Archiv


Märkte und Moneten

Honecker: Mozart, Märkte und Moneten. Der Name des Kongresses ist schon mal ein Hinhörer. Veranstaltet wird er von Kulturmanagementstudenten und –studentinnen der Universität Freiburg, denen ist es sogar gelungen Bundeswirtschaftsminister Clement als Schirmherr zu gewinnen. Am Telefon habe ich jetzt Doktor Theodor Piendl, Dozent des Instituts für Sprachen und Wirtschaft und Projektbetreuer. Guten Tag.

    Piendl: Ja, guten Tag.

    Honecker: Herr Piendl, "Mozart, Märkte und Moneten" ist, so schreiben Sie, ein jährliches Forum für Wirtschaft und Kultur, das klingt gut. Was heißt das?

    Piendl: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Wirtschaft ohne Kultur lebt und die Kultur ohne Wirtschaft und dass die Realität anders aussehen sollte. Dafür haben wir gedacht, machen wir dieses Forum. Dass die beiden miteinander zu tun bekommen, bei der Kultur ist es oft so, dass der Kommerz von vorneherein abgelehnt wird, bei der Wirtschaft ist es oft so, dass gesagt wird, was wollen wir mit Kultur, das kostet doch nur Geld und bringt uns nichts.

    Honecker: Was kann denn der jeweils andere Bereich dem jeweils anderen Bereich bringen? Also, die Kultur der Wirtschaft und die Wirtschaft der Kultur.

    Piendl: Ein Beispiel möchte ich Ihnen nennen, eine große Drogeriekette, die machen mit ihren Mitarbeitern Theatertraining und erhöhen somit die kommunikative Kompetenz, mit der die Mitarbeiter dann in den Unternehmen kundenorientierter handeln. Die haben das zunächst mit ihren Azubis gemacht und dann haben die Mitarbeiter gemerkt, Menschenskind, die sind ja insgesamt viel besser drauf als wir und jetzt wünschen die Mitarbeiter auch solche Kurse.

    Honecker: Das heißt also, dass Kultur auch so etwas wie einen geldwerten Vorteil bringen kann?

    Piendl: Ja, auf jeden Fall. Das haben ja solche Unternehmen, wie diese genannte Kette oder auch andere Unternehmen, das haben die bereits verstanden.

    Honecker: Wir reden über Kulturmanagement, was an Ihrer Universität ja ausgebildet wird. Kulturmanager sind ja mit der Realität vertraut und wissen, es ist immer weniger Geld da, vor allem die öffentliche Hand hat weniger. Versucht man auch deswegen den Kontakt zur Wirtschaft zu intensivieren, um da neue Geldquellen zu erschließen durch Sponsoring beispielsweise?

    Piendl: Da gibt es momentan einfach, ich sage einmal, Annäherungsprozesse, weil man merkt, dass man alleine aufgrund der Knappheit der Mittel einfach nicht mehr weiterkommt. Das ist eigentlich eine Chance, seine Kreativität auch ein bisschen spielen zu lassen und nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu suchen. Denken Sie zum Beispiel auch an die Public Privat Partnership, wo Bildung, öffentliche Verwaltung, Wirtschaftsunternehmen und Kultur zusammenarbeiten, um zusammen etwas auf die Beine zu stellen. Das bedeutet natürlich auch, dass bestimmte eingefahrene Denkmuster abgebaut werden.

    Honecker: Man kann ja immer lernen, auch von anderen Kulturen. Sie haben William Byrnes, Dekan des Fachbereichs Kulturmanagement an der Staatsuniversität in Florida als Referenten gewinnen können. Welche anderen Finanzierungsmodelle, die man in Europa nicht kennt, wird er denn vorstellen, wissen Sie das?

    Piendl: Er wird vor allem privates Sponsoring vorstellen, das sich im Grunde von dem Sponsoring hier in Europa nicht unterscheidet. Es ist nur, sage ich einmal, das Ausmaß ist viel größer, weil in Amerika praktisch alles per privatem Sponsoring geschieht und es hat eine viel größere Selbstverständlichkeit.

    Honecker: Abschließend, wir reden über den Studiengang "Internationales Kulturmanagement", vielleicht noch etwas zum Curriculum. Was lernen denn die Studierenden dort?

    Piendl: Die Studierenden, die sollen Mittler zwischen Kultur und Wirtschaft sein, zwischen Kultur und Management, sie sollen im internationalen Rahmen Botschafter für diese Vermittlung sein und sie lernen die klassischen Fächer: BWL, also Wirtschaftswissen, Marketing, VWL und natürlich haben sie Kulturfächer, Kulturgeschichte, Literatur, die Sprachen, die dazugehören, interkulturelle Kommunikation, sehr viel Kommunikation und sie sind sehr praxisorientiert im Projektmanagement tätig, wie ja jetzt bei "Mozart, Märkte und Moneten".

    Honecker: Doktor Theodor Piendl war das, Projektbetreuer des Forums "Mozart, Märkte und Moneten", das in diesem Jahr, morgen am zweiten Juli in Freiburg stattfinden wird. Herzlichen Dank.