Die Hohensteiner Institute in Bönnigheim betreiben Textilforschung. Der Mediziner Dr. Dirk Höfer, Leiter des Instituts für Hygiene und Biotechnologie zeigt ein Glasfläschchen:
"In Alkohol eingelegte Maden der Goldfliege Lucilia sericata, die diese wunderschönen wundheilenden Eigenschaften besitzen. Ungefähr in dieser Größe, sprich reiskorngroß werden sie in die Wunde gebracht, wachsen dank des Nahrungsangebotes und fliehen nach circa fünf Tagen..."
...wenn man sie lässt. Weil es viele Menschen bei dem Gedanken ekelt, dass Maden ihre Wunde säubern, werden sie in einer Art Teebeutel auf die Wunde gebracht. Dabei spielen spezielle Textilien eine Rolle. Dirk Höfer:
"Wir nennen das dann nicht Teebeutel, sonder "Biobag". Es ist ein spezielles Textil in dem die Maden quasi ihr Zuhause finden, wenn sie denn auf der Wunde appliziert werden. Dieses Textil besteht aus einem Polyvinylalkohol. Und die Maden selbst sind in diesem eingeschlossenen Textil über ein Abstandsgewirke noch einmal separiert, so dass sie einerseits genügend Flüssigkeit bekommen aus der Wunde, andererseits aber auch genügend Luft zum Atmen."
Auch Blutegel und Krill verbessern die Wundheilung. Ähnlich, wie bei den Maden wirken die Verdauungssäfte dieser Lebewesen heilend, weil sie - wie auch unser Speichel - Stoffe enthalten, die Entzündungen bremsen und Krankheitserreger abtöten. Mittlerweile kennt man einige dieser Stoffe. Es liegt nahe, sie zu isolieren und daraus Wundauflagen zu machen, die die gleiche Wirkung haben, wie die Tiere, aber einfacher zu lagern und einzusetzen sind. Höfer:
"Wir wissen aus den Experimenten mit den Biobags, dass die Made ja räumlich getrennt ist von der Wundoberfläche und dass sie keinen direkten Kontakt hat zur Wundoberfläche. Das heißt, die Maden beißen nicht an der Wunde irgendwelche Substanzen ab, sondern sie sind eigentlich nur über ihr Sekret, das sie abgegeben, mit der Wunde in Kontakt. Und deshalb sind wir an dem wirksamen Sekret sehr interessiert und möchten dieses gewinnen, um es an einen textilen Träger zu binden."
Es gibt aber auch Fälle, wo das nicht geht: Gegen Bakterien in Wunden kann man Viren einsetzen, so genannte Bakteriophagen, das heißt Bakterienfresser, wobei die sich in Wirklichkeit im Bakterium so sehr vermehren, dass es platzt und stirbt. Höfer:
"Diese Viren werden natürlich dann über mikrobiologische Techniken gezüchtet. Man möchte diese Bakteriophagen, diese Viren, dazu benutzen, um Wundtherapie durchzuführen. Das hat mehrere Vorteil: Der eine Vorteil liegt darin, dass diese Bakteriophagen spezifisch für Bakterien sind, das heißt diese zum Platzen bringen. Und der andere Vorteil liegt darin, dass die Bakteriophagen sehr tief in das Gewebe eindringen können..."
...sie wirken also auch noch dort, wo oberflächlich aufgetragene Mittel nicht hin kommen. Und dann verschwinden sie sogar von selbst wieder. Dr. Höfer:
"Nachdem das letzte Bakterium von den Bakteriophagen umgebracht wurde, gehen auch die Bakteriophagen zugrunde. Und sie befallen - Gott-sei-Dank - auch keine menschlichen Zellen."
Um solche Textilien für die Biomedizin zu entwickeln, müssen die Hohensteiner Forscher neue Materialien erproben und mit Medizinern und Biologen zusammen arbeiten. Höfer:
"Wir wissen, dass es hauptsächlich Enzymaktivitäten sind, in diesem Madensekret, so dass man jetzt verschiedene Substrate anbieten muss, um zu schauen, welche Enzyme sind denn hier tätig. Wir können das Madensekret natürlich nicht frisch verwenden, sondern wir müssen es später in einem Textil in einem getrockneten, aber dennoch aktiven, oder reaktivierbaren Zustand zur Verfügung stellen. Also müssen wir hier eine Trocknungsphase einbringen."
Und in einem weiteren Schritt geht es nun darum eine geeignete Depotstruktur zu finden, an oder in der man das Sekret dann applizieren kann. Nur die Glasschale drumherum verrät, dass dieses Stück Stoff etwas ganz Besonderes ist. Jetzt muss man noch heraus bekommen, wie sich so ein mit Sekret oder Enzymen beladenes Stück Stoff zu vernünftigen Kosten herstellen lässt. Dirk Höfer:
"Man muss hier eigentlich auf viele neue Technologien zurück greifen, neue Textiltechnologien, Beschichtungstechnologien, neuartige Fasern, die jetzt als ideale Medikamententräger dienen können. Mit klassischen Textilwerkstoffen kommen sie da eigentlich nicht weiter."
Und deshalb sind diese anspruchsvollen Medizintextilien eine Marktlücke für die deutsche oder europäische Textilindustrie.
"In Alkohol eingelegte Maden der Goldfliege Lucilia sericata, die diese wunderschönen wundheilenden Eigenschaften besitzen. Ungefähr in dieser Größe, sprich reiskorngroß werden sie in die Wunde gebracht, wachsen dank des Nahrungsangebotes und fliehen nach circa fünf Tagen..."
...wenn man sie lässt. Weil es viele Menschen bei dem Gedanken ekelt, dass Maden ihre Wunde säubern, werden sie in einer Art Teebeutel auf die Wunde gebracht. Dabei spielen spezielle Textilien eine Rolle. Dirk Höfer:
"Wir nennen das dann nicht Teebeutel, sonder "Biobag". Es ist ein spezielles Textil in dem die Maden quasi ihr Zuhause finden, wenn sie denn auf der Wunde appliziert werden. Dieses Textil besteht aus einem Polyvinylalkohol. Und die Maden selbst sind in diesem eingeschlossenen Textil über ein Abstandsgewirke noch einmal separiert, so dass sie einerseits genügend Flüssigkeit bekommen aus der Wunde, andererseits aber auch genügend Luft zum Atmen."
Auch Blutegel und Krill verbessern die Wundheilung. Ähnlich, wie bei den Maden wirken die Verdauungssäfte dieser Lebewesen heilend, weil sie - wie auch unser Speichel - Stoffe enthalten, die Entzündungen bremsen und Krankheitserreger abtöten. Mittlerweile kennt man einige dieser Stoffe. Es liegt nahe, sie zu isolieren und daraus Wundauflagen zu machen, die die gleiche Wirkung haben, wie die Tiere, aber einfacher zu lagern und einzusetzen sind. Höfer:
"Wir wissen aus den Experimenten mit den Biobags, dass die Made ja räumlich getrennt ist von der Wundoberfläche und dass sie keinen direkten Kontakt hat zur Wundoberfläche. Das heißt, die Maden beißen nicht an der Wunde irgendwelche Substanzen ab, sondern sie sind eigentlich nur über ihr Sekret, das sie abgegeben, mit der Wunde in Kontakt. Und deshalb sind wir an dem wirksamen Sekret sehr interessiert und möchten dieses gewinnen, um es an einen textilen Träger zu binden."
Es gibt aber auch Fälle, wo das nicht geht: Gegen Bakterien in Wunden kann man Viren einsetzen, so genannte Bakteriophagen, das heißt Bakterienfresser, wobei die sich in Wirklichkeit im Bakterium so sehr vermehren, dass es platzt und stirbt. Höfer:
"Diese Viren werden natürlich dann über mikrobiologische Techniken gezüchtet. Man möchte diese Bakteriophagen, diese Viren, dazu benutzen, um Wundtherapie durchzuführen. Das hat mehrere Vorteil: Der eine Vorteil liegt darin, dass diese Bakteriophagen spezifisch für Bakterien sind, das heißt diese zum Platzen bringen. Und der andere Vorteil liegt darin, dass die Bakteriophagen sehr tief in das Gewebe eindringen können..."
...sie wirken also auch noch dort, wo oberflächlich aufgetragene Mittel nicht hin kommen. Und dann verschwinden sie sogar von selbst wieder. Dr. Höfer:
"Nachdem das letzte Bakterium von den Bakteriophagen umgebracht wurde, gehen auch die Bakteriophagen zugrunde. Und sie befallen - Gott-sei-Dank - auch keine menschlichen Zellen."
Um solche Textilien für die Biomedizin zu entwickeln, müssen die Hohensteiner Forscher neue Materialien erproben und mit Medizinern und Biologen zusammen arbeiten. Höfer:
"Wir wissen, dass es hauptsächlich Enzymaktivitäten sind, in diesem Madensekret, so dass man jetzt verschiedene Substrate anbieten muss, um zu schauen, welche Enzyme sind denn hier tätig. Wir können das Madensekret natürlich nicht frisch verwenden, sondern wir müssen es später in einem Textil in einem getrockneten, aber dennoch aktiven, oder reaktivierbaren Zustand zur Verfügung stellen. Also müssen wir hier eine Trocknungsphase einbringen."
Und in einem weiteren Schritt geht es nun darum eine geeignete Depotstruktur zu finden, an oder in der man das Sekret dann applizieren kann. Nur die Glasschale drumherum verrät, dass dieses Stück Stoff etwas ganz Besonderes ist. Jetzt muss man noch heraus bekommen, wie sich so ein mit Sekret oder Enzymen beladenes Stück Stoff zu vernünftigen Kosten herstellen lässt. Dirk Höfer:
"Man muss hier eigentlich auf viele neue Technologien zurück greifen, neue Textiltechnologien, Beschichtungstechnologien, neuartige Fasern, die jetzt als ideale Medikamententräger dienen können. Mit klassischen Textilwerkstoffen kommen sie da eigentlich nicht weiter."
Und deshalb sind diese anspruchsvollen Medizintextilien eine Marktlücke für die deutsche oder europäische Textilindustrie.