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Magnetfeld hilft Schiedsrichter

Technik. - Die nächsten drei Wochen wird sich in Europa fast alles um die schönste Nebensache der Welt drehen. Tore werden reihenweise erwartet, und noch muss der Schiedsrichter ohne Hilfstechnik entscheiden, ob der Ball drin oder draußen ist. In Zukunft könnte ihm eine Technologie vom Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) bei der Entscheidungsfindung helfen. Einer der Entwickler von GoalRef, René Dünkler, erklärte es im Gespräch mit Arndt Reuning.

René Dünkler im Gespräch mit Arndt Reuning |
    Reuning: Herr Dünkler, wie funktioniert denn das System?

    Dünkler: Das System GoalRef besteht aus, ja, zwei Teilen. Der eine Teil ist im Tor drin. Das heißt, das Tor bildet ein Magnetfeld, und der zweite Teil, der ist im Ball. Das heißt, im Ball sind Spulen integriert, und diese Spulen ermöglichen es, wenn der Ball über die Torlinie bewegt, zu erkennen, jetzt ist ein Tor, jetzt ist kein Tor. Diese Information wird dann drahtlos an die Schiedsrichter-Uhr übermittelt. Und somit hat der Schiedsrichter dann in Echtzeit die Information, ob ein Tor gefallen ist oder nicht.

    Reuning: Wie genau kann dieses System denn messen, im Millimeterbereich?

    Dünkler: Das System wird zur Zeit getestet von der Fifa,beziehungsweise von einem unabhängigen Prüfinstitut. Da gibt es eben Spezifikationen in verschiedenen Situationen, und diese Spezifikationen sind also sehr hart und bedeuten, dass wirklich eine sichere Tor-Entscheidung dann auch möglich ist.

    Reuning: Der Ball selbst muss speziell präpariert werden. Verändert das nicht vielleicht doch seine Spieleigenschaften?

    Dünkler: Also das sind spezielle Bälle, da haben Sie recht. Aber das sind so leichte Veränderungen, die an den Ball vorgenommen werden, dass man es nicht merkt, ob ein Ball solche Technologien drin hat, oder eben nicht.

    Reuning: Und wann wird denn GoalRef zum ersten Mal auf dem Fußballplatz zum Einsatz kommen?

    Dünkler: Das wird jetzt... Nach der EM wird, Anfang Juli wird es eine Entscheidung von der Fifa geben, wie es zukünftig weiter geht. In diese Entscheidungen werden die Testergebnisse, die, diese Woche bzw. in den letzten Monaten und auch Jahren vorgenommen wurden, einfließen. Und nach dieser Entscheidung werden die nächsten Schritte festgelegt. Und da geht es eben dahin, in welchen Ligen unser System dann eingesetzt werden kann.

    Reuning: Und dieses System, diese Torlinientechnologie ist ja nicht die einzige Technologie zum Thema Fußball, die Sie am ISS entwickeln, oder?

    Dünkler: Ja, also diese Technologie wird sich sehr schön in das Gesamtportfolio einfügen am Fraunhofer IIS. Das heißt, wir haben zum Beispiel auch Fußballtechnologien, die es ermöglichen, Medien zu unterstützen, Informationen zu Medien zu geben. Wir haben Trainings-Analysesysteme, die es ermöglichen den Trainer zu unterstützen, beziehungsweise die Spieler zu unterstützen, bis hin zu so genannten Fitness-Shirts. Das heißt, die Gesundheit, die Fitness der Spieler und Sportler zu überwachen.

    Reuning: Nimmt so eine Technologie dem Spiel aber nicht doch vielleicht etwas von seinem Reiz, eben das spielerische?

    Dünkler: Im Gegenteil. Die Technologien, die wir einsetzen, das sind immer auch darauf bezogen, dass das Spiel, im speziellen auch das Fußballspiel noch interessanter [wird], das heißt noch mehr individuelle Informationen auch zur Verfügung stehen, um einfach vielleicht sogar mehr Fans und mehr Interessenten für dieses Fußballspiel zu interessieren.