Die Illusion, von der Frauen ausgehen, ist: Die Männer wären naturgemäß so, wie sie sich zeigen, wenn sie verliebt sind. Das sind sie aber nur in einer Übergangsphase. Sie neigen dann dazu, die Norm, die aus diesem Verhalten entwickelbar ist, zu normalisieren und die Männer dann daran zu messen. Daran sind sie natürlich- später gemessen - immer defizient. Frauen neigen dann zu anklagen, die von dieser Norm ausgehen. Sie glauben also Väter wären so etwas wie männliche Mütter. Das alles führt zur Dauerenttäuschung. Ich glaube, wenn man das Gegenteil unterstellt: Die sind fremd. Man weiß gar nicht wie die funktionieren. Sie verstehen nicht, daß Männer ihre Gefühle unterdrücken müssen um sie zu anästhesieren, weil sie eben feminine Gefühle sich nicht gestatten dürfen, sie sind auch als Knaben sehr viel verwirrter als Mädchen weil die enge Beziehung zur Mutter für Knaben sehr viel verwirrender ist als für Mädchen, und die Loslösung eben eine größere Krise darstellt. Und ein Großteil des Feminismus hat eben dazu geführt, daß das Verständnis zurückgegangen ist, weil man eben nur anklagt. D.h. also wenn man Normen aufstellt, ist man im Grunde nicht mehr lernfähig, denn dann hält man Normen durch, gegen die Erfahrung. Man hält an Erwartungen fest, obwohl sie ständig ennttäuscht werden. Und das ist bei Frauen im augenblicklichen Diskurs stark beobachtbar.
Dagegen ist nichts zu sagen, außer, daß es sich nicht um einen so ganz aktuellen Diskurs handelt. Inzwischen gehen viele Frauen doch schon pragmatischer mit den Tatsachen um, und man hat aufgehört, gegen Wände zu rennen. Trotzdem gebührt Schwanitz das Verdienst, die Diskussionen von gestern noch einmal im Überblick und aus männlicher Perspektive darzustellen. Er tut das, indem er verschiedene Männertypen in einer Portraitgalerie beschreibt. Zum Beispiel, den Mann mit der starken Schulter, den Hobby-Gott oder den Hauptdarsteller. Alles keine Helden, sondern liebenswert mit soziopsychologischem Vokabular nachgezeichnete Figuren, die in aller Unschuld um ein nettes Plätzchen im Männeruniversum kämpfen. Gefragt, wozu er sich denn zählt, meint er, als Literaturwissenschaftler müsse man sich nicht mehr an die Grenzen der männlichen Identitätsvorgaben halten. Literatur sei öffentliche Kommunikation über Privates. Und da sei es nicht ehrenrührig, weiblich zu agieren und übers Innenleben zu sprechen. Marcel Reich-Ranicki meint, daß Frauen keine großen Romane geschrieben hätten. Schwanitz kontert:
Wenn man die englische Literatur betrachtet - da denkt der wohl gar nicht dran - da ist das ganz einfach Quatsch. Der Roman ist ganz einfach weitgehend von den Frauen entwickelt worden, schon im 18. Jh, also sehr früh - da sind die besten Autoren also auch Autorinnen. Zum Beispiel Jane Austen, die erfindet quasi den ganzen Apparat des Romans und zwar bevor die Männer das tun. D.h. die Erzähltechnik, die Tricks, die Darstellung der Innenwelt, das wird alles von den Frauen erfunden, wie George Eliot oder Virginia Woolf, das sind alles erstrangige Autorinnen und ich nenne nur ein paar. Das kann man wirklich nicht sagen. Der Roman jedenfalls ist eine Domäne der Frauen.
Schwanitz ist ein kluger Mann - zum Anlaß eines kleinen Mikrophontests rezitiert er Schillers ‚Kraniche des Ibykus'. Ein beeindruckendes Netzwerk an Fakten und Meinungen ist in seinem Kopf gespeichert. Es ist amüsant, ihm zuzuhören, erhellend. Auf das Thema "Kinderlose Gesellschaft" - kürzlich hochgekochtes Thema der Feuilletons - macht er sich so seinen eigenen männlichen Reim.
Die Gesellschaft hat sich so umgebaut - und das hat nicht irgendjemand getan, sondern das ist ein evolutionärer Prozess... der hat dazu geführt, dass eben Männlichkeit nicht mehr gefragt ist. Man braucht das, was M bedeutet hat - nämlich Aggressivität und Muskelkraft und erhöhte Abenteuerlust - nicht mehr. Stattdessen ist die Gesellschaft so organisiert worden, dass man eben Kommunikationstugenden braucht. Also, die Dienstleistungsgesellschaft braucht einfach Kommunikationsfähigkeit und Liebenswürdigkeit und - feminine Tugenden. Auf diese Weise sind die Frauen sozusagen normal geworden und die Männer erklärungsbedürftig und eigentlich auch unnötig. Und das hat dazu geführt, dass die ganze Familie sich umgebaut hat. Und unter diesen Prämissen haben Frauen natürlich ihre traditionelle Rolle als Gebärerin und als Mütter verloren, und auf diese Weise ist dieses ganze Kinderproblem entstanden, in den fortgeschrittenen Gesellschaften.
Wenn die Schwangerschaft der Feind der modernen Frau geworden ist, dann kommt ja eigentlich zur rechten Zeit der Klongott in weiß. Der Mann übernimmt das Geschäft der Geburt. Und macht es - wie der französische Schriftsteller Michel Houellebecq hofft - besser.
Ja, die Biotechnologie würde möglicherweise von den Restriktionen, die die Biologie sonst vorgesehen hat, entlasten. Das würde möglich sein, wenn man das unbefangen betreiben und betrachten könnte. Das kann man aber natürlich nicht, weil der Sozialdarwinismus und der Faschismus da die Kultur dermaßen traumatisiert hat, dass man nicht richtig genau weiß, was da passiert ist. Ich glaube, die Diskussion ist sehr verdreht, dass man alles darauf bezieht, dass möglicherweise faschistisch motivierte Eingriffe kommen... Wir müssen weg von den Traumata... Tabus sind schlecht für eine vernünftige Diskussion.
Ein typischer Schwanitz-Satz. Obwohl, sagt er: Eigentlich sei er von der Disposition her immer ein angepaßter Mensch gewesen. Er wüßte auch nicht, wie er nun zu der Rolle des Stänkerers komme. Tatsächlich hat er in seiner Heimatstadt eine ganze Menge Leute gegen sich aufgebracht: die Professoren-Kollegen, denen er linke Verbohrtheit und im übrigen Niveaulosigkeit vorwarf, den Feministinnen an der Uni, die er tadelte wegen Rechthaberei mit einem Drang zum Diktatorischen. Woraufhin er Hassbriefe von Professorinnen erhielt.
Naja, das mit den Frauen - das fand ich ganz absurd. Das lag an einer sozialen Sondersituation, die mir im Grund ein falsches Image... Die Frauenfeindlichkeit des ‚Campus' hing nur damit zusammen, dass ich die Frauenbeauftragten kritisierte... wie sie als absolute Potentaten auftraten, die sich an keine Regel mehr hielten, und die als ideologisch unangreifbar galten. Und ich hab eigentlich immer da Macht kritisiert, wo sie absolutistisch daherkommt. Und die Frauen haben in der letzten Zeit in dem öffentl. Diskurs eine Art Immunitätsposition errungen. Das führte dazu, dass die Parteien und Gruppen, die sich die Frauen als Klientel sichern wollten ... nichts mehr gegen die Frauen zu sagen wagen., auch dann wenn sie Machtpositionen innehaben. Und das hab ich kritisiert - eine aussergewöhnliche Handlung, weil es sonst niemand tut.
1998 in einem Interview zu seinem Buch Campus nannte Schwanitz sich noch "Kämpfer gegen die Diktatur des Mittelmaßes". Heute, wo, wie er diagnostiziert, der Stern "Maskulinias" sinke, kämpft er für Milde im Umgang mit Männern. Eins ist er doch immer geblieben, ein Selbstdarsteller, aber immerhin ein amüsanter.
Dagegen ist nichts zu sagen, außer, daß es sich nicht um einen so ganz aktuellen Diskurs handelt. Inzwischen gehen viele Frauen doch schon pragmatischer mit den Tatsachen um, und man hat aufgehört, gegen Wände zu rennen. Trotzdem gebührt Schwanitz das Verdienst, die Diskussionen von gestern noch einmal im Überblick und aus männlicher Perspektive darzustellen. Er tut das, indem er verschiedene Männertypen in einer Portraitgalerie beschreibt. Zum Beispiel, den Mann mit der starken Schulter, den Hobby-Gott oder den Hauptdarsteller. Alles keine Helden, sondern liebenswert mit soziopsychologischem Vokabular nachgezeichnete Figuren, die in aller Unschuld um ein nettes Plätzchen im Männeruniversum kämpfen. Gefragt, wozu er sich denn zählt, meint er, als Literaturwissenschaftler müsse man sich nicht mehr an die Grenzen der männlichen Identitätsvorgaben halten. Literatur sei öffentliche Kommunikation über Privates. Und da sei es nicht ehrenrührig, weiblich zu agieren und übers Innenleben zu sprechen. Marcel Reich-Ranicki meint, daß Frauen keine großen Romane geschrieben hätten. Schwanitz kontert:
Wenn man die englische Literatur betrachtet - da denkt der wohl gar nicht dran - da ist das ganz einfach Quatsch. Der Roman ist ganz einfach weitgehend von den Frauen entwickelt worden, schon im 18. Jh, also sehr früh - da sind die besten Autoren also auch Autorinnen. Zum Beispiel Jane Austen, die erfindet quasi den ganzen Apparat des Romans und zwar bevor die Männer das tun. D.h. die Erzähltechnik, die Tricks, die Darstellung der Innenwelt, das wird alles von den Frauen erfunden, wie George Eliot oder Virginia Woolf, das sind alles erstrangige Autorinnen und ich nenne nur ein paar. Das kann man wirklich nicht sagen. Der Roman jedenfalls ist eine Domäne der Frauen.
Schwanitz ist ein kluger Mann - zum Anlaß eines kleinen Mikrophontests rezitiert er Schillers ‚Kraniche des Ibykus'. Ein beeindruckendes Netzwerk an Fakten und Meinungen ist in seinem Kopf gespeichert. Es ist amüsant, ihm zuzuhören, erhellend. Auf das Thema "Kinderlose Gesellschaft" - kürzlich hochgekochtes Thema der Feuilletons - macht er sich so seinen eigenen männlichen Reim.
Die Gesellschaft hat sich so umgebaut - und das hat nicht irgendjemand getan, sondern das ist ein evolutionärer Prozess... der hat dazu geführt, dass eben Männlichkeit nicht mehr gefragt ist. Man braucht das, was M bedeutet hat - nämlich Aggressivität und Muskelkraft und erhöhte Abenteuerlust - nicht mehr. Stattdessen ist die Gesellschaft so organisiert worden, dass man eben Kommunikationstugenden braucht. Also, die Dienstleistungsgesellschaft braucht einfach Kommunikationsfähigkeit und Liebenswürdigkeit und - feminine Tugenden. Auf diese Weise sind die Frauen sozusagen normal geworden und die Männer erklärungsbedürftig und eigentlich auch unnötig. Und das hat dazu geführt, dass die ganze Familie sich umgebaut hat. Und unter diesen Prämissen haben Frauen natürlich ihre traditionelle Rolle als Gebärerin und als Mütter verloren, und auf diese Weise ist dieses ganze Kinderproblem entstanden, in den fortgeschrittenen Gesellschaften.
Wenn die Schwangerschaft der Feind der modernen Frau geworden ist, dann kommt ja eigentlich zur rechten Zeit der Klongott in weiß. Der Mann übernimmt das Geschäft der Geburt. Und macht es - wie der französische Schriftsteller Michel Houellebecq hofft - besser.
Ja, die Biotechnologie würde möglicherweise von den Restriktionen, die die Biologie sonst vorgesehen hat, entlasten. Das würde möglich sein, wenn man das unbefangen betreiben und betrachten könnte. Das kann man aber natürlich nicht, weil der Sozialdarwinismus und der Faschismus da die Kultur dermaßen traumatisiert hat, dass man nicht richtig genau weiß, was da passiert ist. Ich glaube, die Diskussion ist sehr verdreht, dass man alles darauf bezieht, dass möglicherweise faschistisch motivierte Eingriffe kommen... Wir müssen weg von den Traumata... Tabus sind schlecht für eine vernünftige Diskussion.
Ein typischer Schwanitz-Satz. Obwohl, sagt er: Eigentlich sei er von der Disposition her immer ein angepaßter Mensch gewesen. Er wüßte auch nicht, wie er nun zu der Rolle des Stänkerers komme. Tatsächlich hat er in seiner Heimatstadt eine ganze Menge Leute gegen sich aufgebracht: die Professoren-Kollegen, denen er linke Verbohrtheit und im übrigen Niveaulosigkeit vorwarf, den Feministinnen an der Uni, die er tadelte wegen Rechthaberei mit einem Drang zum Diktatorischen. Woraufhin er Hassbriefe von Professorinnen erhielt.
Naja, das mit den Frauen - das fand ich ganz absurd. Das lag an einer sozialen Sondersituation, die mir im Grund ein falsches Image... Die Frauenfeindlichkeit des ‚Campus' hing nur damit zusammen, dass ich die Frauenbeauftragten kritisierte... wie sie als absolute Potentaten auftraten, die sich an keine Regel mehr hielten, und die als ideologisch unangreifbar galten. Und ich hab eigentlich immer da Macht kritisiert, wo sie absolutistisch daherkommt. Und die Frauen haben in der letzten Zeit in dem öffentl. Diskurs eine Art Immunitätsposition errungen. Das führte dazu, dass die Parteien und Gruppen, die sich die Frauen als Klientel sichern wollten ... nichts mehr gegen die Frauen zu sagen wagen., auch dann wenn sie Machtpositionen innehaben. Und das hab ich kritisiert - eine aussergewöhnliche Handlung, weil es sonst niemand tut.
1998 in einem Interview zu seinem Buch Campus nannte Schwanitz sich noch "Kämpfer gegen die Diktatur des Mittelmaßes". Heute, wo, wie er diagnostiziert, der Stern "Maskulinias" sinke, kämpft er für Milde im Umgang mit Männern. Eins ist er doch immer geblieben, ein Selbstdarsteller, aber immerhin ein amüsanter.