Regierungskrise in Frankreich
Macron beauftragt Lecornu, noch weiter mit Parteien zu verhandeln

Frankreichs Präsident Macron setzt weiter auf den zurückgetretenen Premierminister Lecornu: Er beauftragte ihn, noch bis Mittwoch Gespräche mit den politischen Kräften zu führen, um "das Land zu stabilisieren". Der Rückzug eines designierten Ministers könnte dabei helfen.

    Der scheidende französische Premierminister Sébastien Lecornu, der nur einen Tag nach der Ernennung seiner Regierung zurücktrat, gibt vor dem Hotel Matignon eine Erklärung ab.
    Der schon zurückgetretende französische Premierminister Lecornu soll noch bis Mittwochabend Gespräche über eine "Stabilisierung des Landes" führen. (Stephane Mahe/Reuters Pool/AP/dpa)
    Der als Verteidigungsminister vorgesehene Bruno Le Maire schrieb am Montagnachmittag auf X, er habe Präsident Macron angeboten, sich unverzüglich aus der Regierung zurückzuziehen, und der Präsident habe angenommen. Le Maire gab an, er hoffe, dass diese Entscheidung die Wiederaufnahme der Gespräche zur Bildung einer neuen Regierung ermögliche. Seine Ernennung war auf heftige Kritik gestoßen. Le Maire gehört der Mitte-Partei von Macron an und war bis 2024 Wirtschafts- und Finanzminister. Er wird mitverantwortlich gemacht für den hohen Schuldenstand Frankreichs.

    Zwei Tage mehr Zeit für Lecornu

    Nun bekommt Lecornu also noch einmal zwei Tage Zeit. Der 39-Jährige erklärte, er werde Macron bis Mittwochabend eine Rückmeldung geben, was seine Gespräche ergeben hätten. Sollten die Verhandlungen scheitern, werde sich Macron "seiner Verantwortung stellen", heißt es aus dem Umfeld des Präsidenten.
    Lecornu war heute früh nach nur vier Wochen im Amt zurückgetreten, nachdem die konservativen Republikaner mit einem Rückzug aus der Regierung gedroht hatten. Anlass war ein Streit um Posten bei der Regierungsbildung. Nach seinem Rücktritt warf Lecornu den Parteien im Parlament vor, Frankreich politisch zu blockieren. Er selbst sei zu Kompromissen bereit gewesen.
    Frankreich steckt seit Monaten in einer innenpolitischen Krise. Hintergrund ist vor allem der Streit über den Haushalt für das kommende Jahr.

    Links- und Rechtspopulisten wollen Neuwahl

    Teile der Opposition nahmen Lecornus Rücktritt zum Anlass, weitreichende Konsequenzen zu fordern. Die linkspopulistische Partei La France Insoumise verlangte die Absetzung von Präsident Macron durch die Nationalversammlung. Der rechtspopulistische Rassemblement National sprach sich für Neuwahlen aus.
    Diese Nachricht wurde am 06.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.