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Magnet-Bilder aus dem Körper

Technik. - Seit vergangenem Samstag tagen in Jena Mediziner, Physiker, Ingenieure und Biologen im Rahmen des internationalen Kongresses ''BIOMAG 2002'': Das die unterschiedlichen Disziplinen vereinende Thema klingt zunächst esoterisch: Biomagnetismus. Dahinter verbirgt sich ein neues, gut verträgliches Verfahren, das aus der Messung körpereigener Magnetfelder die Tätigkeit des Herzmuskels oder auch die Aktivität einzelner Gehirnregionen von Ungeborenen darstellt.

    "Das Verfahren basiert auf einer sehr empfindlichen Antenne, mit der wir in der Lage sind, die äußerst schwachen biomagnetischen Signale, die von Herz oder Gehirn erzeugt werden, aufzufangen. So können wir selbst die schwachen Impulse eines ungeborenen Kindes durch die Bauchdecke einer werdenden Mutter hindurch feststellen", berichtet Ekkehard Schleußner von der Abteilung Geburtshilfe und Gynäkologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Dass die Methode ? trotz ihrer hohen Sensibilität ? noch in den Kinderschuhen steckt, zeigen die dazu nötigen Anlagen, die mit supraleitenden Metallen und Detektoren arbeitet, um geringste Feldschwankung zu erfassen, in elektrische Signale umzuwandeln und über eine aufwändige Computertechnik aufzubereiten.

    Dazu muss zunächst jedweder elektromagnetische Smog, der unsere Umwelt durchzieht und die Messungen stören würde, durch eine besonders abschirmende Messkammer eliminiert werden. Das eigentliche Messinstrument wird darin berührungslos, aber doch so nah wie möglich an die Bauchdecke der Patientin und damit an Herz oder Gehirn des Kindes herangeführt. Das so gewonnene Signalrauschen wandert dann durch eine mehrstufige Filterkaskade, an deren Ende ein dem Elektrokardiogramm beziehungsweise dem Hirnstrommuster eines Elektroenzephalogramms vergleichbarer Datensatz resultiert. "Statt der üblichen elektrischen Impulse messen wir dabei eben magnetische Änderungen", resümiert Schleußner. Dass die technische Entwicklung der medizinischen Innovation bereits große Sprünge macht, belegte eine Neuvorstellung anlässlich der "BIOMAG 2002": "Diese Neuentwicklung ermöglicht erstmals die Ableitung der fetalen biomagnetischen Felder auch ohne den Einsatz der Isolationskammer und kann daher im Klinikbetrieb viel leichter als bislang eingesetzt werden."

    "Die Hauptanwendungen liegen derzeit noch in der Forschung, wo wir die Entwicklung des kindlichen Herzens sowie die Reifung und Leistungsfähigkeit des jungen Gehirnes im Mutterleib erforschen", erklärt der Mediziner. Doch insbesondere bei der Messung der fetalen Herztätigkeit habe man bereits den Schritt hin zum klinischen Einsatz vollzogen. So könnten bereits jetzt mit der Magnetkardiographie bei Feten mit Herzrhythmusstörungen verwertbare Aussagen zu den Ursachen gemacht werden. Diese differenzierte Form der Diagnose verkürze damit auch den Weg zu ersten therapeutischen Schritten, die dann etwa als frühe medikamentöse Eingriffe die Chancen der Kleinsten verbessere.

    [Quelle: Grit Kienzlen]