen. Die Realität sieht aber anders aus: Da heutzutage die meisten Studenten ihren Lebensunterhalt finanzieren müssen, sind sie keine Vollzeitstudenten mehr wie in den 70-er Jahren." Tatsächlich wurden die Regelstudienzeiten, die in Hamburg an verschiedenen Fachbereichen acht bis 12 Semester lang sein können, vor nahezu 30 Jahren festgelegt. Überfüllte Universitäten, wie sie heute gerade in Großstädten Normalität sind, gab es noch nicht. Christian Schomann befürchtet denn auch, dass Studiengebühren vor allem die sozial Benachteiligten treffen, denn: "Es ist statistisch erwiesen, dass gerade Studenten aus armen Familien ganz besonders lange für ihr Studium brauchen."

    Wenn Hamburg Studiengebühren für Langzeitstudenten einführt, so wäre dies kein Alleingang. Schon seit 1997 sind sie in Baden-Württemberg gängige Praxis. Der Beschluss des Bundesverwaltungsgerichtes, dass die dort erhobenen Gebühren rechtmäßig sind, könnte weitere Bundesländer bestärken, diesen Weg ebenfalls zu gehen. Auch Bundesbildungsministerin Bulmahn sagte nach dem Urteil, dass sie kein Problem mit dem Baden-Württemberger Modell hat. Und das, obwohl die rot-grüne Bundesregierung Studiengebühren bisher strikt abgelehnt hat. Auch Hessen und das Saarland, beides Länder mit CDU/FDP-Regierungen, haben schon erste Schritte zur Einführung von Studiengebühren eingeleitet.