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Mäuseplage in der Fränkischen Schweiz

In der Fränkischen Schweiz tanzen die Mäuse derzeit auf den Tischen - im wahrsten Sinne des Wortes. Einige Haushalte stehen hilflos einer handfesten Plage gegenüber.

Von Simone Schülein |
    "Schauen sie mal her, wie das ausschaut: Das ist doch Wahnsinn! Das ist mein neuer Sommeranzug und das ist so ärgerlich. Hier - das ganze Futter hier von der Maus angefressen, das Loch hier! Jetzt hab ich wirklich Angst. Ja, die fressen ja alles an!"

    Die Mäuse haben an einem Blazer genagt und mit ihren scharfen Zähnen einige fingergroße Löcher herausgefuttert. Dann machten sie sich über Plüschtiere und Geschenkartikel her. Nur ein paar Häuser weiter tanzen die kleinen Nager wahrhaftig auf dem Tisch. Bei der Nachbarin machen sie es sich im Wohnzimmer bequem:

    "Da habe ich die Kissen so aufschütteln wollen, und in dem Moment läuft eine Maus da rüber. Die hat einfach hinter dem Kissen gesessen. Hier am Klavier ist auch eine da oben spazieren gegangen. Also es ist fürchterlich bei uns im Moment. Es hat Jahre gegeben, da waren auch schon viele Mäuse da, aber im Moment ist es ganz schlimm, viel schlimmer als damals."

    Die kleinen Tiere sind in der Fränkischen Schweiz zur Plage geworden. In den vergangenen Tagen hat die Familie immer wieder Mäusefallen aufgestellt und so schon an die 30 Mäuse gefangen. Doch noch haben sie die Plage nicht im Griff. Nachts spazieren die Nager still und heimlich auf dem Esstisch umher, hinterlassen überall schwarzen Mäusekot. Und auch in der Küche ist einiges los:

    "Wie ich früh in die Küche bin, auf einmal läuft mir da eine entgegen. Da hinten auf meinen Kochbüchern waren sie. Sind überall Mausbembala. Und jeden Tag muss ich in der Küche alles abwischen, und überall sind die Mäuse. Das ist schrecklich. Ich hab schon gesagt, ich möchte am liebsten einfach gehen, aber ich kann das Haus ja nicht den Mäusen überlassen."

    Die kleinen Tierchen sind zur Plage geworden. In zahlreichen Orten der Fränkischen Schweiz haben sich die Tiere in den vergangenen Wochen rasend schnell vermehrt. Schuld war das warme Frühjahr. Dann im August kam der Regen. Da sucht sich die Maus ein warmes und trockenes Plätzchen. Das kann dann auch eine Gerätehalle zwischen den Äckern sein. Da nagt sie alles an, was sie kriegen kann. Bei Landwirt Hermann Greif aus Pinzberg in der Fränkischen Schweiz haben die Mäuse heuer schon mehrere hundert Euro Schaden angerichtet:

    "Die haben zum Beispiel Leitungen durchgeputzt, die dann verhindert haben, dass ein Schlepper anspringt. Bei mir ist es so, dass sie unter den Hallentoren sich dann drunter durchfressen in diese Gummiabdichtungen und dann die elektronischen Bauteile weggefressen haben und dadurch dann die Tore kaputt gegangen sind. Und da mussten wir dann einen Fachmann holen lassen, damit es überhaupt wieder auf und zu geht."

    Der Landwirt hat in der Gerätehalle Gift ausgelegt. Und auch in Affalterthal haben die Bewohner den Nagern den Kampf angesagt. Wenn Katze und Hund nicht helfen, muss die Maus eben anders raus aus dem Haus - oder wie in diesem Fall aus dem Kinderzimmer:

    "Im Bett da waren Mäusebembala und unter dem Kissen. Jetzt hab ich das Bett schon überzogen und alles saubergemacht. Ich hoffe, dass ich sie erwischt habe. Die fängt man am besten mit einem Gouda oder Emmentaler. Den tut man in eine Mausfalle rein, und so kann man die Maus am besten fangen."

    Die Nürnberger Biologin und Schädlingsbekämpferin Eva Scholl rät davon ab, als Laie Gift auszulegen. Wenn überhaupt, sollte das ein Kammerjäger tun. Die Gefahr ist groß, mit Gift auch die natürlichen Feinde der Maus zu gefährden. Neben Mausfalle empfiehlt Eva Scholl vor allem langfristig etwas gegen die kleinen Untermieter zu tun:

    "Was die Mäuse brauchen, ist echte Nahrung. Das können sogar die Trockenfrüchte aus dem Christbaumschmuck sein. Wenn einer jetzt sein Fallobst nicht aufhebt, dann vermehren sich die Mäuse. Und auch durch Pflanzenwuchs am Haus hoch außen, der Meter um das Haus rum, wenn der frei ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass Mäuse reinkommen, drastisch geringer. Denn Mäuse, die einmal die gnadenlose Liebe zu schwarzen Löchern und Wärme haben, hassen offene Flächen, und wenn das nur ein Meter ist, da gehen die nicht rüber."

    Für die Bewohner in der Fränkischen Schweiz gibt es momentan nur einen Trost: Mäuse werden in der Regel nur ein Jahr alt und überleben nicht den Winter. Spätestens dann ist also Schluss.