Dienstag, 21. Mai 2024

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Magister statt Millennium

27.12.1999
    Während allerorten Vorbereitungen für die größten Parties des Jahrhunderts, ja des Jahrtausends, laufen, stecken Studierende wie die Literaturwissenschaftlerin Viviane Korn in der heißen Phase ihrer Magisterarbeit. Für Feiertage hat die Studentin daher wenig Sinn. "Ich muss am 26. Januar abgeben, dieser Druck sitzt einem ständig im Nacken", so Viviane. Ihr Thema: Der Blick und weibliche Identität in den Romanen von Charlotte Brontë. Weihnachten verbrachte sie zwar bei den Eltern, doch das Notebook war immer dabei. Täglich sechs bis acht Stunden Magisterarbeit seien ganz schön nervenaufreibend, erzählt Viviane: "Streckenweise kann ich das Thema nicht mehr sehen." Auch wenn eigentlich Freizeit und Ausspannen angesagt sind, gehen ihr Charlotte Brontës Romane kaum aus dem Kopf: "In Gesprächen oder wenn ich irgendetwas sehe, fällt mir ständig etwas zu meiner Arbeit ein." In ihrer WG schirmen die Mitbewohner sie von Telefonanrufen und ähnlichen Ablenkungen ab, viele Bekannte hat die Studentin lange nicht gesehen. Wenn dann noch der Computer damit droht, das Geschriebene verschwinden zu lassen, liegen die Nerven schnell blank: "Als ich ein Backup machen wollte, war die Magisterarbeit weg. Ich war zwei Minuten lang kurz vor dem Wahnsinn, habe sie dann aber zum Glück im Papierkorb des Computers wiedergefunden." Nach der Abgabe ihrer Arbeit in knapp einem Monat folgen noch einige Prüfungen, bevor Viviane Korn endlich ihre Magisterurkunden in Empfang nehmen kann: "Wenn dann alles hinter mir liegt, dann beginnt für mich das neue, mein persönliches Millennium."