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Maiswurzelbohrer in Baden aufgetaucht

Nachdem der Maiswurzelbohrer erstmals in Deutschland aufgetaucht ist, hat Jens Unger von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft umgehend Maßnahmen gegen den gefürchtete Pflanzenschädling gefordert. Um eine Ausbreitung zu verhindern, müsse man auch Insektizidmaßnahmen vorsehen, um fliegende Käfer an der Ausbreitung zu hindern.

Moderation: Günter Hetzke |
    Günter Hetzke: Es ist nur eine Frage der Zeit, wann der Maiswurzelbohrer auch in Deutschland einwandert, orakelten Landwirtschaftsexperten seit Jahren. Nun scheint sich diese böse Vorahnung bestätigt zu haben. Der gefürchtete Pflanzenschädling ist im badischen Ortenaukreis aufgetaucht, so jedenfalls eine Pressemmitteilung des baden-württembergische Landwirtschaftsministeriums. Am Telefon begrüße ich Dr. Jens Unger von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, er ist der Leiter der Abteilung Pflanzengesundheit und deshalb mit dem Maiswurzelbohrer bestens vertraut. Guten Tag, Herr Unger.

    Jens Unger: Guten Tag, Herr Hetzke.

    Hetzke: Herr Unger, warum ist gerade dieser Käfer bei den Landwirten so gefürchtet?

    Unger: Weil er bisher hier nicht vorkommt, aber ganz erhebliche Schäden im Maisanbau verursachen kann. Er führt dazu, dass die Wurzeln abgefressen werden und der Mais umkippt, oder dass die Pollen gefressen werden und dann keine richtigen Kolben gebildet werden, sondern das so ganz zahnlos aussieht, als hätte jemand schon die Körner rausgefressen.

    Hetzke: Der Käfer treibt ja schon seit Jahren sein Unwesen und taucht immer wieder in den Fachzeitschriften mit warnendem Unterton auf. Wo kommt denn der Käfer her?

    Unger: Der Käfer kommt aus den USA. Wir vermuten es zumindest. Er ist in Europa erstmalig 1990 vermutlich in der Umgebung von Belgrad aufgetreten. Und zwar dort in der Umgebung des Flughafens. Und vielleicht noch ein Wort zum Schaden: In den USA ist er der Maisschädling überhaupt, der schlimmste Maisschädling überhaupt. Und man befürchtet, oder man geht von einer Milliarde Dollar Schäden pro Jahr in den USA aus. Und deshalb fürchtet man sich in Europa sehr davor.

    Hetzke: Das sind ja enorme Summen. Wenn dieser Käfer schon so lange bekannt ist, dann ist warum dann auch nicht bekannt, wie man den Schädling bekämpfen kann?

    Unger: Das ist ja schon bekannt. Man hat auch auf europäischer Ebene, seit 2003 allerdings erst, versucht, etwas gegen den Käfer zu tun, gegen die Verschleppung des Käfers zu tun. Man versucht neuerdings auch, etwas gegen die natürliche Ausbreitung des Käfers zu tun. Aber der Käfer fliegt ja mit dem Flugzeug und das ist ein besonderes Problem.

    Hetzke: Und wenn er im Feld ist, was kann man dann gegen ihn tun?

    Unger: Wenn er im Feld ist, muss man etwas dagegen tun, aufgrund von EU-Entscheidungen. Denn wir sind nach wie vor der Meinung, dass man die Verbreitung des Käfers verhindern sollte und auch die Einschleppung verhindern sollte. Und das Beste ist, man betreibt eine Fruchtfolge, man baut nicht Mais nach Mais. Aber wenn der Käfer erst mal da ist, muss man in dem Jahr, in dem der Käfer auftritt auch Insektizidmaßnahmen vorsehen, um fliegende Käfer an der Ausbreitung zu hindern.

    Hetzke: Lässt sich der Schaden in Deutschland jetzt noch begrenzen, indem man beispielsweise die befallenen Felder umpflügt oder abbrennt, also den Ort des Befalls isoliert?

    Unger: Wir hoffen ja. Wir haben von Seiten der Biologischen Bundesanstalt schon vor Jahren eine Leitlinie erarbeitet für alle Bundesländer, was zu tun ist im Einzelnen, wenn Befall mit Käfern auftritt. Und wir wissen, dass solche Ausrottungsmaßnahmen sehr erfolgreich sein können. Der Käfer wurde ausgerottet im Umfeld von Paris-Flughafen, im Umfeld von Amsterdam-Flughafen, Brüssel-Flughafen. Überall dort ist der Käfer wieder ausgerottet worden. Und wir hoffen natürlich sehr, dass das jetzt auch im Umfeld des Flughafens Lahr, wo er ja auch dort gefunden wurde, in Sichtweite der Rollbahn, dass man ihn auch dort wieder ausrotten kann.

    Hetzke: Das war Herr Dr. Jens Unger von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft von der Abteilung Pflanzengesundheit zum Maiswurzelbohrer, der jetzt auch in Deutschland eingewandert ist. Herr Unger, vielen Dank für diese Informationen.

    Unger: Vielen Dank, Herr Hetzke. Wiederhören.