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Majestätische Trägheit

Heute Nacht besucht der fast volle Mond den schönsten unserer Sonnenplaneten – den Ringplaneten Saturn. Schon bei Einbruch der Dunkelheit stehen beide ziemlich hoch am Osthimmel und wandern gemeinsam über das Firmament. Saturn ist der goldfarbene Lichtpunkt links unterhalb vom Mond.

Von Damond Benningfield |
    Wie es einem Riesen gebührt, wandert Saturn in gemächlichem Tempo über das Himmelszelt – langsamer als jeder andere Planet, den Sie mit bloßem Auge sehen können. Im Durchschnitt vergehen etwa 30 Jahre, bis er zum gleichen Punkt vor dem Hintergrund der Sterne zurück kehrt.

    Sternbeobachter der Antike sahen in allem, was sie bei einem Planeten beobachteten, einen wichtigen Hinweis. Dazu gehörte auch die Geschwindigkeit, mit der ein Planet über den Himmel zog. Der gemächliche Weg des Ringplaneten hatte etwas Königliches. Deshalb benannte man ihn nach Saturn, dem römischen Äquivalent zu Chronos, dem Führer der Titanen – jenen alten Göttern, die vor den olympischen Göttern geherrscht haben.

    Diese Verbindung zwischen Himmel und Erde wurde noch weiter ausgesponnen. Man verglich diejenigen, die sich sehr langsam bewegten mit Saturn. Daraus entstand das englische Wort "saturnine” – das finster, düster oder träge bedeutet.

    Heute wissen wir, dass die Geschwindigkeit des Saturn durch seine Position im Sonnensystem bedingt ist. Der Ringplanet hat mehr als den neunfachen Abstand zur Sonne als unsere Erde. Seine Umlaufbahn ist also wesentlich länger. Auch bewegen sich Planeten langsamer, je weiter sie von der Sonne entfernt sind. Saturn hat also Gründe für seine majestätische Trägheit. Beobachten Sie diesen trägen, schönen Planeten heute Nacht in Mondnähe.