Den Durchbruch brachte dann die gaschromatographische und massenspektrometrische Analyse von unbenutztem Balsamierungsmaterial, das den Forschern von der ägyptischen Abteilung des Metropolitan-Museum in New York zur Verfügung gestellt wurde. "In diesem erhärteten Teerfragment fanden wir keinerlei Hinweise auf Wacholder." Dafür stieß die Gruppe auf Guajakol, das bei der Verschwelung von Zedernholz austritt - ein besonders widerstandsfähiges, weil noch immer aktives Enzym: "Im Schatzkästchen der molekularen Archäologie, nämlich in mumifizierten Knochen, konnten wir bis in die Zeit des alten Reiches vor etwa 4000 Jahren ein Knochenenzym mit voller immunologischer Aktivität isolieren." Das aufgespürte Guajakol, so fanden die Molekulararchäologen heraus, besitzt erstaunlich konservierende Wirkung, indem es Bakterien effektiv abtötet. Der Befund decke sich mit einer Schilderung von Plinius dem Älteren, so Ulrich Weser: "Plinius beschreibt, dass Zedernholz in Stückchen gehackt und Feuer draußen herumgelegt wurde. Daraus wurde eine scharfe, wässrige Flüssigkeit gewonnen. Dieses Cedrium, so nennt er es, sei hervorragend geeignet, um die Toten zu konservieren."
Mit dieser Rezeptur bewaffnet, besorgte sich der Tübinger Biochemiker drei Schweinerippen und präparierte die Knochen außerordentlich erfolgreich mit Zedern-Guajakol. In Amsterdam schloss schließlich Kommissar Zufall den Indizienbeweis, denn in einem großen Schuhgeschäft entdeckte Weser Schuhspanner aus Zedernholz. "Da hat es bei mir geklingelt, dass die Schimmelbildung oder vielleicht sogar Fußpilz damit vernichtet wird. Es ist damit sozusagen die Brücke von antiken Texten bis hin zum einundzwanzigsten Jahrhundert geschlagen, wo wir Texte der Antike mit modernen naturwissenschaftlichen Methoden verifizieren können."
[Quelle: Klaus Herbst]