Damaskus' modernes Geschäftsviertel Shaalan. In den schmalen Gassen drängt sich ein kleiner Laden an den anderen: ein Sportgeschäft zwischen Metzger und Gemüsehändler. Gegenüber ein Schuhladen, eine Apotheke, eine Saftbar und ein Musikgeschäft voller CDs und Kassetten. Davor verkauft ein alter Mann Klopapier und Küchenrollen von einem Karren. Syrien ist das Land der Einzelhändler. Große Ladenketten, anonyme Supermärkte oder sterile Shoppingmalls gibt es kaum. Einkaufen bedeutet für die rund 18 Millionen Syrer Plaudern, Kontakte knüpfen, Neuigkeiten austauschen.
So wie bei Bassam. Sein Krämerladen eine Straßenecke weiter heißt Supermarket Samar, aber das kleine Geschäft mit den bis unter die Decke voll gestopften Regalen hat mit einem deutschen Supermarkt nicht viel gemeinsam. Bassam bedient jeden seiner Kunden persönlich, kleine Jungs flitzen zwischen Kühltruhe und Ladentheke hin und her und holen herbei, was immer die Hausfrau wünscht. Waschmittel, Haarshampoo, Joghurt, Orangensaft, Reis oder - Nutella.
Großes Glas Nutella was kostet das... 750 g 275 Lira...also das große Glas Nutella kostet etwa sieben Euro, sechs Euro, ne ganze Menge natürlich und dann gibt es auch syrische Brotaufstriche...Maxtello...da ist das gleiche Bild drauf wie bei Nutella, also genau das gleiche Brot mit dem gleichen Messer mit Schokocreme drauf, warum... Also die Leute kennen das gute Image von Nutella, sehen das gleiche Bild, das gleiche Schokoladenbrot und kaufen dann Maxtello, weil es günstiger ist...100, 2 Euro 50, one kilo...
Seit etwa zwei Jahren haben die Menschen in Syrien die Wahl zwischen heimischen und ausländischen Produkten, vorher gab es alles nur Made in Syria. Weil die Regierung hohe Einfuhrzölle nimmt, ist die Importware jedoch teuer. Deshalb kaufen die meisten Syrer noch immer ihre eigenen Schokocremes und Shampoos, nur wer es sich leisten kann, geht zu Bassam. Die vorsichtige Öffnung des Landes hat der syrischen Wirtschaft folglich noch nicht geschadet, sagt Rateb Shallah, Präsident der Handelskammer.
Das war ein guter Anfang, aber es ist nicht genug. Wir müssen nicht nur mit den Importgütern konkurrieren können, wir müssen unsere Produkte auch auf die ausländischen Märkte bringen. Damit wir genauso von ihren Märkten profitieren wie sie von unserem. Dazu müssen wir effektiv und innovativ sein, wir müssen das liefern, was an Qualität, Verpackung, Form, Fashion und Geschmack gefragt ist und das ist nicht einfach.
In einem Bereich beweisen die Syrer schon jetzt Geschmack und Fantasie: beim Fastfood. Vom Grillhähnchen bis zur Falafel, vom Hamburger bis zur Pizza gibt es in Shaalan alles, wonach dem gestressten Einkäufer zwischendurch gelüstet. Frisch zubereitet, lecker abgeschmeckt, große Portionen zu günstigen Preisen. Keine Chance für McDonalds, Kentucky Fried Chicken oder PizzaHut.
McDonalds ist gut, aber das heißt nicht, dass wir nicht unser eigenes Fleisch nach unserem Geschmack haben. Viele Leute verkaufen jetzt Hot Dogs und Hamburger, es muss nicht unbedingt McDonalds sein. Wenn wir es billiger selbst machen können, warum nicht?
Selbstbewusst wollen die Syrer dem Weltmarkt begegnen, keine vom Westen diktierte Liberalisierung um jeden Preis, sondern schrittweise Reformen nach eigenen Vorstellungen und Interessen. Die wirtschaftlichen Grundlagen sind gut: Das Land verfügt über Erdöl- und Erdgasvorkommen, eine fruchtbare Landwirtschaft, Baumwolle, eine lange Tradition in der Textilindustrie, beim Handel und in verschiedenen Handwerken. Seit einigen Jahren beschränken sich die meisten syrischen Unternehmer jedoch darauf, westliche Produkte zu imitieren statt eigene Ideen zu entwickeln. So ist vieles in Bassams Laden nur auf den ersten Blick ausländisch: Wo zum Beispiel Persil draufsteht, ist nicht das gleiche Persil drin wie in Deutschland. Eine syrische Firma hat den Markennamen und zugleich das gute Image gekauft und produziert jetzt nach Originalrezept eine Persil-Variante für den syrischen Markt. Weil sie den Namen teuer bezahlen musste, kostet Persil entsprechend mehr als das syrische No-Name-Waschmittel, das mindestens genauso gut ist.
Besonders teuer wird es für den syrischen Unternehmer, wenn er nicht nur den Namen, sondern auch die Lizenz, das Rezept und die Inhaltsstoffe von einer westlichen Firma kaufen muss. Zum Beispiel im Fall von Arzneimitteln. Die syrische Pharmafabrik MPI produziert neben eigenen Rezepturen viele ausländische Medikamente unter Lizenz. In den Gängen, Hallen und Labors gelten internationale Pharmarichtlinien. Die Mitarbeiter tragen weiße Kittel, grüne Kopfhauben und teilweise Mundschutz. Chemiker und Pharmazeuten kontrollieren anhand von Stichproben sämtliche Arbeitsgänge - vom Rohmaterial bis zur Schachtel. Die sieht am Ende genauso aus wie in Europa, ob Rennie, Valium oder Bactrim . Elie Abou Fadel ist Miteigentümer von MPI.
Wir kriegen normalerweise die Rohmaterial aus Schweiz laut Gesetz Roche selbst und das Gesundheitsministerium in Syrien und wir kriegen die technische Unterstützung von Hoffmann La Roche und deshalb dürfen wir das unter derselben Marke und Namen hier lokal verkaufen bzw. in die arabischen Ländern rundum exportieren...
Einen Teil der Medikamente liefert MPI in den Irak, Syriens wichtigster Exportmarkt.
Erfolgreich haben sich syrische Produkte außerdem im Libanon, in Jordanien und in den Golfstaaten etabliert. Handelskammerpräsident Shallah.
In den Golfländern hatten wir früher keinen Markt für unsere Kleidung, unser Obst und Gemüse. Jetzt konkurrieren wir z.B. in Saudi Arabien mit Importgütern aus 180 Ländern. Das bedeutet unsere Hersteller haben sich international gut angepasst.
Dabei haben es Privatunternehmer in Syrien nicht leicht. Einen Großteil ihrer Zeit und Energie verwenden sie auf Formalitäten, denn die Behörden sind noch immer aufgeblähte und träge Beamtenapparate. Wer hier Geschäfte machen will, braucht Geduld, starke Nerven und Hartnäckigkeit, sagt Elie Abou Fadel aus eigener Erfahrung. Seit zweieinhalb Monaten wartet er auf eine Maschine aus Italien.
Wer eine Maschine, darf man zuerst mit der Erlaubnis bei Wirtschaftsministerien anfangen und da als Fachministerien muss die Industrieministerium auch involviert sein und Finanz manchmal, und dann kommen sie an die Banken und die Banken sind seit 30 oder 35 Jahren verstaatlicht und dort die Funktionäre arbeiten wie Beamte.
Das staatliche Bankensystem erschwert die Finanzierung von Projekten und den Transfer von Devisen. Bislang gibt es in Syrien weder Geldautomaten noch Kreditkarten, viele Leute horten ihr Geld unter der Matratze. Geschäftsleute legen ihr Kapital seit Jahren auf ausländischen Konten an statt es zu reinvestieren. Auf 80 bis 100 Mrd. US-Dollar schätzen Experten dieses syrische Auslandskapital, das die Regierung nun zurück ins Land holen möchte. Dafür braucht es umfassende Reformen, sagt Abou Fadel. Und umfassende Reformen brauchen Zeit.
Der neue Präsident hat Erbe gehabt und Erbe geht von kleinem Beamten bis großem Direktor und er kann die ganze Hierarchie, das ganze Organigramm der Regierung nicht von einem Tag auf den anderen ändern, sonst muss er alle wegschmeißen.
Vielen Privatunternehmern fehlt das Vertrauen in den Reformprozess. Auch deutsche Investoren zögern noch. Statt selbst ein finanzielles Risiko einzugehen, arbeiten Konzerne wie Volkswagen, Braun und Wella mit syrischen Generalvertretern. Interessant ist Syrien auch eher für den Mittelstand als für die Großindustrie, denn Privatisierungen im Energie-, Telekommunikations- und Transportsektor lehnt die Regierung ab.
Die großen Geschäfte sind leider immer noch durch bestimmten Kreis von Personen konzentriert. Es gibt Schlüsselpersonen und man muss normalerweise durch diese Leute an das Geschäft kommen entweder in partnership oder als Mittelsmänner.
Kontakte sind wichtig, das macht es für ausländische Investoren, die neu in den Markt kommen, umso schwerer. Salahedin Chatib ist Anwalt und betreut eine Reihe internationaler Unternehmen, die in Syrien Geschäfte machen wollen. Er kennt die Probleme, die zwischen westlichen Geschäftsleuten und sozialistischen Strukturen entstehen. Zum Beispiel muss sich das ausländische Unternehmen nach Abschluss eines Auftrages um ein Endabnahmeprotokoll kümmern; ohne das bekommt es seine Garantien nicht zurück. Einige Investoren warten seit langem vergeblich auf ihre Forderungen, weil sie die syrischen Verfahrensweisen nicht beachtet haben. Chatib rät den Unternehmern deshalb, sich im Voraus bei den Botschaften und Handelskammern beider Länder gut zu informieren. Vor allem die neuen Gesetze sollten Investoren kennen, um erfolgreich mit den syrischen Behörden verhandeln zu können.
Es läuft noch immer nach den alten Gesetzen, die neuen Gesetze haben schon angefangen, sind neu erlassen, aber das zu implementieren, ist eine andere Frage. Aber man kann sich auf diese Gesetze auch berufen, sie gelten schon, sie sind noch nicht auf der Strasse angekommen, aber neue Auftragnehmer halten sich an diese Gesetze jetzt momentan und das ist jedermanns Recht.
Auf der Grundlage dieser neuen Gesetze sollen private Universitäten, ein privates Bankensystem und eine Börse entstehen. Die ersten vier Privatbanken hat der Wirtschaftsminister bis Ende dieses Jahres versprochen. Die syrische Lira ist bereits stabil, der Besitz ausländischer Währungen erlaubt und die Preisbildung frei. Zwei staatliche Internetprovider vernetzen die Syrer mit dem World Wide Web, per Sattelitenfernsehen und in den ersten nicht-staatlichen Zeitungen können sich die Menschen frei informieren. So hat sich seit der Machtübernahme von Bashar Al Assad einiges verändert. Dass viele der Reformen noch nicht zu spüren sind, liegt an einer alten Garde aus Militärs, Geheimdienstlern, Parteigrößen und Verwandten des Präsidenten, die ihn immer wieder bremsen. Rechtsanwalt Chatib.
Viele Leute im Umfeld vom Präsidenten, die sind nicht damit einverstanden bestimmt mit diesen neuen Änderungen. Das ist die Resistance, die jetzt gegenüber der Korrekturbewegung steht. Das sind Leute, die sich seit längerer Zeit etabliert haben und seit längerer Zeit ihre eigene wirtschaftliche Macht aufgebaut haben mit Hilfe ausländischer Banken, wo die auch viele Akkreditiven gekriegt haben und damit auch freier beweglich geworden sind. Aber das heißt nicht, dass die die einzigen sind. Langsam wächst auch Konkurrenz gegenüber diesen Mächten aber diese Konkurrenz ist noch nicht groß genug, um richtig gegenüber zu stehen. Aber das wird sich langsam ändern, wenn die Privatbanken hier sind.
Chatib ermutigt seine Klienten, nach Syrien zu kommen, denn das Land ist hungrig nach allen möglichen Investitionen: im Tourismus, im Transportwesen, in der Textil- und Elektroindustrie, in der Landwirtschaft, bei der Abfallbeseitigung, im Bewässerungssektor und im Umweltschutz.
Ich würde sagen, momentan ist die richtige Zeit um zu investieren in Syrien, weil wenn alles organisiert ist und alles schön vorbereitet ist dann ist auch alles teuer genug. Jetzt ist es noch nicht teuer, aber sehr attraktiv. Man muss nur die richtigen Partner finden mit der richtigen Vorbereitung.
Das beste Beispiel für erfolgreiches Geschäftemachen sind die unzähligen kleinen Händler in Syriens Altstadtsuqs. Sie haben stets privat gewirtschaftet und sich von 30 Jahren Sozialismus nicht unterkriegen lassen. Die Läden sind in der Regel Familienbetriebe in der vierten oder fünften Generation: Die Söhne arbeiten im Laden, der Vater sitzt hinten und überwacht das Ganze, der Großvater kommt ab und zu vorbei, trinkt einen Tee und plaudert mit den langjährigen Kunden. All diese Händler bilden das Rückrat der syrischen Wirtschaft, sie handeln mit Firmen in der ganzen Welt, organisieren ihren Im- und Export unabhängig und erfolgreich.
Einer von ihnen ist Raschid. Er betreibt in den verwinkelten engen Gassen der Damaszener Altstadt einen großen, gut sortierten Küchenausstatter. In den Regalen stehen übersichtlich Töpfe, Pfannen, Saftpressen, Kaffeegeschirr und Backformen, an Edelstahlgittern hängen Schöpfkellen, Gemüseschäler und Knoblauchpressen. Seit 20 Jahren bezieht Raschid Haushaltswaren aus Europa, anfangs durfte er nur zweimal im Jahr Ware importieren.
Heute ist alles möglich, du kannst deine Sachen von überall her bringen, jederzeit und so viel du willst. Mit einer Ausnahme: nicht aus Israel. Wenn du Geschäfte mit Europa machst, muss die europäische Firma ein Zertifikat mitschicken, dass die Produkte nicht aus Israel stammen oder durch Israel geliefert werden.
Besonders gerne arbeitet Raschid mit deutschen Firmen zusammen, die seien zuverlässig und lieferten erstklassige Qualität. Auf Messen in Stuttgart, Frankfurt und Bremen hat er die ersten Kontakte geknüpft, jetzt bekommt er regelmäßig die aktuellen Kataloge zugeschickt, aus denen er dann per Telefon, Fax oder E-Mail bestellt. Die Kuchenformen, Messer und Teller aus Deutschland sind allerdings nur was für Leute mit großem Geldbeutel.
In Deutschland kaufst du diesen Teller für einen Dollar, in Syrien musst du dafür drei oder vier Dollar bezahlen. Denn die Regierung nimmt leider eine Menge Zoll.
Bis zu 300 Prozent Zoll müssen die Syrer auf ausländische Güter bezahlen. Das macht so manchen Import zu einem riskanten Geschäft, schließlich weiß der Händler nie, ob er die Ware zu einem solchen Preis verkaufen kann. Im Suq ist es deshalb üblich, Importware aufzuteilen. Die Händler betrachten sich nicht als Konkurrenten, sondern als Partner wenn nicht sogar Freunde.
Ich bekomme zum Beispiel zwei Container aus Deutschland, Messer und Backformen. Da kommt mein Nachbar und sagt, ich brauche Hundert Stück davon, Hundert davon und Hundert davon. Er nimmt die Sachen ohne zu bezahlen. Ein Jahr lang, vielleicht zwei oder drei Jahre bezahlt er nicht - das kümmert mich nicht. In meinem Notizbuch kann ich ihnen zeigen, dass ich etwa drei bis vier Millionen vom Suq bekomme, das ist okay. Ich schlafe wunderbar. Ich habe keine Angst um mein Geld. Denn wenn jemand stirbt in einem dieser Läden weiß ich, dass sein Sohn mich bezahlen wird.
Der Umgang mit Geld ist hier ein völlig anderer als im Westen. Wer Geld hat, gibt es freizügig an den, der es braucht, entweder in Form von Almosen oder leihweise. Das ist eine religiöse Pflicht und unter gläubigen Muslimen völlig selbstverständlich. Niemals kämen Raschid und seine Nachbarn auf die Idee, Zinsen zu verlangen. Mit der Not des anderen macht man im Islam keine Geschäfte.
So herrscht im Suq eine entspannte Atmosphäre aus Vertrauen, Solidarität und Hilfsbereitschaft.
Oft gehe ich zur Moschee oder habe was zu erledigen, dann klemme ich eine dünne Holzstange quer in den Eingang und gehe für fünf oder zehn Minuten weg, manchmal sogar eine halbe Stunde. Wenn ich die Stange nicht finde, sage ich meinem Nachbarn Bescheid, dass er ein bisschen aufpasst. Ich lasse Geld in meinem Laden, ich lasse alles dort, die Tür bleibt offen. Nichts passiert, wirklich, nichts passiert.
Es kommt sogar vor, dass Raschid während seiner Abwesenheit Geld verdient. Sollte sich ein Kunde für den Wäscheständer draußen vor seinem Laden interessieren, verkauft der Nachbar ihn an seiner Stelle, selbst wenn er den gleichen Wäscheständer bei sich im Angebot hat. Er kassiert und gibt Raschid das Geld, sobald er wieder da ist. Wer korrekt arbeitet, hat hier keine Probleme, meint Raschid, auch nicht mit der Regierung. Wie die meisten Kleinhändler ist er ganz zufrieden mit dem neuen Präsidenten und seinen Reformen.
Bashar ist ein junger Mann, er ist stark und offen. Wir haben Internet, E-Mail, Handys, Satellitenfernsehen, die Leute sind viel offener als früher. Ich denke in fünf Jahren wird sich Syrien um 180 Grad verändert haben.
Die Regierung verfolgt vor allem zwei Ziele: Arbeitsplätze schaffen und den Lebensstandard erhöhen. Bislang sind die Löhne so niedrig, dass viele Angestellte zwei Jobs brauchen, um die Familie einigermaßen durchzubringen. Besonders wenig verdienen Staatsbedienstete, etwa die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung. Kein Wunder, dass mancher Beamte gerne ein Trinkgeld kassiert. Aber es geht auch ohne, sagt Handelskammerpräsident Shallah.
Nichts zwingt sie zum Bezahlen, die Leute sind es einfach gewohnt, Trinkgeld zu geben.
Um mit der Macht der Gewohnheit aufzuräumen, hat die Regierung vor kurzem die Beamtengehälter um 50 Prozent erhöht. Das eigentliche Problem der Korruption liegt freilich woanders. Was unten am Tresen ein kleines Trinkgeld sein mag, wächst sich in den oberen Führungsetagen zu stattlichen Beträgen aus. Bashar Al-Assad scheut sich jedoch nicht, auch einflussreiche Politiker und Geschäftsleute wegen Bestechlichkeit anzuklagen, so musste schon mancher Minister seinen Posten räumen. Die Schwierigkeiten sind erkannt, vereinzelt gelöst. Syriens Auslandsschulden zum Beispiel sind neu verhandelt, der Weg ist frei für wirtschaftliche Zusammenarbeit auch mit vielen Ländern Europas. Von Deutschland erhoffen sich die Syrer besonders viel Engagement, schon jetzt ist die Bundesrepublik der wichtigste Handelspartner innerhalb der Europäischen Union. Außerdem kennen die Deutschen sich aus mit sozialistischem Erbe. Rechtsanwalt Chatib beobachtet aufmerksam die Entwicklung in den neuen Bundesländern, das macht ihn zuversichtlich für sein eigenes Land.
Damals von 1990 bis heutzutage hat man das noch nicht ganz genau überwinden können und das ist mit Hilfe einer der größten Wirtschaftsmächte der Welt, die BRD. Hier in Syrien, wenn wir uns damit vergleichen, dann sagen wir, wir sind sehr gut voran, weil ohne Unterstützung von irgendeinem anderen Land wir machen unsere eigene Korrektur Schritt bei Schritt und es ist besser Schritt bei Schritt als einen großen Schritt zu haben und dann in irgendeine Hölle reinzufallen. Für mich, wenn ich nur ein Prozent Korrektur sehe, dann würde ich sagen, wir sind schon auf dem richtigen Weg. Die Hauptsache nicht weiterzugehen in die andere Richtung, jetzt hat man die Richtung geändert und in die andere Richtung als Ziel vorgenommen.
So wie bei Bassam. Sein Krämerladen eine Straßenecke weiter heißt Supermarket Samar, aber das kleine Geschäft mit den bis unter die Decke voll gestopften Regalen hat mit einem deutschen Supermarkt nicht viel gemeinsam. Bassam bedient jeden seiner Kunden persönlich, kleine Jungs flitzen zwischen Kühltruhe und Ladentheke hin und her und holen herbei, was immer die Hausfrau wünscht. Waschmittel, Haarshampoo, Joghurt, Orangensaft, Reis oder - Nutella.
Großes Glas Nutella was kostet das... 750 g 275 Lira...also das große Glas Nutella kostet etwa sieben Euro, sechs Euro, ne ganze Menge natürlich und dann gibt es auch syrische Brotaufstriche...Maxtello...da ist das gleiche Bild drauf wie bei Nutella, also genau das gleiche Brot mit dem gleichen Messer mit Schokocreme drauf, warum... Also die Leute kennen das gute Image von Nutella, sehen das gleiche Bild, das gleiche Schokoladenbrot und kaufen dann Maxtello, weil es günstiger ist...100, 2 Euro 50, one kilo...
Seit etwa zwei Jahren haben die Menschen in Syrien die Wahl zwischen heimischen und ausländischen Produkten, vorher gab es alles nur Made in Syria. Weil die Regierung hohe Einfuhrzölle nimmt, ist die Importware jedoch teuer. Deshalb kaufen die meisten Syrer noch immer ihre eigenen Schokocremes und Shampoos, nur wer es sich leisten kann, geht zu Bassam. Die vorsichtige Öffnung des Landes hat der syrischen Wirtschaft folglich noch nicht geschadet, sagt Rateb Shallah, Präsident der Handelskammer.
Das war ein guter Anfang, aber es ist nicht genug. Wir müssen nicht nur mit den Importgütern konkurrieren können, wir müssen unsere Produkte auch auf die ausländischen Märkte bringen. Damit wir genauso von ihren Märkten profitieren wie sie von unserem. Dazu müssen wir effektiv und innovativ sein, wir müssen das liefern, was an Qualität, Verpackung, Form, Fashion und Geschmack gefragt ist und das ist nicht einfach.
In einem Bereich beweisen die Syrer schon jetzt Geschmack und Fantasie: beim Fastfood. Vom Grillhähnchen bis zur Falafel, vom Hamburger bis zur Pizza gibt es in Shaalan alles, wonach dem gestressten Einkäufer zwischendurch gelüstet. Frisch zubereitet, lecker abgeschmeckt, große Portionen zu günstigen Preisen. Keine Chance für McDonalds, Kentucky Fried Chicken oder PizzaHut.
McDonalds ist gut, aber das heißt nicht, dass wir nicht unser eigenes Fleisch nach unserem Geschmack haben. Viele Leute verkaufen jetzt Hot Dogs und Hamburger, es muss nicht unbedingt McDonalds sein. Wenn wir es billiger selbst machen können, warum nicht?
Selbstbewusst wollen die Syrer dem Weltmarkt begegnen, keine vom Westen diktierte Liberalisierung um jeden Preis, sondern schrittweise Reformen nach eigenen Vorstellungen und Interessen. Die wirtschaftlichen Grundlagen sind gut: Das Land verfügt über Erdöl- und Erdgasvorkommen, eine fruchtbare Landwirtschaft, Baumwolle, eine lange Tradition in der Textilindustrie, beim Handel und in verschiedenen Handwerken. Seit einigen Jahren beschränken sich die meisten syrischen Unternehmer jedoch darauf, westliche Produkte zu imitieren statt eigene Ideen zu entwickeln. So ist vieles in Bassams Laden nur auf den ersten Blick ausländisch: Wo zum Beispiel Persil draufsteht, ist nicht das gleiche Persil drin wie in Deutschland. Eine syrische Firma hat den Markennamen und zugleich das gute Image gekauft und produziert jetzt nach Originalrezept eine Persil-Variante für den syrischen Markt. Weil sie den Namen teuer bezahlen musste, kostet Persil entsprechend mehr als das syrische No-Name-Waschmittel, das mindestens genauso gut ist.
Besonders teuer wird es für den syrischen Unternehmer, wenn er nicht nur den Namen, sondern auch die Lizenz, das Rezept und die Inhaltsstoffe von einer westlichen Firma kaufen muss. Zum Beispiel im Fall von Arzneimitteln. Die syrische Pharmafabrik MPI produziert neben eigenen Rezepturen viele ausländische Medikamente unter Lizenz. In den Gängen, Hallen und Labors gelten internationale Pharmarichtlinien. Die Mitarbeiter tragen weiße Kittel, grüne Kopfhauben und teilweise Mundschutz. Chemiker und Pharmazeuten kontrollieren anhand von Stichproben sämtliche Arbeitsgänge - vom Rohmaterial bis zur Schachtel. Die sieht am Ende genauso aus wie in Europa, ob Rennie, Valium oder Bactrim . Elie Abou Fadel ist Miteigentümer von MPI.
Wir kriegen normalerweise die Rohmaterial aus Schweiz laut Gesetz Roche selbst und das Gesundheitsministerium in Syrien und wir kriegen die technische Unterstützung von Hoffmann La Roche und deshalb dürfen wir das unter derselben Marke und Namen hier lokal verkaufen bzw. in die arabischen Ländern rundum exportieren...
Einen Teil der Medikamente liefert MPI in den Irak, Syriens wichtigster Exportmarkt.
Erfolgreich haben sich syrische Produkte außerdem im Libanon, in Jordanien und in den Golfstaaten etabliert. Handelskammerpräsident Shallah.
In den Golfländern hatten wir früher keinen Markt für unsere Kleidung, unser Obst und Gemüse. Jetzt konkurrieren wir z.B. in Saudi Arabien mit Importgütern aus 180 Ländern. Das bedeutet unsere Hersteller haben sich international gut angepasst.
Dabei haben es Privatunternehmer in Syrien nicht leicht. Einen Großteil ihrer Zeit und Energie verwenden sie auf Formalitäten, denn die Behörden sind noch immer aufgeblähte und träge Beamtenapparate. Wer hier Geschäfte machen will, braucht Geduld, starke Nerven und Hartnäckigkeit, sagt Elie Abou Fadel aus eigener Erfahrung. Seit zweieinhalb Monaten wartet er auf eine Maschine aus Italien.
Wer eine Maschine, darf man zuerst mit der Erlaubnis bei Wirtschaftsministerien anfangen und da als Fachministerien muss die Industrieministerium auch involviert sein und Finanz manchmal, und dann kommen sie an die Banken und die Banken sind seit 30 oder 35 Jahren verstaatlicht und dort die Funktionäre arbeiten wie Beamte.
Das staatliche Bankensystem erschwert die Finanzierung von Projekten und den Transfer von Devisen. Bislang gibt es in Syrien weder Geldautomaten noch Kreditkarten, viele Leute horten ihr Geld unter der Matratze. Geschäftsleute legen ihr Kapital seit Jahren auf ausländischen Konten an statt es zu reinvestieren. Auf 80 bis 100 Mrd. US-Dollar schätzen Experten dieses syrische Auslandskapital, das die Regierung nun zurück ins Land holen möchte. Dafür braucht es umfassende Reformen, sagt Abou Fadel. Und umfassende Reformen brauchen Zeit.
Der neue Präsident hat Erbe gehabt und Erbe geht von kleinem Beamten bis großem Direktor und er kann die ganze Hierarchie, das ganze Organigramm der Regierung nicht von einem Tag auf den anderen ändern, sonst muss er alle wegschmeißen.
Vielen Privatunternehmern fehlt das Vertrauen in den Reformprozess. Auch deutsche Investoren zögern noch. Statt selbst ein finanzielles Risiko einzugehen, arbeiten Konzerne wie Volkswagen, Braun und Wella mit syrischen Generalvertretern. Interessant ist Syrien auch eher für den Mittelstand als für die Großindustrie, denn Privatisierungen im Energie-, Telekommunikations- und Transportsektor lehnt die Regierung ab.
Die großen Geschäfte sind leider immer noch durch bestimmten Kreis von Personen konzentriert. Es gibt Schlüsselpersonen und man muss normalerweise durch diese Leute an das Geschäft kommen entweder in partnership oder als Mittelsmänner.
Kontakte sind wichtig, das macht es für ausländische Investoren, die neu in den Markt kommen, umso schwerer. Salahedin Chatib ist Anwalt und betreut eine Reihe internationaler Unternehmen, die in Syrien Geschäfte machen wollen. Er kennt die Probleme, die zwischen westlichen Geschäftsleuten und sozialistischen Strukturen entstehen. Zum Beispiel muss sich das ausländische Unternehmen nach Abschluss eines Auftrages um ein Endabnahmeprotokoll kümmern; ohne das bekommt es seine Garantien nicht zurück. Einige Investoren warten seit langem vergeblich auf ihre Forderungen, weil sie die syrischen Verfahrensweisen nicht beachtet haben. Chatib rät den Unternehmern deshalb, sich im Voraus bei den Botschaften und Handelskammern beider Länder gut zu informieren. Vor allem die neuen Gesetze sollten Investoren kennen, um erfolgreich mit den syrischen Behörden verhandeln zu können.
Es läuft noch immer nach den alten Gesetzen, die neuen Gesetze haben schon angefangen, sind neu erlassen, aber das zu implementieren, ist eine andere Frage. Aber man kann sich auf diese Gesetze auch berufen, sie gelten schon, sie sind noch nicht auf der Strasse angekommen, aber neue Auftragnehmer halten sich an diese Gesetze jetzt momentan und das ist jedermanns Recht.
Auf der Grundlage dieser neuen Gesetze sollen private Universitäten, ein privates Bankensystem und eine Börse entstehen. Die ersten vier Privatbanken hat der Wirtschaftsminister bis Ende dieses Jahres versprochen. Die syrische Lira ist bereits stabil, der Besitz ausländischer Währungen erlaubt und die Preisbildung frei. Zwei staatliche Internetprovider vernetzen die Syrer mit dem World Wide Web, per Sattelitenfernsehen und in den ersten nicht-staatlichen Zeitungen können sich die Menschen frei informieren. So hat sich seit der Machtübernahme von Bashar Al Assad einiges verändert. Dass viele der Reformen noch nicht zu spüren sind, liegt an einer alten Garde aus Militärs, Geheimdienstlern, Parteigrößen und Verwandten des Präsidenten, die ihn immer wieder bremsen. Rechtsanwalt Chatib.
Viele Leute im Umfeld vom Präsidenten, die sind nicht damit einverstanden bestimmt mit diesen neuen Änderungen. Das ist die Resistance, die jetzt gegenüber der Korrekturbewegung steht. Das sind Leute, die sich seit längerer Zeit etabliert haben und seit längerer Zeit ihre eigene wirtschaftliche Macht aufgebaut haben mit Hilfe ausländischer Banken, wo die auch viele Akkreditiven gekriegt haben und damit auch freier beweglich geworden sind. Aber das heißt nicht, dass die die einzigen sind. Langsam wächst auch Konkurrenz gegenüber diesen Mächten aber diese Konkurrenz ist noch nicht groß genug, um richtig gegenüber zu stehen. Aber das wird sich langsam ändern, wenn die Privatbanken hier sind.
Chatib ermutigt seine Klienten, nach Syrien zu kommen, denn das Land ist hungrig nach allen möglichen Investitionen: im Tourismus, im Transportwesen, in der Textil- und Elektroindustrie, in der Landwirtschaft, bei der Abfallbeseitigung, im Bewässerungssektor und im Umweltschutz.
Ich würde sagen, momentan ist die richtige Zeit um zu investieren in Syrien, weil wenn alles organisiert ist und alles schön vorbereitet ist dann ist auch alles teuer genug. Jetzt ist es noch nicht teuer, aber sehr attraktiv. Man muss nur die richtigen Partner finden mit der richtigen Vorbereitung.
Das beste Beispiel für erfolgreiches Geschäftemachen sind die unzähligen kleinen Händler in Syriens Altstadtsuqs. Sie haben stets privat gewirtschaftet und sich von 30 Jahren Sozialismus nicht unterkriegen lassen. Die Läden sind in der Regel Familienbetriebe in der vierten oder fünften Generation: Die Söhne arbeiten im Laden, der Vater sitzt hinten und überwacht das Ganze, der Großvater kommt ab und zu vorbei, trinkt einen Tee und plaudert mit den langjährigen Kunden. All diese Händler bilden das Rückrat der syrischen Wirtschaft, sie handeln mit Firmen in der ganzen Welt, organisieren ihren Im- und Export unabhängig und erfolgreich.
Einer von ihnen ist Raschid. Er betreibt in den verwinkelten engen Gassen der Damaszener Altstadt einen großen, gut sortierten Küchenausstatter. In den Regalen stehen übersichtlich Töpfe, Pfannen, Saftpressen, Kaffeegeschirr und Backformen, an Edelstahlgittern hängen Schöpfkellen, Gemüseschäler und Knoblauchpressen. Seit 20 Jahren bezieht Raschid Haushaltswaren aus Europa, anfangs durfte er nur zweimal im Jahr Ware importieren.
Heute ist alles möglich, du kannst deine Sachen von überall her bringen, jederzeit und so viel du willst. Mit einer Ausnahme: nicht aus Israel. Wenn du Geschäfte mit Europa machst, muss die europäische Firma ein Zertifikat mitschicken, dass die Produkte nicht aus Israel stammen oder durch Israel geliefert werden.
Besonders gerne arbeitet Raschid mit deutschen Firmen zusammen, die seien zuverlässig und lieferten erstklassige Qualität. Auf Messen in Stuttgart, Frankfurt und Bremen hat er die ersten Kontakte geknüpft, jetzt bekommt er regelmäßig die aktuellen Kataloge zugeschickt, aus denen er dann per Telefon, Fax oder E-Mail bestellt. Die Kuchenformen, Messer und Teller aus Deutschland sind allerdings nur was für Leute mit großem Geldbeutel.
In Deutschland kaufst du diesen Teller für einen Dollar, in Syrien musst du dafür drei oder vier Dollar bezahlen. Denn die Regierung nimmt leider eine Menge Zoll.
Bis zu 300 Prozent Zoll müssen die Syrer auf ausländische Güter bezahlen. Das macht so manchen Import zu einem riskanten Geschäft, schließlich weiß der Händler nie, ob er die Ware zu einem solchen Preis verkaufen kann. Im Suq ist es deshalb üblich, Importware aufzuteilen. Die Händler betrachten sich nicht als Konkurrenten, sondern als Partner wenn nicht sogar Freunde.
Ich bekomme zum Beispiel zwei Container aus Deutschland, Messer und Backformen. Da kommt mein Nachbar und sagt, ich brauche Hundert Stück davon, Hundert davon und Hundert davon. Er nimmt die Sachen ohne zu bezahlen. Ein Jahr lang, vielleicht zwei oder drei Jahre bezahlt er nicht - das kümmert mich nicht. In meinem Notizbuch kann ich ihnen zeigen, dass ich etwa drei bis vier Millionen vom Suq bekomme, das ist okay. Ich schlafe wunderbar. Ich habe keine Angst um mein Geld. Denn wenn jemand stirbt in einem dieser Läden weiß ich, dass sein Sohn mich bezahlen wird.
Der Umgang mit Geld ist hier ein völlig anderer als im Westen. Wer Geld hat, gibt es freizügig an den, der es braucht, entweder in Form von Almosen oder leihweise. Das ist eine religiöse Pflicht und unter gläubigen Muslimen völlig selbstverständlich. Niemals kämen Raschid und seine Nachbarn auf die Idee, Zinsen zu verlangen. Mit der Not des anderen macht man im Islam keine Geschäfte.
So herrscht im Suq eine entspannte Atmosphäre aus Vertrauen, Solidarität und Hilfsbereitschaft.
Oft gehe ich zur Moschee oder habe was zu erledigen, dann klemme ich eine dünne Holzstange quer in den Eingang und gehe für fünf oder zehn Minuten weg, manchmal sogar eine halbe Stunde. Wenn ich die Stange nicht finde, sage ich meinem Nachbarn Bescheid, dass er ein bisschen aufpasst. Ich lasse Geld in meinem Laden, ich lasse alles dort, die Tür bleibt offen. Nichts passiert, wirklich, nichts passiert.
Es kommt sogar vor, dass Raschid während seiner Abwesenheit Geld verdient. Sollte sich ein Kunde für den Wäscheständer draußen vor seinem Laden interessieren, verkauft der Nachbar ihn an seiner Stelle, selbst wenn er den gleichen Wäscheständer bei sich im Angebot hat. Er kassiert und gibt Raschid das Geld, sobald er wieder da ist. Wer korrekt arbeitet, hat hier keine Probleme, meint Raschid, auch nicht mit der Regierung. Wie die meisten Kleinhändler ist er ganz zufrieden mit dem neuen Präsidenten und seinen Reformen.
Bashar ist ein junger Mann, er ist stark und offen. Wir haben Internet, E-Mail, Handys, Satellitenfernsehen, die Leute sind viel offener als früher. Ich denke in fünf Jahren wird sich Syrien um 180 Grad verändert haben.
Die Regierung verfolgt vor allem zwei Ziele: Arbeitsplätze schaffen und den Lebensstandard erhöhen. Bislang sind die Löhne so niedrig, dass viele Angestellte zwei Jobs brauchen, um die Familie einigermaßen durchzubringen. Besonders wenig verdienen Staatsbedienstete, etwa die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung. Kein Wunder, dass mancher Beamte gerne ein Trinkgeld kassiert. Aber es geht auch ohne, sagt Handelskammerpräsident Shallah.
Nichts zwingt sie zum Bezahlen, die Leute sind es einfach gewohnt, Trinkgeld zu geben.
Um mit der Macht der Gewohnheit aufzuräumen, hat die Regierung vor kurzem die Beamtengehälter um 50 Prozent erhöht. Das eigentliche Problem der Korruption liegt freilich woanders. Was unten am Tresen ein kleines Trinkgeld sein mag, wächst sich in den oberen Führungsetagen zu stattlichen Beträgen aus. Bashar Al-Assad scheut sich jedoch nicht, auch einflussreiche Politiker und Geschäftsleute wegen Bestechlichkeit anzuklagen, so musste schon mancher Minister seinen Posten räumen. Die Schwierigkeiten sind erkannt, vereinzelt gelöst. Syriens Auslandsschulden zum Beispiel sind neu verhandelt, der Weg ist frei für wirtschaftliche Zusammenarbeit auch mit vielen Ländern Europas. Von Deutschland erhoffen sich die Syrer besonders viel Engagement, schon jetzt ist die Bundesrepublik der wichtigste Handelspartner innerhalb der Europäischen Union. Außerdem kennen die Deutschen sich aus mit sozialistischem Erbe. Rechtsanwalt Chatib beobachtet aufmerksam die Entwicklung in den neuen Bundesländern, das macht ihn zuversichtlich für sein eigenes Land.
Damals von 1990 bis heutzutage hat man das noch nicht ganz genau überwinden können und das ist mit Hilfe einer der größten Wirtschaftsmächte der Welt, die BRD. Hier in Syrien, wenn wir uns damit vergleichen, dann sagen wir, wir sind sehr gut voran, weil ohne Unterstützung von irgendeinem anderen Land wir machen unsere eigene Korrektur Schritt bei Schritt und es ist besser Schritt bei Schritt als einen großen Schritt zu haben und dann in irgendeine Hölle reinzufallen. Für mich, wenn ich nur ein Prozent Korrektur sehe, dann würde ich sagen, wir sind schon auf dem richtigen Weg. Die Hauptsache nicht weiterzugehen in die andere Richtung, jetzt hat man die Richtung geändert und in die andere Richtung als Ziel vorgenommen.