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Maisanbau in der ökologischen Landwirtschaft

Der Anbau von Mais hatte und hat bei vielen Umweltschützern einen denkbar schlechten Ruf. Denn die Futterpflanze wird oft als Monokultur angebaut und dient vielen intensiv wirtschaftenden Milchviehbetrieben beispielsweise als Verwerter überschüssiger Gülle, was wiederum zu Belastungen des Grundwassers führen kann. Der intensive Mais-Anbau war auch die Ursache für das Verbot des Unkrautvernichters "Atrazin" vor zehn Jahren, weil das Maisherbizid im Trinkwasser aufgetaucht war. Kurzum: Öko-Betriebe wollten lange Zeit von Futtermais nichts wissen und setzten stattdessen auf Grünland oder auf den Anbau von Futterrüben oder Leguminosen. Doch inzwischen hat sich das Bild gewandelt und Mais findet auch Einzug in den ökologischen Landbau. Michael Schlag hat sich nach den Gründen für diesen Gesinnungswechsel erkundigt.

von: Michael Schlag |
    Der Anbau von Mais hatte und hat bei vielen Umweltschützern einen denkbar schlechten Ruf. Denn die Futterpflanze wird oft als Monokultur angebaut und dient vielen intensiv wirtschaftenden Milchviehbetrieben beispielsweise als Verwerter überschüssiger Gülle, was wiederum zu Belastungen des Grundwassers führen kann. Der intensive Mais-Anbau war auch die Ursache für das Verbot des Unkrautvernichters "Atrazin" vor zehn Jahren, weil das Maisherbizid im Trinkwasser aufgetaucht war. Kurzum: Öko-Betriebe wollten lange Zeit von Futtermais nichts wissen und setzten stattdessen auf Grünland oder auf den Anbau von Futterrüben oder Leguminosen. Doch inzwischen hat sich das Bild gewandelt und Mais findet auch Einzug in den ökologischen Landbau. Michael Schlag hat sich nach den Gründen für diesen Gesinnungswechsel erkundigt.

    Mais ist eine Futterpflanze mit sehr viel Energie vor allem im Mais-Kolben, mit guter Verdaulichkeit für Milchkühe und relativ niedrigen Produktionskosten. Denn Anbau und Ernte sind gut mechanisierbar. Bei der gestiegenen Nachfrage nach Milch und Fleisch aus ökologischer Erzeugung können jetzt auch Bio-Betriebe die beste Futterpflanze gut gebrauchen. Mais ist deshalb bei Öko-Bauern keineswegs mehr verpönt. So verkauft der Bioland-Verband heute Saatgut von neun Mais-Sorten aus ökologischer Vermehrung. Susanne Weißbecker von Bioland:

    Er passt durchaus in das System des ökologischen Landbaus, allerdings nur in sehr angepassten Mengen. Also man könnte nicht alle drei Jahre Mais anbauen. Man muss dann schon schauen, dass man in der Fruchtfolge einen relativ geringenTeil mit Mais bebaut um die Probleme gerade in Bezug auf Unkraut zu vermeiden.

    Mais wächst im Frühjahr sehr langsam, lässt den Acker lange kahl und damit dem Unkraut wochenlang Licht und Platz. Der Acker muss deshalb immer wieder mit Hacken und Striegeln bearbeitet werden. Ansonsten macht der Mais vergleichsweise wenig Probleme im Öko-Anbau, Pilze verschonen ihn und gegen den einzigen wichtigen Schädling, den Maiszünsler, gibt es ein biologisches Verfahren mit Nützlingen. Eigentlich sei der Mais damit ?ein verkannter Öko,? schreibt das deutsche Maiskommittee, ein Verband zur Förderung des Maisanbaus. Auch Matthias Benke von der Landwirtschaftskammer Weser-Ems meint, der Mais sei prädestiniert für die ökologische Futterration:

    Zum Gras ist der Mais die ideale Ergänzung, dadurch dass die Energiekonzentration beim Mais sehr, sehr hoch ist und vor allem auch die Stärke in die Ration kommt. Dadurch ist der Mais aus der Ration nicht wegzudenken. Und für die Betriebe hier in Weser-Ems ist es von entscheidender Bedeutung, dass es gelingt, auch den Mais ökologisch anzubauen, denn es wird kein Betrieb der bisher den Mais konventionell angebaut hat, umstellen, ohne dass er den Mais mitnehmen kann.

    Mit der knappen Dünger-Versorgung im ökologischen Landbau kommt der Mais zurecht. Die Pflanze hat ein gutes Aneignungsvermögen für Nährstoffe, das heißt sie holt sich aus dem Boden was sie braucht. Doch Mais kann den Boden auch auszehren, zum Nachteil der folgenden Früchte. Und die Sache hat noch einen Haken. Für den Anbau von Mais zahlt die Europäische Union die gleiche Hektarprämie wie für Getreide. Seit langem schon fordern die Öko-Verbände, diese Maisprämie gehöre abgeschafft, statt dessen solle mit dem Geld Grünland gefördert werden. Dann aber würden auch Öko-Bauern ihre Mais-Prämie verlieren. Susanne Weißbecker von Bioland:

    ?Man muss dazu sehen, dass die Betriebe die Mais anbauen, nur einen sehr geringen Umfang einnehmen. Das heißt also, das tragende Glied sowohl der Futterversorgung als auch der Fruchtbarkeit auf dem Acker ist nach wie vor das Kleegras, der Kleegrasanbau, der mit ungefähr 20 bis 25 Prozent in der Fruchtfolge steht. Mais könnte diesen Anteil nie einnehmen, bei weitem nicht. Auch werden viele Betriebe nie Mais anbauen wollen. Von daher ist die Position nach wie vor die gleiche.

    Wenn der Mais nur ein Glied in einer langen Fruchtfolge ist, dann würde auch der Verlust der Prämie weniger zu Buche schlagen als bei einer Monokultur. Und was den schlechten Ruf des Mais betrifft, der gehe zu Lasten eines Ackerbaus, den der ökologische Landbau so nicht betreibt. Oder anders gesagt: Es gibt keine schlechten Kulturpflanzen, es gibt nur schlechte Methoden, sie anzubauen.